Hoffen auf Reinigungsprozess in Kirche

Am Montag hat die päpstliche Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt zur Causa Alois Schwarz begonnen. In der Radio Kärnten „Streitkultur“ hofften Diskutanten auf einen Reinigungsprozess, es gab aber auch Kritik am Vorgehen des Domkapitels.

Die Atmosphäre nach dem ersten Tag der päpstlichen Visitation in der Diözese Gurk-Klagenfurt sei konstruktiv und positiv, zeigten sich die Teilnehmer der Diskussion im ORF-Studio am Montagabend einig. Die derzeitige Sedisvakanz des Kärntner Bischofsamtes und die päpstliche Visitation müssten als Chance zum Umbruch gesehen werden, sagte der Ordinariatskanzler der Diözese, Jakob Ibounig.

„Es ist eine Art Reinigungsvorgang, der für eine Ortskirche ein wichtiger Prozess ist, wo immer wieder Kräfte von außen und innen dazu kommen, und dass es hoffentlich zu einer guten Fortsetzung bringen.“ Es sei vielleicht außerhalb Kärntens zu wenig bekannt gewesen, welche Wucht diese Geschehnisse hatten und wie man damit umgehen habe müssen, so Ibounig. „Das ist jetzt angekommen und die Visitationsgruppe geht positiv darauf ein.“ Die Gespräche hätten verheißungsvoll begonnen, sagte Ibounig.

Es diskutierten

  • Gerda Schaffelhofer, ehem. Vorsitzende katholische Aktion
  • Jakob Ibounig, Ordinariatskanzler, Diözese Gurk-Klagenfurt
  • Erwin Eckhart, Plattform „Wir sind Kirche“ Kärnten
  • Karl Khevenhüller, Unternehmer, Pfarrgemeinderat (Launsdorf/St. Georgen)
  • Christian Lagger, Mitglied des Teams des Apostolischen Visitators
  • Herbert Beiglböck, Mitglied des Teams des Apostolischen Visitators

„Nichts unter Tisch kehren“

Damit für einen zukünftigen Bischof ein fruchtbares Feld geschaffen werde, müssen die Geschehnisse in der Ära Alois Schwarz jedoch lückenlos aufgeklärt werden, so Christian Lagger, Mitglied des Visitationsteams und Geschäftsführer des Elisabethinenkrankenhauses Graz: „Man darf hier nichts unter den Tisch kehren, wir werden unvoreingenommen prüfen und Mitte Februar auch Sprechtage für Menschen in Kärnten anbieten.“ Beim ersten Gespräch der Visitatorengruppe mit der Kärntner Kircheleitung habe man sich in Kärnten gut verständigen können, so Lagger. Auch darüber, was es für die Zukunft haben könnte. „Der Diözesanadministrator bleibt natürlich voll im Amt, das wurde geklärt“, sagte Lagger.

Khevenhüller „schockiert“ von Domkapitel

Kontroversiell diskutiert wurde darüber, welchen Schaden die Glaubwürdigkeit der Kirche in der Causa Schwarz davongetragen habe. In diesem Zusammenhang sprach Karl Khevenhüller, Unternehmer und Pfarrgemeinderat von St. Georgen am Längsee, davon, dass vor allem haltlose Anschuldigungen der Kirche besonders schaden würden: „Ich finde es einen Skandal, dass ein Domkapitel, das mit der Stiftung des Bistums nichts zu tun hat, einen Bericht veröffentlicht, der nicht es selbst betrifft. Und den Bericht und die Bilanzen ins Internet stellt. Da schwärzt eine Firma, die mit der anderen nichts zu tun hat, die andere an.“ Obendrein werde eine Lynchjustiz provoziert, die ihn schockiere, so Khevenhüller.

Dazu sagte Gerda Schaffelhofer, ehemalige Vorsitzende der Katholischen Aktion: „Sie haben von Skandal gesprochen - der Skandal war vorher. Die Veröffentlichung war ein Befreiungsschlag, jede Vertuschung ist ein Schlag in die Magengrube der Glaubwürdigkeit der Kirche.“

Visitator bekräftigt Kontrollen

Damit der Schaden für die Glaubwürdigkeit klein gehalten werde, müsse man an der Transparenz von kirchlichen Institutionen arbeiten, so der steirische Caritas-Direktor und Mitglied des Visitationsteams, Herbert Beiglböck: „Wir brauchen eine Klärung, damit sich eine kirchliche Einheit nicht selber kontrolliert. Es braucht externe Leute, die hinschauen. Es müssen Wirtschaftsprüfungsberichte vorgelegt werden, in denen von einem Profi bestätigt wird, dass es ordentlich gemacht wurde.“ Das sei vielfach schon der Fall, wo es nicht der Fall sei, werde man ein Regelwerk erstellen, damit das besser werde, so Beiglböck.

Bischof muss wissen, was Menschen bedrückt

Auch bei der Ernennung von Bischöfen müsse man über Änderungen nachdenken, sagte Erwin Eckhart von der Plattform „Wir sind Kirche“: „Dass hier ein gewisses Mitspracherecht und Mitentscheidungsrecht der Ortskirche stattfindet. Wenn man sieht, wie es jetzt geschieht, während der Sedisvakanz, wo Menschen am Werk sind, die nicht in einem goldenen Käfig sitzen und die wissen, was die Herde bedrückt. So einen Bischof brauchen wir in Zukunft.“

Auf reges Interesse stieß die Diskussion auch bei den Hörerinnen und Hörern. Von Lob für den ehemaligen Bischof bis hin zu Unmutsbenkungen reichten die Hörerbeiträge per Telefon und E-Mail. Ein Anrufer stellte abschließend fest, man müsse seitens der Kirche aufhören, Wasser zu predigen und Wein zu trinken.

Die Visitation

Für die kommenden Wochen sind zahlreiche Gesprächstermine geplant, um ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen. Die Gruppe um Erzbischof Franz Lackner wird auch das Gespräch mit möglichst vielen Beteiligten und auch Betroffenen suchen, um zu klären, was in den verschiedenen kirchlichen Bereichen - sowohl in der Diözese, wie auch im Bistum - in den letzten zehn Jahren in Schieflage geriet.

Der Kärntner Diözesanleitung geht es jetzt auch darum, ihre bisherigen Erkenntnisse darzulegen. Der Kurs der Glaubwürdigkeit und Transparenz müsse fortgesetzt werden, sagte Administrator Engelbert Guggenberger am Montag. Jetzt gehe es um ein gemeinsames Ringen um Wahrheit, betonte Erzbischof Lackner. Dass es während der Zeit der Visitation eine Bischofsernennung für Gurk Klagenfurt geben könnte, hält der Erzbischof nicht für möglich. Der Bericht den der Visitator an die römische Bischofskongregation schickt, sollte bis zur Fastenzeit fertiggestellt sein.

Weitere Besuche in Klagenfurt sind für den 25. und 26. Jänner geplant. Die Untersuchung soll bis zum Beginn der Fastenzeit Anfang März abgeschlossen werden. Dem Domkapitel wurde zugesagt, dass man Einsicht in den Abschlussbericht nehmen dürfe und es eine Möglichkeit zur Stellungnahme geben werde, so die Pressesprecherin des Visitators, Heidi Zikulnig.

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