Bergsteiger-Legende wurde 80

Er ist der einzige lebende Bergsteiger, der zwei Achttausender als erster und ohne Sauerstoff bestiegen hat: Der gebürtige Villacher Kurt Diemberger wurde am 16. März 80 Jahre alt. Und er hat noch viel vor.

Seine Kindheit verbrachte der jetzt in Italien lebende Kurt Diemberger in Villach, Gymnasium und Handelsakademie absolvierte er in Salzburg, danach begann der Sohn eines Lehrers in Wien ein Welthandelsstudium. Schon damals bestimmte das Bergsteigen sein Denken, erzählt er: „Es hieß, ein Welthandelsprofessor hat vier Monate Ferien. Ich dachte mir, in der Zeit kann ich die halben Alpen niederreißen.“

Doch vier Monate im Jahr reichten nicht. Weil seine Bergziele noch wesentlich mehr Zeit in Anspruch nahmen, machte er seine Leidenschaft zum Beruf. Kurt Diemberberger wurde Bergführer und begann mit dem Höhenbergsteigen. Mit Büchern Vorträgen und als Kameramann bestritt er fortan seinen Lebensunterhalt.

Buch-Klassiker: „Aufbruch ins Ungewisse“

Diembergers Buch-Klassiker „Aufbruch ins Ungewisse“ ist jetzt überarbeitet und im Pieper-Verlag neu herausgebracht worden.

Faszination der „düsteren“ Nordwände

Vor 50 Jahren war er das erste Mal am Himalaya, aber zuvor bewältigte er unter anderem schon die Matterhorn-Nordwand und 1956 die „Schaumrolle“ der Königsspitze, einer mittlerweile nicht mehr existierenden Riesenwechte. Die Nordwände und ihre Herausforderungen übten auf ihn eine besondere Faszination aus: „Das sind die düsteren, bei denen man nicht so leicht durchkommt und es immer ungewiss ist, ob man sie bezwingen kann. Das ist keine Kletterei im Sonnenschein der Südseite.“

Einmalige Gipfelaugenblicke

Der Broad Peak und der Dhaulagiri - das sind die beiden Achttausender, die Diemberger - im sogenannten Westalpenstil - ohne künstlichen Sauerstoff oder Hochträger - bestieg. Als er 1957 gemeinsam mit Hermann Buhl, Marcus Schmuck und Fritz Wintersteller am Gipfel des Broad Peak ankam, ging gerade die Sonne unter, erinnert sich Diemberger: „Das war ein einmaliger Gipfelaugenblick. Der Schatten unseres Berges fiel hunderte Kilometer Richtung Tibet. Es war unsagbar schön.“ 1960 bestieg Diemberger dann mit einer Schweizer Expedition den Dhaulagiri.

Der Himalaya wartet noch

Die Schönheit der Bergwelt zieht Diemberger immer noch in die Berge. Die höchsten Gipfel, sind es zwar nicht mehr, in den Himalaya reist er aber immer noch: „Hinter dem K2 gibt es zum Beispiel eine Bergwüste mit fantastischen Gletschern und namenlosen Bergen. Ich war schon sieben Mal dort und werde heuer oder nächstes Jahr wieder dorthin reisen. Da gibt es noch ein paar von mir unter einer Muräne versteckte Fässchen. Darin liegt ein Zettel und darauf steht ‚Achtung, wird noch gebraucht!‘“

„Länger als vier Wochen bin ich nie zu Hause“

Auf den ganz hohen Bergen ist Diemberger nicht mehr unterwegs, voller Tatendrang steckt er aber immer noch. Drei bis vier Bücher möchte er noch schreiben, Vier- und Sechstausender in Südamerika will er auch noch besteigen. Gerade erst ist ein neues Buch von ihm erschienen, das Diemberger auch in Österreich präsentieren will.

Sendungshinweis:
Radio Kärnten Mittagszeit,
14. März 2012

Seine Wahlheimat Bologna sei zwar schön, aber immer wieder packe ihn das Heimweh: „Ich bin in Österreich geboren, Kärntner und Salzburger. Länger als vier Wochen bin ich nicht in Italien, dann bin ich wieder Monate unterwegs – in Österreich, im Himalaya oder irgendwo in Südamerika.“