Kärntner Hebamme im Rohingya-Camp

Die Kärntner Hebamme Beate Lamprecht hat im Süden von Bangladesh drei Wochen lang mitgeholfen, ein neues Feldspital im größten Rohingya-Flüchtlingscamp mitaufzubauen und die Hebammen einzuschulen. Was sie erlebt hat, hat sie für ihr Leben geprägt.

Bangladesch in Südasien ist so groß wie Bayern und hat 160 Millionen Einwohner. 770.000 Angehörige der muslimischen Rohingya leben seit ihrer Vertreibung aus Myanmar im Süden des Landes in einem komplett überfüllten Flüchtlingslager. Es ist das größte der Welt.

Beate Lamprecht Hebamme Flüchtlingscamp

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70.000 schwangere Frauen in einem Camp

Es ist in unseren Breiten kaum vorstellbar, was sich dort abspielt. Die Soldaten haben die notleidenden Menschen zwar über die Grenze gelassen, die Regierung des armen Landes kann aber nicht viel für sie tun. Sie sind auf Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz angewiesen. In dem Camp leben auch 70.000 schwangere Frauen.

Eine große Anzahl hat schwerste Komplikationen, etwa mit der Gebärmutter. Darunter sind Probleme, die wir in Österreich gar nicht kennen, sagt Hebamme Beate Lamprecht. „Es kamen Frauen, bei denen sich der Mutterkuchen nicht gelöst hatte und wo Angehörige versucht haben, mit einem Zwirnfaden an der Nabelschnur zu ziehen. Wenn man das mit entsprechender Kraft macht, löst sich sich Gebärmutter aus ihrem normalen Sitz.“

Familienplanung nahezu unbekannt

Geholfen wurde den Frauen auch bei Familienplanung, bzw. bei der Still- und Hygieneberatung - was besonders wichtig war, so Lamprecht: "Die Frauen haben sehr viele Kinder und waren für die Hinweise sehr dankbar. Es wurde Verhütung angeboten und auch die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Anzahl der Kinder besprochen.“ Die Frauen konnten sich z.B. eine Drei-Monats-Spritze oder die Pille verschreiben lassen. Die Menschen im Camp sind sehr von den Hilfsorganisationen abhängig – sowohl was Lebensmittel als auch was Medikamente betrifft.

Weihnachtswunder am 24. Dezember

Ein schönes Erlebnis gab es aber am 24. Dezember: „Wir haben eine schwangere Frau von einer anderen „Health facility“ zugewiesen bekommen mit dem Hinweis, dass das Kind verstorben ist. Wir haben dann bei unserer Aufnahmeuntersuchung Herztöne gehört, wenige Stunden später hat diese Frau ein gesundes Mädchen geboren.“

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Kein Geld: Feldspital musste verkleinert werden

Weil aber auch dem Roten Kreuz das Geld fehlt, musste das Feldspital verkleinert werden. Es wird jetzt von Ärzten und Hebammen aus der Region geführt, die von Beate Lamprecht und ihrem Team eingeschult wurden. Die Hilfsstation ist aber noch immer gut ausgerüstet. Die Mission des Roten Kreuzes hilft aber auch religiöse und menschliche Vorurteile in Bangladesch und Myanmar abzubauen.

Eine der beeindruckendsten Aussagen sei die eines Mitarbeiters des Roten Kreuzes in Bangladesh gewesen, so Lamprecht. „Er sagte, Humanität haben wir von den Delegierten gelernt. Es war für die Menschen vor Ort nicht vorstellbar, dass die verschiedenen Volksgruppen und Staatsangehörigkeiten miteinander arbeiten. Das ist z.B. im Rahmen des Felshospitals passiert, ob in der Technik, in der Küche, oder im Bereich der psychosozialen Unterstützung.“

„Heilfroh, hier leben und arbeiten zu dürfen“

Es sind aber nicht nur Hebammen, sondern auch Techniker und Spezialisten des Roten Kreuzes für die Wasseraufbereitung im größten Flüchtlingslager der Welt an der Arbeit. So haben die Menschen dort sauberes Trinkwasser. Beate Lamprecht hat eines für ihr eigenes Leben gelernt: „Ich bin heilfroh, dass ich in einem solch tollen Gesundheitssystem leben und arbeiten darf.“