„NS-Koketterie“ bei Burschenschaft

Die Homepage und ein Video einer Feldkirchner Burschenschaft, die Jugendliche anspricht, sorgen für Aufsehen und Proteste. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes spricht von „burschenschaftlicher NS-Koketterie“.

In dem Video der laut Vereinsregister „Wehrhaft pennalen Burschenschaft Tigurina zu Feldkirchen“ werden Füchse als Symbol für Jugendliche österreichischer oder deutscher Herkunft dargestellt, ihr Rudelverhalten und ihre Treue gelobt. Zuwanderer werden als potenzielle Vergewaltiger dargestellt. Es sind Soldaten zu sehen, ein Ustascha-Wappen auf dem Ulrichsberg, ein Hund, der seine Notdurft auf einem Antifaschistischen Plakat verrichtet. Ob die Darstellungen strafrechtlich relevant sind, wird noch geprüft.

Historiker: „Schwachsinn“

Der Historiker Wilhelm Wadl spricht von Schwachsinn und Chaos: „Die Anklänge an die Kärntner Volksabstimmungsfeier und das Heimatlied kann man nur zurückweisen, das sind Anmaßungen. Der übrige Schwachsinn hat damit im Grunde nichts zu tun, manches ist infantil, grenzwertig bei Themen und Schnittfolge.“

Ignorieren sollte man das Video nicht, denn die Burschenschaft Tigurina sei in Feldkirchen aktiv, sagte Wadl: „Das größte Problem sehe ich darin, dass man pubertierenden Jugendlichen die Möglichkeit zum Saufen gibt und ihnen in diesem Zusammenhang gewisse anrüchige Inhalte unterjubelt. Daher ist es schwer, mit diesen subkulturellen Milieus umzugehen. Ich bin überzeugt, dass sie Restbestände sind und kein Massenphänomen.“

Aufruf auf Tigurina-Homepage

Auf der Homepage heißt es: „Du bist über 15, Mittelschüler und hast Political Correctness und Mainstram satt? Dann werde jetzt aktiv in der Burschenschaft Tigurina! Die Feldkirchner Schülerverbindung speziell für Burschen, die eine höhere Schule (BG, HAK, HTL) oder eine Lehre mit Matura besuchen.“

„Auf Jugend losgelassen“

Diese wirren Köpfe werden laut Wadl auf junge Leute losgelassen. Man könne dem nur mit kritischer Analyse und gehörigem Maß von Distanz begegnen. Das dürfe man nicht lustig nehmen oder habe irgendein intellektuelles Niveau, es sei abstoßend. Im Vereinsregister sind drei Namen genannt, eine Person ist einschlägig vorbestraft.

DÖW: Nähe zu Küssel

Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands spricht von NS-Koketterie der Burschenschaft. Dass eine deutschnationale Mittelschulverbindung so unverblümt Anleihen beim Neonazismus mache, überrasche angesichts der Vergangenheit zumindest eines ihrer Führungskader wenig: Der bis heute aktive Tigurina gehörte noch in den 1990er-Jahren zum inneren Kreis der österreichischen Neonaziszene unter Gert Honsik, Franz Radl jun. und Gottfried Küssel. Bei der Polizei in Kärnten liegen aktuell keine Anzeigen gegen die Burschenschaft vor.

Das Video wurde mittlerweile von der Homepage entfernt mit dem Hinweis, dass es eine „höfliche Bitte von Villacher Bier“ gegeben hätte. Auch dies kam in dem Video vor. Der Hinweis wurde mit einem Hinweis zum DÖW versehen, der zu einer Presseaussendung aus dem Jahr 1998 führt, in dem der als rechtsextrem geltende AULA-Verlag verlangte, die Förderungen an das DÖW einzustellen.

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