Theaterhalle spielt „Unspielbares“

Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“ gilt als unlesbares Stück Weltliteratur. Dass Teile daraus aber auf eine Theaterbühne gebracht werden können, beweist das Stück „Clarisse und ihre Dämonen“, das bis 11. Jänner in der Theaterhalle 11 gespielt wird.

„Haben Sie schon einmal bedacht, dass auch die Liebe eine Störung des Geistes ist?“ Wie im Leben auch, wartet am Ende der Tod in Clarisse und ihre Dämonen. Darüber hinaus nimmt in diesem Theaterstück nichts einen herkömmlichen Verlauf. Oliver Vollman überarbeitete den eigentlichen unspielbaren Musiltext wochenlang und beschloss schließlich, dass es egal sei, wer welche Texte spricht: „Es ist uns darum gegangen, den Kern dieses Stückes zu transportieren. Die ist für mich von Anfang an relativ rasch klar gewesen, es ist Liebe und Wahnsinn.“

Clarisse und ihre Dämonen Theaterhalle 11

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Clarisse und ihre Dämonen vor einem sterbenden Stern

Auch Robert Musil hat so gearbeitet: Sätze gesammelt und sie dann erst seinem Personal in den Mund gelegt. Bewusstseinsströme, Tagesreste, Erinnerungen. Innen- und Außenwelt stürzen in „Clarisse und ihre Dämonen“ ineinander. Musilexperte Walter Fanta sagte zum Stück, man mache hier Theater mit Texten, die zu Lebzeiten des Autors und auch teilweise später nie an die Öffentlichkeit gekommen seien.

Texte aus Nachlass Robert Musils

Clarisse ist eine der weiblichen Hauptfiguren im Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Dass dabei unveröffentlichtes Material aus Musils Jahrhundertroman aufgegriffen werden, ist laut Theater Musilexperte Walter Fanta zu verdanken, es stammt aus dem Nachlass.

Die Hauptfigur Clarisse und ihre insgesamt sechs Dämonen werden von Oliver Vollmann und Nadine Zeintl dargestellt, die sich auch die Regiearbeit teilten. Zentral ist die selbszerstörerische Liebe der Clarisse zum Frauenmörder Moosbrugger. Dass der Weg ihm ins Irren- und Mörderhaus, durch die Zuschauerreihen führt, ist da nur konsequent. Nadine Zeintl: „Die Frauenmörder sind über dir und irgendwas fasziniert an denen wie ein Kind, das etwas unbedingt haben will, aber nicht haben darf.“

Clarisse und ihre Dämonen Theaterhalle 11

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Oliver Vollmann und Nadine Zeintl

Parallel zu den Ereignissen auf der Bühne bläht sich im Hintergrund die Sonne immer weiter auf: Ein bedrohlicher, sterbender Stern.

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