Masern: Klagenfurter Busse desinfiziert

Der Masernfall eines Buslenkers hat am Mittwochnachmittag in Klagenfurt den Stadtwerke-Busverkehr lahmgelegt. Die ersten Busse waren am Abend - nach einer Desinfektion - wieder unterwegs; der Impfstatus der anderen Lenker wurde geprüft.

Seit 16.00 Uhr fahren die Nachtlinien der Klagenfurt Mobil GmbH 90 bis 98 im Stundentakt ab dem Heiligengeistplatz wieder normal. Am Donnerstag sollen die Klagenfurter Stadtbusse spätestens zu Mittag wieder nach Fahrplan fahren. Die Stadtwerke bitten um Verständnis, dass es im Frühverkehr noch zu Ausfällen bzw. Verspätungen kommen könne, sagte Gernot Weiss von der STW Mobilität.

Kontakte für Businformationen

Die KMG Klagenfurt Mobil GmbH hat für aktuelle Informationen eine Telefonhotline eingerichtet: 0463-521 5420. Auch auf Facebook und unter Stw.at wird über den aktuellen Status informiert und bekanntgegeben, wann welche Linie wieder einsatzbereit ist.

Notbetrieb während Desinfektion

Während der Impfstatus der Klagenfurter Buslenker am Mittwoch geprüft wurde, wurden die Stadtbusse gelüftet und als Vorsichtsmaßnahme einer „Wischdesinfektion“ unterzogen. Am Mittwochnachmittag herrschte ein Notbetrieb. Hunderte Kunden - darunter zahlreiche Schüler - mussten sich ihre Weiterfahrt selbst organisieren.

Ob noch weitere Notfallmaßnahmen abseits des Klagenfurter „Öffi“-Verkehrs ergriffen werden, um eine Ausbreitung der Masern in Kärnten zu verhindern, war am späten Nachmittag noch unklar. Vertreter der Landessanitätsdirektion diskutierten die Vorgangsweise mit Vertretern des Magistrats Klagenfurt.

Busfahrer war Anfang April im Dienst

Der Fall war ins Rollen gekommen weil ein Busfahrer der Stadtwerke am 3. April an Masern erkrankt war. Das Gesundheitsamt erhielt die Diagnose der meldepflichtigen Krankheit am Dienstag. Der Mann war am 1. und 2. April zwischen 6.00 und 18.00 Uhr im Bereich der Landeshauptstadt Klagenfurt und Gemeinde Ebenthal im Dienst gewesen.

Masern

Die Infektionskrankheit ist extrem ansteckend, Schutz bietet nur eine Impfung. Wer Masern durchgemacht hat, ist immun. Gefürchtet sind mögliche Spätfolgen wie Gehirnhautentzündung.

Die Telefone beim Gesundheitsamt laufen heiß, seit der Fall bekanntwurde. Leiterin Birgit Trattler sagte gegenüber dem ORF, der Lenker hatte zuerst grippeähnliche Symptome und sich krank gemeldet, erst am Montag kam er ins Klinikum, am Dienstag kam dann die Diagnose: „Die Erkrankung beginnt mit Kopfschmerzen und hohem Fieber, die Nase rinnt, dieses Stadium dauert vier Tage. Dann beginnt ein Hautausschlag.“ Der Busfahrer war im Dienst, als er sich angesteckt hatte, das habe man errechnet. Er dürfte sich selbst bei der Arbeit angesteckt haben. Er wurde mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen.

Die Stadtwerke gehen davon aus, dass der betroffene Lenker nicht mit vielen Kunden gesprochen hat, so Weiss. Viele Kunden hätten Freifahrts- oder Kundenkarten. Die Zahl jener Kunden, die persönlich eine Karte beim Fahrer lösen, sei in der Regel nicht sehr hoch, hieß es.

Drei bestätigte Fälle, ein Verdachtsfall

Neben dem Busfahrer waren eine Supermarktmitarbeiterin in Ferlach und ein vierjähriges Kind betroffen. Es lebt in Klagenfurt und wird nicht in einem Kindergarten betreut.

Die Frau könnte in ihrer Arbeitsstelle, dem Eurospar-Supermarkt in Ferlach, Kunden angesteckt haben. Sie hatte dort während der infektiösen Periode von 3. bis 6. April Dienst. Ein weiterer noch nicht bestätigter Verdachtsfall betrifft einen Kollegen des Busfahrers. Es könnten noch weitere hinzukommen, hieß es am Abend seitens der städtischen Gesundheitsabteilung und Landessanitätsdirektion.

Betroffene sollen zunächst zu Hause bleiben

Personen mit Masernverdacht sollen laut Informationen der Stadt Klagenfurt zu Hause bleiben und ihren Hausarzt telefonisch vom Verdacht informieren. Ein erhöhtes Risiko besteht für Personen, die keine oder nur eine Masernimpfung im Laufe ihres Lebens erhalten haben und Masern noch nicht durchgemacht haben. Säuglinge können ab dem neunten Lebensmonat geimpft werden. Es wird davon ausgegangen, dass die meisten Menschen über 55 Jahre aufgrund einer durchgemachten Krankheit geschützt sind.

Heimo Wallenko aus der Gesundheitsabteilung des Landes und Leiter der Fachgruppe Infektionsschutz sagte im Interview mit dem ORF-Kärnten, dass das Risiko für weitere Ansteckungsfälle prinzipiell bestehe. „Natürlich rechnen wir damit, dass wir weitere Meldungen bekommen. Wir passen da sehr genau auf. Die Gesundheitsämter und das Klinikum Klagenfurt sind sensibilisiert. Kontaktpersonen werden auch aktiv erhoben.“ Auf die Frage, ob bei der Einstellung des Busverkehrs auch Hysterie im Spiel war, sagte Walenko, das sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Nun könnten sich alle Busbenutzer sicher sein, dass es keine Ansteckungsgefahr mehr gibt.

Gratisimpfungen angeboten

Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) richtete einen „dringenden Aufruf“ zum Impfen an die Bevölkerung. Die Masernimpfung ist für alle in Kärnten lebenden Personen kostenlos, Impfstellen sind alle Gesundheitsämter, die Impfzeiten wurden wie folgt ausgeweitet: Das Gesundheitsamt Klagenfurt impft am Donnerstag von 8.00 bis 16.00 Uhr und am Freitag von 8.00 bis 13.00 Uhr - in der kommenden Woche von Montag bis Freitag von 10.00 bis 12.00 Uhr am Dienstag von 14.00 bis 17.00 Uhr.

77 Masernfälle im Vorjahr

Bis 3. April gab es in Österreich bereits 60 Masernfälle. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2018 waren es österreichweit insgesamt 77 Masernfallmeldungen gewesen, geht aus Daten der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) hervor.

Im Vorjahr waren alle Bundesländer betroffen, zwölf Prozent der Fälle standen in Verbindung mit Gesundheitspersonal. Bis zum vergangenen Mittwoch gab es heuer die meisten Erkrankungen mit 36 in der Steiermark. 15 Fälle waren es in Salzburg, vier in Tirol, zwei in Wien. Vorarlberg, Oberösterreich und Niederösterreich registrierten bis 3. April jeweils eine Erkrankung.

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