Von der ältesten Schule zum Museum

1550 ist in Klagenfurt von protestantischen Adeligen die „Landschaftsschule“ gegründet worden. Dieses „Collegium sapientiae et pietatis“ ist der Beginn des Humanismus, heute ist in dem im Jahr 1586 erbauten Gebäude das Museum Moderner Kunst untergebracht.

Für den Historiker Werner Drobesch ist die Schule aus dem 16. Jahrhundert der Geburtsort des Humanismus in Kärnten. Nach den Plänen von Antonia Verda 1586 errichtet, wird sie heute als „Alte Burg“ bezeichnet. Unterrichtet wurden vorwiegend von Lehrern aus dem heutigen Deutschland nicht nur Glaubensinhalte, sondern auch, eine humanistische Bildung, sagte der Historiker: „Es war die Wiederbelebung der Antike. Im Schulalltag hat das bedeutet, dass die Unterrichtssprache Latein war.“

Antike Autoren wurden gelesen

In diesem Zusammenhang seinen auch philosophische Inhalte wiederbelebt worden und antike Autoren gelesen. Der meistgelesene war Cicero, aber auch die Aeneis von Ägid. Vorwiegend habe man die römische Literatur gelesen, weniger stark auch die Griechische. Der Römer Cicero, gestorben 43 vor Christus, schrieb zum Beispiel in „Vom pflichtgemäßen Handeln“: „Unsere Vorfahren sollten uns zum Muster dienen, so gelte als erste Ausnahme, dass man nicht ihre Fehler nachahmen darf.“

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Der Arkadenhof der Alten Burg

Nur rund 50 Jahre gab es diese protestantische Schule, trotzdem könne ihre Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte Drobesch: „Wenn man in langen zeitlichen Dimensionen denkt, war es ein Intermezzo. Aber ein wesentliches für die geistige Prägung des Landes. Nachdem sie ins Land gekommen sind, haben die Jesuiten darauf aufgebaut, allerdings unter umgekehrten konfessionellen Vorzeichen.“ Die Jesuiten übernahmen das Haus im Jahr 1604 und erweiterten es zu einem Kolleg.

Ein neues Menschenbild hielt Einzug

Mit dem Humanismus hielt auch ein völlig neues Menschenbild, eine neue Auffassung vom Menschen, in Kärnten Einzug. Für den Historiker bringt es ein Zitat von Erasmus von Rotterdam am besten auf den Punkt: „Die ganze Welt ist mein Vaterland“. Über die Schüler des Collegium sapientiae et pietatis (Kollegium der Weisheit und Frömmigkeit) ist laut Historiker Drobesch so gut wie nichts bekannt.

Die Forschung geht jedoch davon aus, dass es sich um die Söhne Adeliger, später auch von Bürgerlichen aus Kärnten handelte: „Besser unterrichtet sind wir über die Lehrer, da gibt es Namenslisten. Man kann davon ausgehen, dass sieben bis acht Professoren unterrichtet haben.“ Die Schülerzahlen seien relativ gering gewesen. Es habe ein Internat für 20 Knaben begeben, es dürften zwischen 50 und 80 Schüler gewesen sein.

Starke Veränderungen der Stadt

Zwischen 1500 und 1600 veränderte sich Klagenfurt sehr stark. 1514 gab es den großen Brand und den darauf folgenden Wiederaufbau durch die Landstände. Die Bevölkerung nahm in diesen 100 Jahren sehr stark zu. Von 800 bis 1.000 Einwohner stieg sie auf 4.000 bis 4.500 an. Mit dem Collegium Sapientiae et pietatis gab es in Klagenfurt im 16. Jahrhundert eines der ältesten Gymnasien Österreichs, so Drobesch.

Geschichte der Burg

Ab 1601 nutzten die Kärntner Landstände die Burg als Residenz, sie wurde zum Wohnsitz des Burggrafen. Nach Bränden im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Haus zweimal wieder aufgebaut. 1747 beschloss Kaiserin Maria Theresia die Räumung der Burg, um sie der neuen landesfürstlichen Behörde, „Repräsentation und Kammer“ als Amtsgebäude zur Verfügung zu stellen. Von 1791 bis 1918 war das Gebäude Sitz des Landeshauptmanns und stand dem Landesfürsten bzw. dem Kaiser als Quartier zur Verfügung. Nach dem Ersten Weltkrieg diente die Burg 1919 zunächst als Sitz des jugoslawischen Militärkommandos und ab 1920 der interalliierten Abstimmungskommission. Im zweiten Weltkrieg war sie Hauptquartier der Gestapo.

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