Tote Tiere dürften nicht verhungert sein

Die 16 verendete Kühe und mehrere verendete Kälber auf einem Bauernhof in St. Nikolai bei Feldkirchen dürften schon länger tot im Stall gelegen und vermutlich nicht verhungert sein. Für Montag wird das Obduktionsergebnis erwartet.

Verhungern und oder verdursten der Tiere gilt für einige Ermittler als eher unwahrscheinlich, da der Hof nicht in der Einschicht, sondern recht zentral am Ortsrand an einer viel befahrenen Straße gelegen ist. Kühe, die hungern oder Durst haben, würden demnach sehr laut sein und um Hilfe schreien, so die Vermutung einiger Ermittler. In diesem Fall scheinen derartige Geräusche niemandem aufgefallen zu sein.

Landwirt nicht vernehmungsfähig

Die Polizei ermittelte am Montag im Umfeld des Hofs. Der 41 Jahre alte Landwirt wird weiterhin im Krankenhaus behandelt. Laut Polizei war er bisher noch nicht vernehmungsfähig. Nach Abschluss der Ermittlungen droht dem Mann eine Anklage wegen Tierquälerei, die Bezirkshauptmannschaft prüft ein künftiges Tierhalteverbot.

Der 41 Jahre alte Landwirt ging am Freitag freiwillig ins Krankenhaus und wollte sich behandeln lassen - warum, ist nicht bekannt. Seine Angehörigen sorgten sich um seine Landwirtschaft und wollten sich im Stall um die Kühe des Mannes kümmern. Dabei entdeckten sie die toten Tiere. 16 Kühe und mehrere Kälber lagen tot im Stall und waren bereits stark verwest.

Kühe verendet St. Nikolai Feldkirchen

ORF

Der Landwirt des Hofs befindet sich in medizinischer Behandlung

Feuerwehr musste Stalltüre aufbrechen

Dietmar Stückler, Bezirkshauptmann von Feldkirchen, bestätigte am Sonntagvormittag gegenüber dem ORF den Vorfall und sagte, es dürften auch fünf bis sechs Kälber unter den verendeten Tieren sein: „Man kann nicht genau sagen, ob es fünf oder sechs sind, weil die Verwesung schon so stark war.“

Vom Zustand bzw. dem Tod der Tiere dürfte zunächst niemand etwas mitbekommen haben, weil die Stalltüre abgesperrt war: „Man brauchte die Feuerwehr, um in den Stall zu gelangen. Die Nachbarn sind erst aufgrund des Verwesungsgeruches zur Polizei gegangen.“ Die Beamten hätten erst dann das Szenario gesehen. Die Bezirkshauptmannschaft wurde als zuständige Behörde aktiv.

Fünf Tonnen Kadaver werden untersucht

Die Kadaver seien von der Tierkörperentsorgung bzw. der Freiwilligen Feuerwehr Glanhofen aus dem Stall gebracht worden. An Ort und Stelle sei nicht festzustellen gewesen, woran die Tiere verendet seien. Seit Montagfrüh werden die toten Tiere von Experten der Veterinärmedizinischen Anstalt untersucht, um herauszufinden, woran sie verendeten. Die Untersuchung der Kadaver dauerte Stunden. Insgesamt müssen mehr als fünf Tonnen untersucht werden. Erst für Montagnachmittag ist mit einem Ergebnis zu rechnen.

Stall zuletzt vor zwei Jahren kontrolliert

Der Gesamtzustand des Stalls war vermutlich nicht der Beste, sagte Robert Derhaschnig, der stellvertretende Bezirkshauptmann in Feldkirchen, der auch für rechtliche Tierschutzangelegenheiten zuständig ist: „Es dürfte der hygienische Zustand in dem Stall nicht optimal gewesen sein.“

Kühe verendet St. Nikolai Feldkirchen

ORF

Wie lange die Tiere in diesem Stall bereits tot waren, ist vorerst nicht bekannt

Laut Stückler sei der Landwirt bei den Behörden bislang nicht negativ aufgefallen: „Die Amtstierärztin war vor circa zwei Jahren am Hof und hat dort eine ordentliche Tierhaltung vorgefunden.“ Er sei damals schon in der Rinderhaltung tätig gewesen. Die Ermittlungen müssten jetzt klären, was sich in den vergangenen Monaten zugetragen und eine drastische Veränderung der Zustände am Hof bewirkt habe: „Es wird sich dann im Zuge der Einvernahmen - wenn diese möglich sind - feststellen, was dazu geführt hat.“

Strafrechtliche Konsequenzen werden geprüft

Laut Derhaschnig werde eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft ergehen, die dann die strafrechtliche Komponente prüfen werde: „Seitens der Behörde wird ein vorläufiges Tierhalteverbot verhängt. Je nach Abschluss der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft werde ein endgültiges Tierhalteverbot ausgesprochen.“

BH für engmaschigeres Kontrollnetz

Gesetzlich ist die Bezirkshauptmannschaft verpflichtet, Bauernhöfe stichprobenartig zu kontrollieren. Anlassbezogen werde auch nach Anzeigen genauer hingesehen. Es stelle sich die Frage, ob dieser Fall durch ein engmaschigeres Kontrollnetz zu verhindern gewesen wäre? Bezirkshauptmann Dietmar Stückler sagte, wenn keine Hinweise einlangen würden und jemand nicht in dem Kontrollmechanismus aufscheine gebe es keine weiteren Überprüfungen. Für mehr Kontrollen bräuchte es auch mehr Amtstierärzte. Laut Stückler seien zur Zeit über den festgelegten Kontrollplan hinaus weitere Überprüfungen schwer durchzuführen.

Prettner: Kontrollen werden verstärkt

Tierschutzreferentin LHStv.in Beate Prettner zeigte sich bestürzt über die Vorgänge und appellierte an die Bevölkerung, Verdachtsmomente bei Vernachlässigungen umgehend den Behörden zu melden. Hinweise dazu können an die Tierschutzombudsstelle im Amt der Kärntner Landesregierung (0664/80536 37000) oder an die jeweilige Bezirkshauptmannschaft gerichtet werden. Mit der Aufstockung um zwei amtliche Tierärzte werden künftig mehr Kontrollen in Kärnten durchgeführt als vom Gesetz vorgeschrieben. „Es wird zusätzliche Überprüfungen geben, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen“, so Prettner.

Zudem machte Prettner aufmerksam auf das – gemeinsam mit Agrarreferent LR Gruber und der Kärntner Landwirtschaftskammer – ins Leben gerufene „Frühe Hilfen Projekt“: „Wir möchten damit Tierhaltern, die, aus welchen Gründen auch immer, mit der Tierhaltung überfordert sind, unter die Arme greifen und ihnen konkrete Unterstützungsmaßnahmen anbieten“, so Prettner.