Kärntner sollen Waffen an Mafia verkauft haben

Zwei Männer aus Unterkärnten, die bis vor Kurzem in Untersuchungshaft gesessen sind, sollen fast 900 illegale Waffen und Munition an die italienische Mafia geliefert haben. Das gab die Justizbehörde der EU (Eurojust) in Den Haag am Dienstag bekannt.

Eurojust hat ihren Sitz in den Niederlanden und ist zuständig für grenzüberschreitende Strafverfahren in Bereichen wie Menschen-, Drogen- oder wie hier Waffenhandel. Der Stand der bisherigen Ermittlungen besagt, dass die beiden Unterkärntner Waffenhändler in sieben Jahren 800 Pistolen, 50 Kalaschnikows und Maschinengewehre inklusive einer riesigen Menge Munition an das organisierte Verbrechen in Neapel geliefert haben. Der Wert: eine halbe Million Euro.

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Carabinieri Napoli

Ein Teil der sichergestellten Waffen

Gerhard Jarosch von Eurojust bestätigte, dass die beiden Beschuldigten einen großen Teil der Faustfeuerwaffen auf dem legalen Markt erworben hatten. Sie hätten die Waffen dann illegal an die Camorra weiterverkauft. Die Kalaschnikows hätten sie sich illegal besorgt. Von wo, sei noch Gegenstand der Ermittlungen.

Herkunft der Waffen großteils nicht rückverfolgbar

In Zusammenarbeit von Italien und Österreich wurden mehr als hundert Waffen gefunden, mitunter gut versteckt in Kärnten. Alle mit entfernten Seriennummern, hergerichtet für Verbrecher. Es sei laut Jarosch nicht rückverfolgbar, woher sie stammen: „Ich kenne keinen Fall, der so groß ist und wo so viele Waffen verkauft wurden.“ Bei den neuen Besitzern habe es sich außerdem nicht um irgendwelche „jugendlichen Spinner“ gehandelt, sondern um verschiedene Mitglieder von Camorra-Clans, „eine der gefährlichsten kriminellen Organisationen in Europa“. Es sei noch unklar, was genau mit den Waffen gemacht wurde, sagte der Eurojust-Experte: „Aber man kann sich schon vorstellen, was da dabei war.“

Waffenhandel Camorra Neapel Unterkärnten Mafia Internetartikel

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Onlineartikel italienischer Medien über den Fall

„Transitroute“ zwischen Kärnten und Italien

Die Staatsanwälte beider Länder sprechen von einem regelrechten Kanal zwischen Kärnten und Neapel und quasi einer „Transitroute“ für Mafia-Waffen: „Der Transport ist ganz normal erfolgt: Die Italiener sind ganz normal nach Kärnten gekommen und haben die Waffen hier in vielen einzelnen Transporten abgeholt und mit Autos nach Italien gebracht.“

Gerhard Jarosch Eurojust

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Gerhard Jarosch von Eurojust

Die beiden Kärntner, Vater und Sohn, wurden im Dezember in Untersuchungshaft genommen, waren zwischendurch aber wieder auf freiem Fuß. Die beiden betreiben ein Waffengeschäft. Dieses sei aber derzeit geschlossen, so Jarosch. Eine Anklage der beiden Männer stehe noch aus. „Wir warten noch auf die Entscheidung des Oberlandesgerichtes Graz, ob sie wieder in Untersuchungshaft genommen werden müssen oder nicht.“

In diesem Fall nahmen die Carabinieri bereits 22 Menschen fest. 17 werden verdächtigt, einem sehr gefährlichen Ring der Camorra anzugehören.

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Eurojust-Pressekonferenz in Den Haag

Auslöser für Ermittlungen Verhaftung in Italien

Auslöser der Ermittlung der italienischen Behörde war die Festnahme eines neapolitanischen Ehepaares, das im vergangenen Jahr unweit der italienisch-österreichischen Grenze in Ugovizza mit zwölf Pistolen im Auto erwischt wurde. Die beiden hatten sich bei der Kontrolle als Kochtopfvertreter ausgegeben. Im Zuge des Verhörs wurden die beiden laut Medienberichten nervös, später stellte sich heraus, dass die Waffen in ihrem Wagen teilweise geschickt in den Rückenlehnen eingenäht worden waren.

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