Porzellanfiguren zeigen „Leichtigkeit des Seins“
Casanova, der Venezianer der durch die Schilderung seine zahlreichen Liebschaften berühmt wurde, darf auch bei der Ausstellung im Livingstudio der Stadtgalerie nicht fehlen, so die Künstlerin: „Was er gemacht hat muss mir ja nicht gefallen haben, aber ich finde es einfach witzig - es ist der Tod, das Leben, das immer schön sein. Bei meinem Casanova ist es dann so, dass ihm am Ende auch noch der Hund ans Bein pinkelt.“
ORF/Michaela Monschein
„Nackte Haut“ bei Porzellan
Dieser Casanova hat es auch sonst „in sich“: Auf den ersten Blick gar prächtig gekleidet und mit goldenen Schuhen versehen, sind seine Haare allerdings grau und ist sein Mantel vorne offen. Dadurch wird viel nackte Haut wird sichtbar. Gerda Smolik sagt, sie finde es witzig, dass jeder Probleme mit der Nacktheit habe: „Wir sind ja nackt auf die Welt gekommen und eine Kleinigkeit haben sie ja immer an. Ich finde es witzig, dass man auch einen Teil jener Dinge sieht, die wir alle eigentlich verdecken. Ich würde ja eigentlich auch nie nackt gehen, ich habe ja auch Probleme mit der Körperlichkeit, die man nicht so zur Schau stellt. Das haben viele und lehnen es dann auch ab, wenn sie es sehen.“ Die Klagenfurterin fände es allerdings auch langweilig, wenn ihre Arbeiten allen immer gefallen würden.
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Fellini-Film als Inspirationsquelle
Eine andere Casanova-Darstellung zeigt eine Katze in der Badewanne, die von den Mäusen hinter ihrem Rücken ausgelacht wird. Die erste Inspiration für diese Figuren stammte aus Federico Fellinis Film Casanova. Das ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Eine andere ist das Foto einer Wiener Ballettauführung in der Zeitung: „Ich war so fasziniert, dass ich es einfach machen musste. Da waren drei Männer, die die Mutter und zwei Töchter getanzt haben. Das habe ich drei Mal gemacht. Nach dem dritten Mal hatte ich zwar genug, aber drei Mal waren sie anders.“
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Offensichtlich Trauriges wäre fehl am Platz
Gerda Smoliks Figuren sind Momentaufnahmen: ein Tangopaar in Bewegung und immer wieder komische Situationen. Eine junge Frau sitzt auf einem Ziegenbock und zeigt sich dem Publikum in strahlender Nacktheit, bekleidet nur mit einem Blütenkranz. Die Künstlerin sagt, sie würde nie etwas offensichtlich Trauriges machen wollen: „Mit den Grauslichkeiten des Lebens werde ich eh täglich konfrontiert. Man muss es ja nicht auch noch darstellen. Ich mache es lieber witzig.“
Gerda Smolik zeigt mit ihren Figuren das Leben so, wie es ist - nur halt überzeichnet und in all seinen Facetten. Kunst ganz nahe am Menschen ist Gerda Smolik das Wichtigste. Viele ihrer Figuren aus Porzellan sind auch beweglich. Arme und Beine bestehen aus mehreren Teilen. Für die Klagenfurter Künstlerin sind sie Spielzeuge für Erwachsene.
Fehler wären fatal
Mit ihren beweglichen Gliedmaßen werden die Figuren für die Künstlerin viel lebendiger. Dass dadurch die Herstellung noch schwieriger wird und länger dauert versteht sich von selbst. Gerda Smolik sagt, sie dürfe zum Beispiel nie vergessen ein Loch zu machen oder es nicht aufzustechen, wenn sie es glasiere: „Dann kann ich alles wegschmeißen und nichts mehr anhängen. Dann sind die Löcher zu.“ Steinzeug-Sachen müssten vor dem Brennen mit Löchern versehen werden, da sie sonst im Ofen zerbersten: „Da muss man an viele Dinge denken, nicht nur an das Machen.“
Eine andere, vielleicht einfachere Kunst zu machen, kommt aber für sie trotzdem nicht in Frage: „Das ist meines, es hat mich gefunden. Es ist wie eine Ehe. Wir streiten und kämpfen miteinander - das ist mir aber wichtig. Wir sind wirklich ein Paar mit dem Porzellan und dem Steinzeug.“
Fernsehen beflügelt Phantasie
Bevor eine Skulptur je ausgestellt wird holt die Künstlerin von anderen eine Meinung ein. Ist sie am Ende mit einer Arbeit nicht zufrieden, landet sie in einem Blumentopf im Garten.
Still ist es nie, wenn Gerda Smolik arbeitet, verrät sie: „Der Fernseher läuft permanent, wenn ich arbeite. Der nimmt mir nicht meine Phantasie. Wenn ich keinen Fernseher oder nur das Radio eingeschaltet habe laufen Bilder in meinem Kopf, worüber gerade gesprochen wird. Beim Fernseher ist schon etwas fertig - da kann ich Hinschauen, aber es braucht nicht meine Phantasie, die brauche ich für meine Arbeit.“ So entstehen Figuren wie ein Affenhäuptling mit großen blauen Federn am Kopf, eine ziemlich böse Hundfrau auf allen Vieren oder eine Gruppe von Jungen mit Hüten auf dem Kopf, die Federn liegen allerdings auf dem Boden.
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Viele weitere Ideen noch umzusetzen
Mit 67 Jahren denkt die Künstlerin noch lange nicht ans Aufhören. Es gebe noch Vieles, was sie machen will: „Wenn ich einmal nicht mehr mag dann mache ich auch keine Arbeiten mehr. Dann ist das zu Ende. Aber jetzt kann ich es noch umsetzen und es macht mir Spaß - mit kleinen Pausen.“
Kunst mit Witz und Humor. Auch wenn einem auf den zweiten Blick das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt und man sich wie beim Scheinheiligen vielleicht ein wenig ertappt fühlt: „Ich beobachte bei Ausstellungen, dass viele Leute mit einem Lächeln hinausgehen. Das ist doch etwas wunderbares.“ „Die Leichtigkeit des Seins“ von Gerda Smolik ist bis 30. Juni im Livingstudio der Stadtgalerie Klagenfurt zu sehen.