Ullmann-Festival an der Neuen Bühne

Viktor Ullmann war Komponist, Dirigent und Pianist. Seine Oper „Der Kaiser von Atlantis“ stellte er 1944 im Konzentrationslager fertig und wurde kurz darauf ermordet. Die Oper und eine Ausstellung werden an der Neuen Bühne Villach gezeigt.

Eine Antikriegsoper, die zeigt, was der Krieg mit den Menschen macht, wie Herrschaft funktioniert und vor allem, dass am Ende doch die Menschlichkeit und auch die Liebe siegen können - das ist Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“. Viktor Ullmann hat daran aufgrund der eigenen Kriegs- und Lebenserfahrungen schon 1917 zu arbeiten begonnen. Die Arbeit dauerte 27 Jahre - „bis eben 1944 in Theresienstadt“, erzählt Herbert Gantschacher.

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Herbert Gantschacher zeigt neben der Oper auch eine Austellung zu Viktor Ullmann und stellte drei neue Bücher zum Thema vor.

Eine Antikriegsoper aus dem KZ

Gantschacher: „Für mich ist es eine Antikriegsoper. Das ist der entscheidende Punkt. Eine Antikriegsoper fertigzustellen in einem Konzentrationslager – das ist der große Mut, nicht das Werk an sich.“

Herbert Gantschacher erinnert sich an die Anfänge seiner Beschäftigung mit „Der Kaiser von Atlantis". „Diese hat vor 40 Jahren begonnen. Alte Leute haben bei einer Diskussionsrunde in Graz anlässlich der Fernsehsendung Holocaust erzählt, dass sie das überlebt haben, als U-Boote in Graz und dass es Musik im Konzentrationslager gab. Ich habe damals zum ersten Mal den Namen Ullmann gehört.“

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Ein weitgereistes Stück als Puppenspiel

Viktor Ullmanns Oper hat Herbert Gantschacher schon fast auf der ganzen Welt gezeigt. In Villach zeigt er sie jetzt mit Puppen. Rita Hatzmann und Markus Rupert übernehmen alle Rollen: Kaiser, Tod, Harlekin, Soldat und Trommler. Für beide eine große Herausforderung, nicht zuletzt, weil dazu eine historische Aufnahme der Oper vom Band kommt.

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Die Puppen stammen von der Künstlerin Burgis Paier. Die gebürtige Klagenfurterin arbeitet ebenfalls seit vielen Jahren mit Herbert Gantschacher zusammen

„Faszinierendes Verschmelzen“ mit Puppenkörper

Rita Hatzmann: „Also muss ich noch konzentrierter sein, als wenn ich selber einen Text spreche oder singe, weil ich da ja automatisch atme und denke und spreche. Wenn ich es aber mit der Puppe mache, muss ich mich besonders konzentrieren damit ich so denke, wie die Figur in der Situation denken würde, in die ich mich hineinversetze und mit dem Körper der Puppe dann diese Gedanken transportiere. Wenn das gelingt, ist es fast ein faszinierendes Verschmelzen mit diesem Puppenkörper.“

Soldat und Frau verlieben sich

In einer besonders berührenden Szene erkennt ein Soldat bei einem Zweikampf, dass der andere eigentlich eine Frau ist. Sie verlieben sich ineinander und weigern sich, den Befehlen des Kaisers weiter zu folgen.

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Rita Hatzmann: „Seit 15 Jahren arbeite ich mit Herbert Gantschacher, auch mit diesen Puppen – schon in der ersten Produktion hatte ich die Frauenpuppe in der Hand, die anderen kamen neu dazu. Es ist schön, wieder zusammen zu kommen – jetzt spielen wir gemeinsam diese Rolle. Die Art, die Puppe zu führen, haben wir schon damals gemeinsam entwickelt.“

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Eine Oper auf winziger Bühne

Herbert Gantschacher gelingt es mühelos eine ganze Oper mit zwei Schauspielern und Puppen auf einer winzigen Bühne aufzuführen. Viktor Ullmanns Antikriegsoper kann überall gezeigt werden, und das ist für den Schauspieler Markus Rupert auch ganz wichtig: „Diese Produktion ist dafür konzipiert, dass sie jede Oper an jedem Ort spielbar macht.“

20 Quadratmeter reichen aus, um die Bühne aufzustellen. Alle Rollen zu spielen, dabei die Puppen immer wieder umzuziehen und das alles vor den Augen des Publikums ist für Rita Hatzmann und Markus Rupert eine wirkliche Herausforderung und das in mehr als einer Hinsicht.

„Froh nicht in solchen Zuständen leben zu müssen“

Rita Hatzmann: „Gerade in der Probenphase, wenn wir uns in die Situation und die Charaktere hinein begeben, ist es wirklich eine psychische Belastung weil wir und intensiv in die Gefühle hineinleben. Wenn wir Pause haben merke ich: Ich muss wieder einmal durchatmen und freue ich mich auf den blauen Himmel und bin froh, dass wir nicht unter solchen Zuständen leben müssen.“

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Fühle mich Viktor Ullmann „ein Stück näher“

Markus Rupert ergänzt: „Die Anstrengung ist natürlich in keiner Weise vergleichbar mit dem Leid und den Anstrengungen der Menschen in Theresienstadt. Das spielt bei dieser Produktion mit, diese Gedanken sind in uns, und es ist dadurch ein sehr intensives Erleben. Das Spielen dieses Stückes bringt mich Viktor Ullmann schon ein Stück näher.“

Viktor Ullmann ist am 18. Oktober 1944 in Auschwitz Birkenau getötet worden. Herbert Gantschacher will mit dem Festival zeigen, wie sich der Komponist schon im Ersten Weltkrieg für andere Menschen engagiert hat. Zum Beispiel mit dem Frontkonzert und Kriegswaisenkonzert im März 1918.

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Viktor Ullmann Festival bis 19. Jänner

Neben den Aufführungen wird auch eine Ausstellung zu Viktor Ullman gezeigt: 16. bis 19. Jänner Neue Bühne Villach.