Kärntner Schulen Vorreiter bei Inklusion

Der Rechnungshof hat Kärnten geprüft, wie gut Kinder mit Behinderung in den regulären Unterricht integriert werden. Demnach liegt die Integrationsquote deutlich über dem Durchschnitt, die Anzahl von Sonderschulklassen ging zurück.

Was leistet das Kärntner Schulsystem in Sachen Inklusion? Die Antwort darauf liegt nun zumindest für die Jahre 2012 bis 2016 vor: 89,1 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besuchen in Kärnten eine normale Pflichtschule, die Integrationsquote stieg im Überprüfungszeitraum um elf Prozent. Zum Vergleich: In Tirol betrug der Anstieg 6,9 Prozent, in ganz Österreich 4,5 Prozent.

Anzahl von Sonderschulklassen ging zurück

Gleichzeitig sank die Anzahl der Sonderschulklassen in Kärnten deutlich. Gab es im Schuljahr 2011/12 noch 85 Sonderschul-Klassen, waren es 2016 nur noch 51. An Volks- und Neuen Mittelschulen wurden kooperative Kleinklassen geschaffen, an manchen Schulen ersetzen Time-Out-Gruppen die Schulen für Sondererziehung bzw. stehen Schülern mit Förderbedarf oder kurzfristigen Krisen zur Verfügung - mehr dazu in Immer mehr Bedarf an Time-out-Gruppen.

Vor allem Lernbehinderungen und Verhaltensauffälligkeiten werden als Begründung für sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF) beantragt. Bei Lernbehinderungen können Schüler nach dem Sonderschullehrplan unterrichtet werden. Bei Problemen im sozialen Bereich bekommen sie mehr Unterstützung. Im Schuljahr 2015 gab es insgesamt 2.055 Kärntner Pflichtschüler mit SPF. Österreichweit waren es 30.690.

Rechnungshof: Lehrpersonal effizienter einsetzen

Rund 1,3 Millionen Euro wurden für kooperative Kleinklassen ausgegeben, 548.000 Euro für Time-Out-Gruppen. Die Schulassistenz für Kinder mit Autismus kostete im Jahr 2016 239.000 Euro. Gleichzeitig kam das Land mit seinen Personalressourcen für Sonderpädagogik nicht aus, und das in keinem der überprüften Schuljahre. 395 Planstellen für Sonderpädagogik waren vom Bund vorgesehen, allein im Schuljahr 2015/16 wurden 166 Sonderpädagogen mehr benötigt.

Die Ursache für den Mehrverbrauch ist laut Rechnungshof auch in der ungenauen Datenlage zu suchen. Bundesseitig werden vom Rechnungshof nicht bedarfsgerechte Berechnungen und wenig treffsichere Verfahren für sonderpädagogischen Förderbedarf angeführt. Einsparungspotential auf Kärntner Seite sieht der Rechnungshof beim Personal und im Sachaufwand der Pädagogischen Beratungszentren. Auch Beratungslehrer und Sprachheilpersonal sollte effizienter eingesetzt werden, so der Rechungshof.

Strategie für inklusives Bildungssystem nötig

In einem inklusiven Bildungssystem lernen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam auf allen Bildungsebenen, von der Volksschule bis hin zur Universität. Dazu verpflichtete sich Österreich im Jahr 2008. Erreicht wurde das Ziel laut Rechnungshof allerdings nicht. Das Bildungskonzept des Ministeriums berücksichtigte bisher nur Pflichtschulen, nicht jedoch die berufsbildenden und allgemein bildenden höheren Schulen. Der Rechnungshof fordert deshalb eine umfassende Strategie.