Kultwirtin vom Dobratsch hört auf

Seit fast 30 Jahren ist Hüttenwirtin Andrea Riedel auf der Rosstrattn auf dem Dobratsch bei Villach daheim. Am 1. April geht die Kultwirtin in den wohlverdienten Ruhestand. Angefangen hat alles mit einer Hütte ohne Strom und Wasser.

Bergidyll in luftiger Höhe

Rund 500 Hütten und deren Wirte sorgen in Österreich dafür, dass müde Wanderer auch noch im Hochgebirge ihren Hunger und Durst stillen können. Die Sehnsucht nach der Idylle, nach dem Urigen und Bodenständigen, ist in den letzten Jahren bei den Gästen am Dobratsch immer größer geworden. Profitiert hat davon auch die Rosstrattn in 1.732 Meter Seehöhe. Doch die schönste Hütte würde nicht funktionieren ohne ihre Seele: Wirtin Andrea Riedel.

Der Mensch ist auf dem Berg ein „anderer“

Andrea Riedel ist hier oben Mädchen für alles. Eine richtige Wirtin eben. „Es macht mir Freude, die Gäste zu bedienen, weil es ganz ein anderes Publikum ist als unten im Tal. Der Mensch, der auf den Berg geht, ist ganz ein anderer - er hat Verständnis für die Natur, er hat Zeit und geht hier herauf, weil er sich entspannen und Ruhe haben will.“

Stammgast: Wirtin ist wie Freundin für alle

Die Rosstrattn steht seit Beginn der 1990iger Jahre für Gastfreundschaft und regionale Küche. Beatrix Kunz ist Stammkundin: „Ich schätze die persönliche Bedienung und Betreuung - die Chefin sowieso. Sie ist wie eine Freundin für alle.“

Auch Robert Stark ist seit vielen Jahren auf der „Rosstrattn“ zu Gast: „Ich darf mich nicht beklagen, kaum war ich bei der Türe herein, hatte ich schon alles was ich wollte. Die Kommunikation zwischen mir und der Wirtin ist meist wortlos passiert.“

Anfangszeiten ohne Strom und Wasser

Vor fast 30 Jahren hat die Kult-Wirtin die alte Hütte auf der Rosstratte übernommen - Wasser und Strom hat es damals noch nicht gegeben. Innerhalb eines Jahres wurde die Rosstrattn rundum erneuert. Damals war der Dobratsch noch ein Skigebiet. Sohn Christian ist quasi am Berg aufgewachsen.

Christian Riedel: „Die Eltern haben den Betrieb aufgebaut - nach dem Skifahren hat es für mich immer geheißen, in der Rosstratten mitzuhelfen.“

Ein bisschen Wehmut darf sein

Ein bißchen Wehmut angesichts des bevorstehenden Abschieds überkommt Andrea Riedl dann doch. „Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören.“ Aber die Enkel freuen sich schon auf „mehr“ Oma.

Der Anblick der „Julischen“ wird fehlen

Und was wird der Kult-Wirtin am meisten fehlen? „Wenn du in der Früh auf die Terrasse trittst, und auf die Julischen Alpen schaust, wird dir erst bewusst, dass du dort arbeiten darfst, wo andere Urlaub machen.“ In Zukunft wird die Hüttenwirtin selbst mehr Zeit für´s Wandern und das Skitouren-Gehen finden.