Einsatzkräfte bleiben in Alarmbereitschaft

Das Genuatief hat Kärnten bisher nicht so schlimm getroffen, wie befürchtet. Trotzdem hatten die Einsatzkräfte aufgrund von umgeknickten Bäumen, spiegelglatten Straßen und überluteten Kellern alle Hände voll zu tun. Sie bleiben trotz der Wetterbesserung in Alarmbereitschaft.

Mehr als 200 mal rückten Feuerwehren und Straßenmeistereien seit sieben Uhr Samstagfrüh kärntenweit aus. Hauptsächlich um überflutete oder durch Bäume verlegte Straßen freizumachen und Keller auszupumpen. Die Schwerpunkte der Einsätze lagen in den Bezirken Spittal (66 Einsätze), Hermagor (60 Einsätze) und Villach-Land (37 Einsätze). Alles in allem ist es dennoch ruhiger geblieben, als angenommen - mehr dazu in Land bereitet sich auf Extremwetter vor.

Neuschnee im Lesachtal

Das Video von ORF-Kärnten Redakteur Peter Matha zeigt wie es derzeit im Lesachtal aussieht.

Aktuelle Wettersituation

„Schon Freitagabend ist die Schneefallgrenze auf über 1.000 Meter Seehöhe angestiegen. Das heißt über Nacht gab es vor allem in den höchsten Tälern einiges an Neuschnee. In den höheren Lagen des Lesachtals ist beispielsweise über ein halber Meter Neuschnee zusammengekommen“, so Gerhard Hohenwarter von der ZAMG. Im Westen wurde die Lawinengefahr auf Stufe 4 von 5 gesetzt, der Skibetrieb am Goldeck musste vorübergehend wegen Schneeverwehungen und großer Neuschneemengen eingestellt werden.

Unterhalb von 1.000 Metern handelte es sich größtenteils um Regen. Punktuell gab es auch sehr große Regenmengen. „Die Niederschlagsmengen sind, wie erwartet, entlang der südlichen Landesgrenze sehr hoch. In den Karawanken und den Karnischen Alpen sind 100 bis 150 Millimeter Regen pro Quadratmeter gefallen. In den Alpen auf 2.000 Metern gab es rund einenhalb Meter Neuschnee“, so Hohenwarter. Am meisten Regen kam im Bärental herunter, dort wurden 200 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Unwettersituation

ORF/Peter Matha

In einigen Teilen Kärntens bereitet der Neuschnee Probleme

Der erwartete Wind erreichte in der Nacht auf Samstag vor allem in den höheren Lagen hohe Geschwindigkeiten. „Am Loiblpass hatten wir vorübergehend Windspitzen von bis zu 80 Kilometer pro Stunde, auch am Seeberg war der Wind kräftig. Aktuell hat sich der Wind etwas abgeschwächt und ist in den Tälern derzeit kein Problem, erst am Abend könnte es wieder zu einer Intensivierung des Windes kommen,“ so Hohenwarter.

Für den Samstagabend und die kommende Nacht sind keine übermässig großen Niederschlagsmengen mehr zu erwarten, auch wenn es punktell noch stark regnen oder schneien kann, so Hohenwarter. „Der Schwerpunkt der Niederschläge war in der letzten Nacht, in der kommenden Nacht fallen die Niederschlagsmengen deutlich geringer aus.“ Die Einsatzkräfte bleiben aber auch in der kommenden Nacht in Alarmbereitschaft.

Streifendienst Spittal

Straßenbauamt Spittal

Die Straßenmeisterein haben alle Hände voll zu tun

Lesachtal zeitweise abgeschnitten

Das Lesachtal war wegen einer Straßensperre zwischen Wetzmann und Maria Luggau bis Samstagabend nicht erreichbar. Gegen 17:30 Uhr konnte die Straße aber wieder freigegeben werden - mehr dazu in Unwetter: Lesachtal wieder erreichbar

„Wir haben sehr starke Niederschläge in Form von Regen und Schnee zu verzeichnen gehabt, aber es ist nicht so schlimm gekommen, wie angenommen. Auf den Straßen gab es in erster Linie die Gefahr des Aquaplanings. Wir haben derzeit den Plöckenpass gesperrt, weil es hier zu Verlegungen durch Schneebruch gekommen ist. “, so der Bezirkshauptmann von Hermagor Heinz Pansi. Weiters bleibt auch die Schneekettenpflicht am Nassfeld aufrecht, alle übrigen Straßen seien befahrbar, so Pansi. Darüber hinaus mussten zahlreiche Schächte, die mit Schnee verschlossen waren, gereinigt werden.

