Satire zur stillsten Zeit im Jahr

Der in Kärnten lebende Autor Ludwig Roman Fleischer hat mit „Bad Weihnachten“ bereits das dritte Buch zur stillsten Zeit im Jahr geschrieben. Satirisch beleuchten die Erzählungen die Weihnachtszeit und das Geschäft mit dem Fest.

Der gebürtige Wiener Ludwig Roman Fleischer wurde 1990 beim Bachmann-Preis mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet und lebt seit einiger Zeit in Feld am See. In seinem jüngsten Weihnachtsbuch erzählt er satirische Weihnachtsgeschichten. Eine dieser Geschichten ist „Bad Weihnachten“, in der es um das ausufernde Geschäft mit Weihnachten geht.

Das Weihnachtsgeschäft ist krisensicher, um die Wirtschaft anzukurbeln, deklariert sich die Kleinstadt Niklasberg zur Weihnachtsstadt mit Therme und Fitnessbereich – inklusive Rentier-Ergometer und Rudermaschine im Schlittendesign. „Im Zuge dieser neuesten Entwicklung wird Niklasberg einen neuen Namen erhalten und fortan – im Sinne der Communal Identity und des Product Managements – Bad Weihnachten heißen“, heißt es im Buch.

Roman Fleischer Buch Bad Weihnachten

sisyphus verlag

Ludwig Roman Fleischer „Bad Weihnachten - Erzählungen im Lärm der stillsten Zeit“. Erschienen im Verlag sisyphus, 142 Seiten, 15 Euro, ISBN 978-3-903125-33-9

Ein Priester mit Gedächtnisschwund

Die Satiren machen auch eine Umerzählung der Wirklichkeit möglich. In einer der Satiren geht es um einen Priester, der nach einem Autounfall recht vergesslich wird. Er vergisst die Rituale der Liturgie und wie der Glaube funktioniert. Fleischner: „Er braucht nun Hilfe und Erklärungen anderer. Die Dorfbewohner haben dadurch die Möglichkeit, ihren Priester umzuerziehen, wie sie ihn haben wollen.“ Letztlich kehren die Erinnerungen des Priesters zurück – ob sie tatsächlich je verloren waren, das bleibt offen.

Ein satirischer Weihnachtsfan

Auch wenn es sich nicht so liest – der 66-jährige Fleischer ist Weihnachtsfan. „Man sollte nur satirisch betrachten, was man eigentlich mag, damit man auch mit dem Herzen dabei ist“, sagt er. Wie viel dem Schriftsteller auch an den Menschen und ihren Schicksalen liegt, wird bei der Erzählung „Weihnachtsputz“ deutlich. Beim Putzen hat Amalie viel Zeit, über ihr Leben nachzudenken. „Sie hat es nicht leicht gehabt, das meiste ging in ihrem Leben daneben. Eigentlich weiß sie das, auch wenn sie sich einredet, dass das alles geplant war – so wie wir es gerne alle tun“, so Fleischer über seine Figur.

Ludwig Roman Fleischer Autor

ORF

Fleischer 2015 bei einem ORF-Interview

Ludwig Roman Fleischer war unter anderem Telefonist, Nachtwächter und Kraftfahrer, in Wien war er jahrzehntelang Lehrer. Seit 1990 erschien jedes Jahr ein Buch von ihm. „Die Schreiberei ist wohl eine Zwangsneurose von mir“, meint er.

Kärnten-Betrachtungen eines Wieners

Fleischers enge Beziehung zu Kärnten hinterließ auch in seiner Literatur Spuren. Zum Beispiel in der Erzählung „Josef in den Raunächten“, in der es um einen Südkärntner Bauern geht. Fleischer: „Er wurde von den Nazis zu Weihnachten sterilisiert, damit er seine ‚schlechten Gene‘ nicht weitergeben kann.“

Zu Kärnten hat Fleischer eine besondere Beziehung, erzählt er: „Aus irgendeinem Grund war Kärnten vom Bachmannpreis aufwärts immer wichtig für mich" - mehr dazu in Ernst-Willner-Preis für Ludwig Roman Fleischer (bachmannpreis.ORF.at; 1990). Dann kaufte er mit seiner Frau einen Grund in Feld am See, „und haben ein Holzhaus am Waldesrand gebaut – mittlerweile mein ordentlicher Wohnsitz.“ 2005 erschien mit "Dorf der Seele - Erzählungen aus der Kärntner Umgebung“ ein weiteres Buch mit Kärnten-Bezug.

Der gebürtige Wiener fühlt sich in Feld am See sehr wohl: „Kärnten ist sehr vielfältig, es gibt Licht und Schatten.“ Dennoch gebe es nirgends in Österreich heiterere Menschen, so Fleischer. „Irgendwie sind alle besser drauf. Das macht Kärnten sehr attraktiv.“

Geschichtsroman in Arbeit

Fleischers nächster Roman ist bereits in Arbeit. Der Titel: „Die letzten 100 Jahre“. Österreichische Geschichte anhand einer Familiengeschichte von 1916 bis 2016 betrachtet der Autor auf 400 Seiten darin. „Vom Anschluss bis Zwentendorf ist alles drin. Schon lustig, aber hauptsächlich eine ernste Angelegenheit“, so Fleischer. Für den Geschichtsroman erhielt er ein Stipendium des Landes Kärnten. Damit ist es wohl amtlich, dass Ludwig Roman Fleischer ein Kärntner Autor ist.

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