22-Jähriger neuer Obmann von Zentralverband

Beim Zentralverband Slowenischer Organisationen kommt es am Samstag zu einem Führungswechsel. Marijan Sturm zieht sich nach 27 Jahren zurück. Zum Nachfolger wurde am Samstag der 22 Jahre alte Manuel Jug gewählt, der den Konsensweg weitergehen will.

Marjan Sturm kann auf bewegte Zeiten zurückblicken, die zunächst von Konflikten mit der Landespolitik und Teilen der Mehrheitsbevölkerung, später aber immer stärker vom Konsens geprägt waren: Er engagierte sich von früher Jugend an für die Volksgruppe, auch schon rund um den Ortstafelstreit in den 1970er Jahren. Seine Eltern waren in der Nazi-Zeit von der Aussiedelung der Kärntner Slowenen betroffen, mussten über Nacht Haus und Hof verlassen.

Programmtipp

Marijan Sturm ist zu Gast in der Radio Kärnten Sendung „Kaffee und Kuchen“ am Sonntag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr.

Der 66 Jahre alte Historiker gestaltete so gut wie alle Fragen der Volksgruppenpolitik der letzten Jahrzehnte mit. In all den Jahrzehnten habe sich das Klima in Kärnten verbessert, resümmiert Marijan Sturm: „Wir sind von der Politik ‚alles oder nichts‘ weggekommen. Wir waren auch bereit, Kompromisse zu schließen, wie in der Ortstafelfrage. Ich glaube, dass sich die Situation beruhigt hat. Letztendlich glaube ich auch, dass das Bewusstsein gesteigert wurde, dass wir alle zusammen in einem Boot sitzen und Kooperation, Zusammenarbeit und sprachliche und kulturelle Vielfalt als eine Chance und nicht mehr als eine Abgrenzung gesehen werden.“

Manuel Jug Zentralverband Kärntner Slowenen

ORF

Der 22-jährige Manuel Jug

Gespräche mit Gegner sorgten für Aufsehen

Seine Konsensbereitschaft, sein Zugehen auf und sein Dialog mit dem Obmann des Heimatdienstes Josef Feldner brachte ihm auch Kritik aus den eigenen Reihen ein. So hieß es, dass auch andere den Dialog propagiert hätten. „Das Neue war, dass ich mich mit dem expliziten Gegner, dem Kärntner Heimatdienst, Gespräche begonnen habe. Das ist immer so, wenn man etwas Neues, Unorthodoxes macht: Ich habe ein interessantes Buch aus Südafrika gelesen, wo eine Soziologin das besprochen hat. Sie sagt, das Problem ist immer, dass man das Alleinstellungsmerkmal verliert, wenn man sich auf den Gegner einlässt. Das ist schwer. Ich glaube aber, mittlerweile hat sich das gelegt und die Menschen sind der Meinung, dass das OK ist.“

Kritik an jungem Nachfolger

Kritik in den eigenen Reihen des Zentralverbandes kam auch bei der Nachfolgefrage auf: Nicht alle Teilorganisationen wollen den jungen Manuel Jug, der sich auch in der SPÖ engagiert, die Aufgabe zutrauen. Es gab am Sonntag keinen Gegenkandidaten. Von den insgesamt 103 abgegebenen Stimmen fielen 88 auf Jug, fünf weitere Stimmen waren ungültig.

Manuel Jug wurde am 8. August 1997 geboren und studiert Lehramt für Deutsch und Mathematik in Klagenfurt. Für den ZSO engagiert er sich seit 2016 und war auch bisher schon im Vereinsvorstand aktiv. Im November 2018 übernahm er den jährlich wechselnden Vorsitz des Volksgruppenbeirates des Bundeskanzleramtes. Parallel dazu war er bei der Nationalratswahl 2017 der an Jahren jüngste Kandidat der SPÖ.

Den von Sturm betriebenen Konsensweg mit Heimatdienst-Obmann Josef Feldner wolle er fortführen. „Ich will den Dialog - auch innerhalb der Organisation - fortsetzen“, sagte Jug. Seinen Vorgänger Sturm bezeichnete Jug als „perfekter Mentor“, dessen Arbeit er sehr bewundere.