Umgangston in Schulen wird rauer

Der Umgangston in Schulen ist heute ein anderer als noch vor 15 Jahren. Lehrer sind vor allem bei Pubertierenden mit teils extremen Reaktionen konfrontiert. Etwa 20 Mal im Jahr kommt es zu gröberen Auseinandersetzungen. Mehr Schulsozialarbeit wäre vonnöten finden Lehrer.

Wieder wurden Probleme in einer Neuen Mittelschule in Kärnten bekannt. Zuletzt berichtete Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer im Rahmen der Fragestunde der Landtagssitzung am Mittwoch über angebliche Missstände an einer NMS. In der Schule sollen sich in letzter Zeit negative Zwischenfälle gehäuft haben. Die Probleme sollen von der dortigen Leiterin ausgehen.

Schule Gewalt Angst Gesellschaft

Pixabay

Lehrer fordern mehr Sozialarbeiter

Schulinspektorin: „Gravierende Mängel bei Leitung“

Von Landesschulinspektorin Beatrice Haidl hieß es gegenüber dem ORF: „Derzeit gibt es gravierende Mängel in der Führung dieser Schule und wir werden sehen, wie wir das in den Griff bekommen.“ Es werde „in absehbarer Zeit“ eine Lösung „geben müssen“. Die angesprochene Leiterin der Mittelschule sagte in einem Telefonat mit dem ORF, dass es an ihrer Schule einige wenige Problemkinder gebe, wie an jeder anderen Schule auch. Auch innerhalb des Lehrkörpers werde gut zusammengearbeitet.

Pädagogikpaket für Lehrer „realitätsfern“

Für den Landesschulrat und die Lehrergewerkschaft wird der Umgangston in den Schulen generell rauher. Auch der Umgang mit Autoritäten in unserer Gesellschaft ändere sich gravierend. Echte Extremfälle seien dennoch selten.

Über rebellierende Schüler spricht oft die ganze Schule - das gehe aber an der Schulrealität vorbei, heißt es am Donnerstag von verschiedensten Stellen im Schulbereich unisono. Auch das diese Woche im Nationalrat beschlossene Pädagogikpaket geht für viele Lehrer an der Realität vorbei. Anstelle der Wiedereinführung von Noten und des Sitzenbleibens für Volksschüler wünschen sich Lehrer mehr Unterstützung für den Umgang mit ihren Schülern, die in der Pubertät oft gravierend ihr Verhalten ändern.

Mehr Schulpsychologen und Jugendcoaches nötig

Die konkreten Forderungen benennt der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Stefan Sandriesser: „Die Doppelbesetzung im Bereich der Primarstufe in den ersten beiden Schuljahren würde sehr viel an Erleichterung bringen und auch zusätzliches Personal im Bereich der Schulsozialarbeit - also Schulpsychologen und Jugendcoaches.“ Denn Kinder würden nicht „aus Bösartigkeit“ Probleme machen, so Sandriesser, „sondern weil sie den Einflüssen unserer Gesellschaft und den sozialen Medien ausgesetzt“ sind.

Auch Landesschulinspektorin Beatrice Haidl nennt „mehr Lehrer, mehr Psychologen und mehr Sozialarbeiter“ als Notwendigkeit für die Schule.

Schulsuspendierungen nur bei Gefahr

In 30 bis 50 Fällen pro jahr müssten Schüler aus der Schule suspendiert werden. Haidl: „Schülerinnen oder Schüler können nur dann suspendiert werden, wenn sie andere bedrohen, wenn sie eine Gefährdung darstellen - für sich oder für andere Schüler oder Lehrer - nur dann werden sie suspendiert.“

Schule Gewalt Angst Gesellschaft

Pixabay

Immer mehr Eltern gehen gleich zu Behörden, ohne mit den Lehrern zu sprechen

Die Landesschulinspektorin verweist auch auf das private Umfeld der Kinder, auf Eltern und andere Betreuungspersonen, die gefordert seien.

Wegen Schulproblemen zum Landeshauptmann?

Tatsächlich scheint es mit der Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern nicht immer zum Besten zu stehen. Es wären mehr Gespräche zwischen den Eltern schwieriger Schüler und betroffenen Lehrern nötig, meint Lehrergewerkschafter Stefan Sandriesser. Auffallend oft würden sich Eltern bei Schwierigkeiten nicht mehr an die Schule oder den betroffenen Lehrer wenden, „sondern direkt an den Landeshauptmann, an den Bundesminister oder irgendwelche Politiker“. Richtiger wäre es allerdings, die Probleme im direkten Umfeld zu lösen.