Ansturm auf Masernimpfung

In Kärnten sind bisher sieben Menschen an Masern erkrankt, bei zwei besteht Masernverdacht. Am Vormittag gab es einen Ansturm von Impfwilligen auf das Gesundheitsamt in Klagenfurt, kurzzeitig ging der Impfstoff aus.

Schon vor 8.00 Uhr stellten sich vor der Tür des Gesundheitsamtes in der Klagenfurter Bahnhofstraße Menschen an, um sich impfen zu lassen. Der Ansturm ebbte bis Mittag nicht ab, an die hundert Impfungen pro Stunde wurden durchgeführt. Erst am Montag sei wieder Impfstoff angeliefert worden, so die Leiterin des Gesundheitsamtes, Birgit Trattler: „Wir haben die ersten Impfdosen bereits verimpft und heute Früh die nächsten tausend bekommen.“ Für eine Stunde war der Impfstoff ausgegangen, so groß war der Ansturm. Bis Nachschub da war, mussten die Patienten warten.

Masern Gesundheitsamt Impfungen Spritzen

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Gebrauchte Spritzen und Ampullen

Vorübergehende Engpässe durch die Sensibilisierung der Bevölkerung seien nicht zu erwarten. Dennoch dürfte die Nachfrage steigen, denn so mancher fragt sich derzeit, ob er denn ausreichend vor einer Masernerkrankung geschützt ist.

Impfempfehlung bei nur einer erfolgten Impfung

Trattler: „Entweder ich habe die Erkrankung tatsächlich durchgemacht - damit habe ich lebenslänglichen Schutz. Das Zweite ist: Ich bin zweimal gegen Masern-Mumps-Röteln geimpft worden - dadurch habe ich einen lebenslänglichen Schutz, unabhängig von den Impfabständen der zwei Impfungen.“

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Menschen aller Altersgruppen ließen sich impfen

Wer also nur eine Teilimpfung hat, sollte sich impfen lassen, so die Empfehlung. Die Gefahr einer Überimpfung gebe es nicht, so Trattler: „Die Impfung besteht aus abgeschwächten, aber doch lebenden Keimen. Das heißt, wenn ich geimpft bin und ausreichenden Schutz habe, macht das meinem Körper gar nichts.“

Eine weitere Möglichkeit sei, bei einem niedergelassenen Arzt oder einem medizinischen Labor eine Antikörper-Titer-Bestimmung machen zu lassen. Bis ein Ergebnis vorliegt, muss man allerdings derzeit an die zehn Tage warten.

Bereitschaftsdienst über Ostern garantiert

In wenigen Tagen könnte es auch schon die nächste Welle von Erkrankungen geben. Genau zu Ostern könnte die Erkrankung bei jenen ausbrechen, die Kontakt zu den bereits bekannten Fällen hatten. Am Gesundheitsamt sei man auf ein solches Szenario zu den Osterfeiertagen vorbereitet, so Trattler: „Wir haben einen Bereitschaftsdienst bei Neuerkrankungen. Sechs Mitarbeiter stehen zur Verfügung. Wir sperren das Gesundheitsamt auch wieder auf, wenn es notwendig ist, und werden Kontaktpersonen impfen.“

Wie Trattler sagte, seien seit dem Bekanntwerden der Masernfälle in der vergangenen Woche allein in Klagenfurt 1.050 Masern-Mumps-Röteln-Impfungen (MMR) ausgegeben worden: „Zum Vergleich: Im gesamten April 2018 waren es 38.“ Schon vor einigen Wochen hatte es in Klagenfurt eine erhöhte Nachfrage nach der Masernimpfung gegeben, „der Grund waren die Masernfälle in der Steiermark“. In ganz Kärnten ließen sich in der letzten Woche 1.400 Personen impfen.

Ausbruch der Krankheit bis Ostern möglich

Auch wenn es in letzter Zeit keine neuen Verdachtsfälle gegeben hat, so könnten aktuell Leute betroffen sein, die noch gar nicht wissen, dass sie sich infiziert haben: „Am häufigsten brechen Masern nach acht bis zwölf Tagen aus, die maximale Inkubationszeit beträgt 21 Tage.“ Während dieser Zeit hat man auch keine Symptome. Diese sind Kopfschmerzen, hohes Fieber, Schnupfen und nach einigen Tagen auch der typische Hautausschlag. Trattler: „Ab dem Zeitpunkt, ab dem der Ausschlag auftritt, kann man fünf Tage zurückrechnen, ab diesem Zeitpunkt war ein Patient infektiös.“ Der Klagenfurter Busfahrer, dessen Erkrankung am Mittwoch zur vorübergehenden Einstellung des Busverkehrs geführt hatte, sei am 1. und 2. April infektiös gewesen.

Ist man geimpft, hat man nicht nur die besten Chancen, nicht an Masern zu erkranken, man kann die Krankheit auch selbst nicht übertragen. Ein frisch Geimpfter sei - entgegen verbreiteten Vermutungen - übrigens ebenfalls nicht ansteckend, versicherte Trattler. Das Immunsystem reagiere zwar, aber die Viruslast sei so gering, dass keine Ansteckung möglich sei.

Nächste Impfmöglichkeit

Die nächste Möglichkeit, sich am Gesundheitsamt impfen zu lassen, ist am Dienstag von 8.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 17.00 Uhr. Zudem ist die Hotline der Landessanitätsdirektion werktags zwischen 8.00 und 16.30 Uhr unter der Telefonnummer 050 536 15102 für die Kärntner Bevölkerung erreichbar - die Impfzeiten für die Bezirke.

Masern kommen zurück

Die Zahl der weltweiten Masernfälle ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 300 Prozent gestiegen. Mehr als 112.000 Infektionen in 170 Ländern wurden gemeldet. Ein Jahr zuvor waren es noch 28.000 Fälle in 163 Ländern gewesen. In den reichen Ländern geht die zunehmende Ausbreitung der Masern vornehmlich auf eine zunehmende Impfskepsis zurück. In armen Weltgegenden haben viele Menschen hingegen keinen Zugang zur Masernimpfung, wie die WHO beklagt.

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