Schneefallgrenze höher als angenommen

Auch im Bezirk Spittal kam es zu einigen Unwettereinsätzen. Bereits Freitagnacht musste eine Straße zeitweise gesperrt werden. „Es hat ein paar Kleinigkeiten gegeben, beispielsweise in Dellach im Drautal, wo eine Straßensperre errichtet werden musste“, so der Bezirkshauptmann von Spittal Klaus Brandner. In diesem Bereich verklauste das Kirchbachl, wodurch die Abflüsse der Drautal Straße (B 100) rückstauten und nicht mehr abflossen. Die Straße wurde circa 39 Zentimeter unter Wasser gesetzt. Der Motorraum des Autos einer 48 Jahre alten Osttirolerin, die in diesem Bereich anhielt, füllte sich mit Wasser. Der Pkw wurde dadurch unfahrbar. Laut Polizei blieb die Gailtalstraße im Bereich Dellach bis kurz vor Mitternacht gesperrt. Die Verklausung wurde mit einem Bagger entfernt.

Überflutete Straßen

Die Straßenmeisterei hat auch mit überfluteten Verkehrswegen zu kämpfen

(Quelle: LPD Kärnten/Straßenbauamt Spittal)

Die Hoffnungen liegen jetzt auf den Wettervorhersagen. „Wenn der Wetterbericht Recht behält und eine Verbesserung eintritt, dann denke ich, dass wir das Schlimmste überstanden haben“, so Brandner. Gut sei, dass die Schneefallgrenze höher liegt als zunächst angenommen, die Schigebiete würden den Schnee sowieso gut gebrauchen können, so Brander. Den Autofahrern rät der Bezirkshauptmann vorsichtig zu sein, „wegen der Regenmengen sollte man zumindest heute unnötige Autofahrten vermeiden.“

Pumpen laufen auf Hochtouren

Überschwemmte Straßen und Felder sind auch im Bezirk Villach/Land derzeit ein vorherrschendes Bild. Der gefrorene Boden konnte die Niederschlagsmengen einfach nicht mehr aufnehmen, wie beispielsweise in Finkenstein. „Das Grundwasser steigt und drückt in die Häuser. Unsere Aufgabe besteht darin, dass wir das Oberflächenwasser abpumpen, um die Gefahr von Sachschaden zu verringern“, so Werner Klewein von der Freiwilligen Feuerwehr Ledenitzen.

Überflutungen Finkenstein

ORF

So wie hier sieht es vielerorts in Kärnten aus

Die Anrainer stellten sich schon frühzeitig auf die drohende Situation ein. „Wir haben in der Nacht alle zwei Stunden den Wecker gestellt, um zu schauen, was das Wasser macht. Danach haben wir dann früh genug mit dem Pumpen angefangen. Leider war es dann irgendwann soweit, dass es nicht mehr alleine zu schaffen war und wir die Feuerwehr rufen mussten“, so Anrainerin Margot Szöke.

Kirchleintragen konnte stattfinden

In Unterkärnten war der vorhergesagte Wind mit einer Stärke von bis zu 100 Kilometer pro Stunde bisher kaum ein Thema. Auch der Bereich Bad Eisenkappel, der bei den letzten Unwetter sehr stark betroffen war, blieb bisher weitestgehend verschont, sagt der Bezirkshauptmann von Völkermarkt Gert André Klösch. "Es hat Wind gegeben in den Höhen, es hat auch geregnet, aber die Bäche haben das aufnehmen können. Es konnte auch das Kirchleintragen „Ante Pante" in Bad Eisenkappel am Freitag gefeiert werden. Glücklicherweise hat sich das Wetter nicht so stark ausgewirkt, wie zunächst angenommen“, so Klösch. Der Seeberg ist auf slowenischer Seite wegen umgestürzter Bäume gesperrt.

Die Vellach bei Bad Eisenkappel

Die starken Regenfälle ließen die Vellach zu einem reißenden Fluss anwachsen

(Quelle: Georg Bachhiesl)

Unfälle auf spiegelglatten Straßen

Obwohl sich das Wetter im Laufe des Samstags bessert, bleiben die Einsatzkräfte weiterhin in Alarmbereitschaft. Auch von vermeidbaren Autofahrten wird aufgrund von Glätte- und Aquaplaninggefahr weiterhin gewarnt. Bereits Freitagabend sind mehrere Unfälle auf der glatten Fahrbahn passiert. Auf der Ossiacher Bundesstraße (B 94) kam eine 32 Jahre alte Frau mit ihrem Auto ins Schleudern und kollidierte mit dem Pkw eines 44-jährigen Mannes aus Brückl. Die Frau gab an, das Auto wegen eines Fuches verrissen zu haben. Beide Lenker wurden beim Zusammenprall verletzt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Unfall Gurktal

Marco Postlbauer

Die glatten Straßen führten zu Unfällen wie hier auf der Prekova im Gurktal

Wegen des Neuschnees müssen Fahrzeuge vielerorts Schneeketten anlegen. Für die Turracher Höhe (B 95), den Katschberg (B99), für den Wurzenpass (B109) sowie auf der Mallnitzer Straße (B105) zwischen Mallnitz und Obervellach und für die Falkertseestraße (L79) gilt für alle Fahrzeuge Schneekettenpflicht. Dazu brauchen Lkw für die Großglockner Straße (B107) zwischen Winklern und Dölsach Schneeketten.

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