Kampf gegen Schlamm-Wüste nach Hochwasser

Vor einem knappen halben Jahr haben Hochwasser und ein Orkan massive Schäden in den Bezirken Spittal/Drau und Hermagor angerichtet. Der Gesamtschaden beträgt 200 Mio. Euro. Das Räumen der von Schlamm verlegten Felder dürfte noch das ganze Jahr dauern.

Die Unwetterschäden in Kärnten von Ende Oktober sind vielerorts noch immer sichtbar. Im Gailtal im Bezirk Hermagor, wo die Dämme der Gail an mehreren Stellen weggespült wurden, sind die Wiederherstellungsarbeiten noch im Gange. Dort müssen auch zahlreiche weggerissene Brücken neu errichtet werden - erklärt Bezirkshauptmann Heinz Pansi. Die Sondierungen seien schon abgeschlossen, auch die Dämme seien optimiert worden, um für künftige Ereignisse gewappnet zu sein. Auch der ein Meter hohe Schlamm entlang des Gailflusses muss entfernt werden - damit die Felder wieder bewirtschaftet werden können.

Dammbruch Gailtal

ORF/Peter Matha

Dammbruch im Gailtal

Vor Straßenerrichtung muss Berg stabilisiert werden

Im selben Bezirk - im Lesachtal - gibt es zwar für die mehrere hundert Meter abgerutschte Gailtalstraße eine Ersatzstraße - bis die ursprüngliche wiederhergestellt sein wird wird es laut Pansi noch dauern: „Wir versuchen, den Gailfluss so weit vom Berg wegzubringen, damit eine Stabilisierung des Berges mit der daraufführenden Straße möglich ist.“ Danach könne eine Neuerrichtung der Straße in die Wege geleitet werden.

Schlammwüste Gailtal Hochwasser

ORF/Lisa Natmessnig

Die schlammbedeckten Felder sollen bald wieder nutzbar sein

1,8 Mio. Euro für Schlammbeseitigung nötig

Auch die Felder neben der Gail gleichen nach wie vor einer Mond-Landschaft, weil bis zu einem Meter hoher Schlamm den Boden bedeckt. Davon sind im Gailtal bis zu 150 Bauern betroffen. Nun wurde damit begonnen, diesen Schlamm zu beseitigen. Die Arbeit wird an einigen Stellen das ganze Jahr dauern.

1,8 Millionen Euro stehen dafür bereit, mehr als die Hälfte zahlt die EU, den Rest das Land. Projektleiter ist Leopold Astner vom Land Kärnten. Er sagte gegenüber dem ORF, dass über den Winter die Vorflutkanäle geräumt wurden, damit das Wasser abziehen könne: „Es sind ja ursprünglich alles Moosflächen. In Rattendorf gibt es auch Drainagen, über die das Wasser abgeleitet wird. Jetzt versuchen wir, jene Flächen, wo die Anlagerungen an Material nicht so groß sind, zu planieren.“ Danach werden diese umgeackert, geeggt und saatbeetfertig den Landwirten zur Bewirtschaftung übergeben.

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Um der „Schlammwüste“ Herr zu werden ist noch viel Arbeit im Gailtal erforderlich

Halbes Jahr für Abtransport

Laut Astner sei auch viel Holzmaterial vorhanden, das ebenfalls noch zu entfernen sei. Im nächsten Schritt werde im Bereich von Rattendorf das Material, das nicht zum Unterackern ist, weil es den Boden abdichten würde, abtransportiert. Laserscandaten hätten ergeben, dass das alleine im Bereich Rattendorf und Waidegg ein Volumen von 250.000 Kubikmeter bedeute. Auch dessen Abtransport werde entsprechend viel Zeit in Anspruch nehmen.

„Grob gerechnet sind das zirka 25.000 Lkw-Fuhren und wenn man das hochrechnet, dass man nicht mit vielen Lkw zugleich fahren kann, weil man muss ja die Verkehrssituation berücksichtigen, dann schätze ich ein halbes Jahr an Transportzeit“, so Astner. Bis Ende des Jahres wird es wohl noch dauern, bis die Spuren des Hochwasserereignisses beseitigt sind.

„Für Landwirte drängt die Zeit“

Die Zeit dränge für die Bauern, die die Flächen für die Bewirtschaftung benötigen, so Astner: „Gerade in den betroffenen Ortschaften gibt es sehr viele Vollerwerbslandwirte. Einerseits haben sie gewisse Fristen - Stichwort AMA. Bis 15. Mai müssen die Förderungsanträge für die Ausgleichszahlungen gestellt werden. Sie brauchen aber auch das Futter für die Tiere.“ Folgewirkungen würden sich sonst noch über weitere Jahre hinziehen, sagt Astner.

Er geht davon aus, dass in Rattendorf zwei Drittel der Fläche übrig bleiben werde, die in diesem Jahr nicht bewirtschaftbar sei. Der Hauptschnitt sei verloren, das entspreche etwa 40 Prozent der Gesamterntemenge: "Entweder wir kaufen Futter im Herbst ein, wenn wir wissen, wie viel uns fehlt, oder wir müssen Vieh verkaufen“, so Landwirt Hannes Mößlacher.

Werden die Felder nicht bestellt, fürchten die Bauern auch weitere Fördermittel zu verlieren. Von Seiten der Behörde versucht man zu beruhigen und aufzuklären. Erst im Dezember sei der Regierungsbeschluss zur Räumung der Flächen gekommen, finanziert über EU und Landesmittel. 1,8 Millionen Euro stehen dafür bereit, doch das Projekt sei mit aufwendigen Ausschreibungsverfahren verbunden, die zu Verzögerungen geführt haben. „Ich denke, dass wir bis Mitte Mai 70 bis 80 Prozent der Fläche in Stranig in Bewirtschaftung bringen“, so Leopold Astner von der Agrarbehörde des Landes Kärnten.

Schlamm Gailtal Hochwasser

ORF/Lisa Natmessnig

Große Schäden durch Windwurf

Im Lesachttal, aber auch im Drau- und Oberen Mölltal im Bezirk Spittal an der Drau wird noch immer am massiven Windwurf gearbeitet, sagt Markus Lerch von der Bezirkshauptmannschaft Spittal: „508.000 Festmeter sind alleine auf Windwurf im letzten Jahr zurückzuführen. Bis zur Fertigstellung werden noch Jahre vergehen.“ Der Orkan warf in ganz Kärnten 1,3 Millionen Festmeter Wald um. Der Gesamtschaden nach den Unwettern und dem Hochwasser wird auf mehr als 231 Millionen Euro geschätzt.

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