Diözese Gurk-Klagenfurt tauscht Manager aus

Nachdem Administrator Engelbert Guggenberger am Montag von Rom untersagt worden war, den wirtschaftlichen Prüfbericht der Diözese Gurk zu veröffentlichen, hat er am Dienstag wissen lassen, dass er unter anderem Manager austauscht.

Einen Tag nach der Order aus Rom, die für Dienstag geplante Pressekonferenz und die Veröffentlichung des Berichts abzusagen, arbeitete die Diözesanleitung im bischöflichen Palais in Klagenfurt inzwischen weiter. Der Prüfbericht, auch wenn er nicht veröffentlicht wird, ist die Grundlage von weiteren Maßnahmen, die in Diözese und Bistum gesetzt werden müssen, hieß es. Und diese Maßnahmen folgten prompt. In einer Aussendung ließ Guggenberger wissen, dass es umfangreiche Maßnahmen und Konsequenzen in Bistum und Diözese gebe - für die Dauer der bischofslosen Zeit, der Sedisvakanz.

Ablösung von Führungskräften

Er tauschte die Führungsmannschaft wie folgt aus: Der bisherige wirtschaftliche Geschäftsführer des Bistums, Andreas Maier, wird von Stiftspfarrer Gerhard Christoph Kalidz abgelöst. Georg Rösslhuber übernimmt den Forstbereich, Michael Frohnwieser und Franz Resch den Hotelbereich St. Georgen sowie Franz Schils den Bereich Bildungshaus St. Georgen. Auch der Finanzkammerdirektor der Diözese, Walter Walzl, legte seine Funktion zurück, seinen Aufgabenbereich übernimmt bis auf Weiteres der frühere Finanzkammerdirektor und Ökonom der Diözese, Franz Lamprecht. In der Aussendung wurde betont, dass der Prüfbericht kein persönliches schuldhaftes Verhalten der ausscheidenden Amtsträgern zeige.

Erträge „wieder stiftungsgemäß“ verwenden

Eine zweite Maßnahme betreffe die Verwendung der Erträge des Bistums. Diese sollen hinkünftig wieder stiftungsgemäß verwendet werden. Ureigenster Stiftungszweck des Bistums durch die heilige Hemma sei es, Pfarren und Initiativen der Diözese zu unterstützen und zu fördern. Ab sofort sollen die Erträge, die das Bistum erwirtschaftet, wieder direkt und unmittelbar den seelsorglichen Aufgaben der Diözese zugeführt werden.

Eine dritte Maßnahme betrifft die Verwaltungseinheiten von Diözese und Bistum. Diese werden ab sofort im Bereich der Entscheidungs- und Kontrollgremien miteinander verschränkt. So sind hinkünftig der Ständige Vertreter des Diözesanadministrators, der Finanzkammerdirektor, der Rechtsreferent der Diözese und der Klagenfurter Dompfarrer im Wirtschaftsrat des Bistums mit Sitz und Stimme vertreten.

Offenlegung von Rechnungsabschluss

Gleichzeitig erfolge eine regelmäßige Berichterstattung über Vorgänge und Entscheidungen im Bistum durch die vier Genannten in den Gremien der Diözese, nämlich im Wirtschaftsrat und im Konsistorium. Ab dem kommenden Jahr werden zusätzlich zur bisher üblichen jährlichen Offenlegung der Finanzen der Diözese erstmals auch der Jahresrechnungsabschluss des Bistums sowie des Domkapitels präsentiert werden, so die Ankündigung des Administrators.

Bürger verstehen Geheimniskrämerei nicht

Die Gläubigen sind enttäuscht über den „Maulkorb“ aus Rom, wie eine Umfrage des ORF Kärnten am Dienstag ergab. Übereinstimmend fordern die Befragten eine Offenlegung des wirtschaftlichen Prüfberichts.

Audio: Meinungsumfrage

Auch Priester verunsichert

Unverständnis und Verunsicherung herrscht auch innerhalb der Kirche bei vielen Priestern. Dechant Juri Buch sagte: „Ich habe mir gedacht, es grüßt wieder das Mittelalter. Wenn die Herrschaft Befehle gibt, und die unten haben zu parieren, das ist ein katastrophales Bild. Wenn ich der Administrator wäre, würde ich den Bericht trotzdem veröffentlichen. In der Bibel steht, Gott soll man mehr gehorchen als den Menschen.“ Und wenn man beteuere, es sei alles in Ordnung, warum verhindere ihn man dann? Dann würde man doch wollen, dass ein Bericht, der einen entlastet, veröffentlicht werde. „Ein schlimmes Spiel“, so Buch.

Auch die katholische Pfarrer-Initiative um Ex-Generalvikar Helmut Schüller übt wegen der von der Bischofskongregation in Rom angeordneten Absage einer Pressekonferenz zur wirtschaftlichen Gebarung der Diözese Klagenfurt-Gurk heftige Kritik am Vatikan. Man sei über das Vorgehen „entsetzt“, das Kirchenvolk werde einmal mehr außen vor gelassen - mehr dazu in Pfarrer-Initiative entsetzt (religion.ORF.at).

Administrator Guggenberger Diözese Gurk Kirche

ORF

Guggenberger zeigte sich ob des Veröffentlichungsverbots „fassungslos“

Administrator Guggenberger, der zu Beginn seiner Arbeit Transparenz versprochen hatte, fand nach der Weisung aus Rom deutliche Worte. Es sei „fassungslos“, die Glaubwürdigkeit der Kirche habe weiteren Schaden erlitten - mehr dazu in Diözese Gurk: Rom verbietet Pressekonferenz.

Erhebungen in Graz

Ob die Vorgänge im Bistum strafrechtliche Relevanz bekommen, ist noch unklar, denn dazu müsste es eine Strafanzeige geben. Eine solche wurde bisher nicht eingebracht, hieß es von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt. Allerdings gibt es Erhebungen von der Staatsanwaltschaft Graz gegen unbekannt in Zusammenhang mit der ehemaligen Leiterin des Bildungshauses St. Georgen, der ein Naheverhältnis zu Bischof Schwarz nachgesagt wird.

Schwarz: Dankbar für Entscheidung

Bischof Schwarz betonte am Montagabend in einer Aussendung, er habe die Vorschriften eingehalten. Es hätten keine Tätigkeiten stattgefunden, die den Bestand des Bistums gefährden oder seine Entwicklung wesentlich beeinträchtigen hätten können. Er sei „dankbar, dass die Bischofskongregation die Entscheidung getroffen hat, den kirchenrechtlich korrekten Weg einzufordern“, teilte Schwarz mit - mehr dazu in Schwarz: „Vorschriften eingehalten" (noe.ORF.at).

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