Alkoholsucht: Eine Badewanne voll Bier

Alkohol ist Volksdroge Nummer eins, gesellschaftlich akzeptiert und verharmlost. Zum zweiten Mal finden die „Dialogwochen Alkohol“ mit zahlreichen Veranstaltungen zur Aufklärung statt. Statistisch trinkt jeder Österreicher pro Jahr eine Badewanne voll Bier.

In Kärnten sind 78.000 Menschen alkoholgefährdet, 28.000 bereits alkoholkrank. Ganz Österreich ist im internationalen Vergleich eines der Länder mit dem höchsten Konsum. Rund 14 Prozent gelten als schwer gefährdet. Trotzdem ist Alkohol immer und überall in der Öffentlichkeit präsent, der Informationsstand der Bevölkerung dazu sei gering. Als am meisten gefährdete Gruppe gelten gut situierte Männer zwischen 40 und 50 Jahren, so Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ).

Laut der Gesundheitsreferentin sei eine der Kernfragen, wo der Genuss ende und die Sucht beginne. „Fakt ist, dass jeder Österreicher ab 15 Jahren umgerechnet 11,6 Liter reinen Alkohol pro Jahr und Kopf trinkt. Das entspricht rund 250 Liter Bier und das ist mehr als ein Vollbad“, so Prettner.

Brandgefährlich für das jugendliche Gehirn

Am gefährlichsten ist Alkohol für Jugendliche: Unter 21 Jahren gilt jeder Tropfen für das Gehirn als schädlich. Daher gebe es auch viele vorbeugende Maßnahmen mit Jugendlichen, sagte die Leiterin der Suchtpräventionsstelle, Barbara Drobesch-Binter. Die „Dialogwoche Alkohol“ wendet sich aber speziell an Erwachsene, weil sie mit ihrem Trinkverhalten Vorbilder für Jugendliche seien: „Deshalb ist es uns wo wichtig, dass wir signalisieren, wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger zeigen, wie viel jeder trinken darf. Wir wollen bewusstseinsbildende Maßnahmen machen.“

Die Weltgesundheitsorganisation spricht bei Männern spätestens ab drei Bieren am Tag von riskantem Konsum, bei Frauen ab zwei Bieren. Die individuellen Unterschiede seien aber riesig, sagte Renate Clemens-Marinkschek, ärztliche Leiterin vom Krankenhaus de La Tour in Treffen. Es hänge von Alter, Gewicht, Anlagen und Genetik oder Stoffwechsel ab. Manche werden schnell abhängig, andere nicht so schnell." Mindestens zwei Tage pro Woche sollte gar kein Alkohol getrunken werden.

Vom Gesellschaftstrinker ins Abseits

Vor der körperlichen kommt die psychische Abhängigkeit. Betroffene seien oft beschämt und versuchen, ihr Problem so lange wie möglich zu verharmlosen. Denn während der Alkoholkonsum als gesellschaftlich anerkannt gilt, ist es ein Alkoholkranker nicht mehr. Angehörige sollten sie in jedem Fall wertschätzend darauf ansprechen und zu einer Beratungsstelle begleiten, rät Clemens-Marinschek. Diese gibt es in jeder Bezirksstadt. Die Gespräche seien unverbindlich und unterliegen absoluter Schweigepflicht. Die Experten können dabei aber abklären, ob schon eine Abhängigkeit vorliegt und wie diese am besten behandelt wird.