„Game Over“-Gefahr bei Pflichtschuldirektoren
150 der 280 Pflichtschuldirektoren in Kärnten haben an der Umfrage teilgenommen. Ergebnis: Fast alle klagen darüber, dass die administrativen Anforderungen an sie, für Planung, Sprachförderung, Schuleinschreibung und Dokumentation, kaum mehr Zeit für pädagogische Arbeit ließen.
„Game Over“-Gefahr hoch
Dazu kämen immer mehr Vorgaben für Testungen vom Bund. „Es besteht ‚Game-Over‘-Gefahr, das heißt, sie sind an der Grenze der Beanspruchung angelangt und brauchen dringend Unterstützung“, sagt Stefan Sandrieser, der Vorsitzende der sozialdemokratischen Pflichtschullehrer-Gewerkschaft.
Kaum mehr Bewerber für Pflichtschulleitung
Erst ab einer Schulgröße von acht Klassen müssen Direktoren nicht mehr selbst unterrichten. In kleineren Schulen haben sie eine Unterrichtsverpflichtung von bis zu 80 Prozent. Fallen Lehrer aus, müssen Direktoren auch für Supplierstunden einspringen.
Das Interesse eine Schulleitung zu übernehmen, gehe deutlich zurück, so Sandrieser: „Wir haben bei Schulausschreibungen die Situation, dass sich vielleicht nur mehr eine oder gar keine Person für eine Schulleitung bewirbt. Es gibt auch Direktorinnen und Direktoren, die sich überlegen, die Schulleitung zurückzulegen. Das sind alle Alarmsignale dafür, dass die Funktion einer Schulleitung nicht mehr attraktiv ist und dass die Beanspruchung sehr hoch ist.“
Mehr Unterstützung für Direktoren gefordert
Die Lehrergewerkschaft fordert daher mehr Unterstützung für die Direktoren. „Es gibt in den Bundesschulen ja Sekretariatskräfte und Administratoren, etwas was es im Pflichtschulbereich überhaupt nicht gibt. Das Zweite ist der pädagogische Support in den Klassen, weil natürlich die Lehrerinnen und Lehrer mit den Veränderungen in unserer Gesellschaft und mit den veränderten Rahmenbedingungen, die sich auch für die Schule ergeben, auch sehr beansprucht sind“, so Sandrieser.
Sandrieser: Mehr Geld vom Bund nötig
Mittlerweile hätten schon mehr als vier Prozent der Schüler erhöhten Förderbedarf. Der Bund stellt bisher aber nur für 2,7 Prozent Geld für Sonderpädagogik zur Verfügung. Für administrative Kräfte wären die Schulerhalter zuständig, bei Volksschulen also die Gemeinden. Laut Sandrieser, er ist auch SPÖ-Landtagsabgeordneter, brauche es eine bundesweit geregelte Lösung - sprich mehr Geld vom Bund.
Faßmann kann Hilferuf nachvollziehen
Und es gibt auch eine Reaktion von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) auf die Klagen. Er könne den Hilferuf aus den Pflichtschulen schon nachvollziehen, so der Bildungsminister. Allerdings, die vielen Tests und Dokumentationen über die geklagt werden, gab es schon vor seiner Amtszeit. Die Finanzierung des administrativen Personals sei Ländersache. „Es gibt eine kurzfristige Überlegung, die lautet, wenn ein Direktor noch eine Klasse unterrichten möchte und die daraus frei werdenden Mittel für die Anstellung einer Sekretariatskraft verwendet, dann ist das in Ordnung“, so Faßmann. Er sei sich durchaus bewusst, dass das ein Problem ist, man werde es jedenfalls im Finanzausgleich regeln müssen, so der Bildungminister.
Köfer: „Selbstanklage der eigenen Bildungspolitik“
Als „Selbstanklage der SPÖ, was die eigene Bildungspolitik, die sie über Jahre auf Bundes- und Landesebene geprägt hat“ und als „Misstrauensantrag der roten Pflichtschullehrer-Gewerkschaft gegen den eigenen Bildungsreferenten und Landeshauptmann Kaiser“, interpretiert Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer die Aussagen von Gewerkschafter Stefan Sandrieser.
„Sandrieser hat offenbar vergessen, wer auf Landes- und Bundesebene über Jahre alle Möglichkeiten in der Hand hatte, diese Probleme abzustellen. Diese bestehen nicht erst seit heute.“ Köfer hinterfragt zudem, warum an dieser offenbar parteipolitisch motivierten Umfrage nur die Hälfte der Pflichtschuldirektoren in Kärnten teilgenommen hat: „Wie ich aus unzähligen persönlichen Gesprächen weiß, ist das Vertrauen der Lehrer in die rote Gewerkschaft alles andere als besonders stark ausgeprägt. Unter dem Deckmantel der Gewerkschaft wird, wie immer wieder zu hören ist, knallhart rote Parteipolitik betrieben“, so Köfer