„Plappergei“ hilft bei Sprechstörungen

Wenn Kinder Silben verschlucken und Sätze falsch bilden, könnte eine Sprechstörung vorliegen. Jedes zehnte Kind soll betroffen sein. Die Sprechgruppe „Plappergei“ hilft diesen Kindern, wieder Spaß am Sprechen zu finden.

Mediziner schätzen, dass in Kärnten jedes zehnte Kind im Kindergarten- und Volksschulalter eine Sprechstörung hat. Hilfe bieten Fachärzte, Logopäden und Psychologen. Ein kostenloses Zusatzangebot ist die Sprechgruppe „Plappergei“ in Wolfsberg. Die Sprechgruppe im Miniambulatorium von pro mente steht jenen Kindern offen, deren sprachliche Fähigkeiten nicht altersgerecht entwickelt sind. Die Diagnose muss zuvor ein Facharzt stellen.

Angst vor dem Sprechen

Bei „Plappergei“ trainieren die klinischen Psychologinnen Tanja Bleis und Lisa-Maria Käfer mit den Kindern. Die Gruppe versteht sich als Zusatzangebot und als Möglichkeit, die Wartezeit auf eine Therapie zu überbrücken.

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Die Sprechgruppe versteht sich als Zusatzangebot und als Möglichkeit, die Wartezeit auf eine Therapie zu überbrücken

Für die betroffenen Kinder sei die Sprechstörung mitunter sehr belastend, sagt Lisa-Maria Käfer: „Wir haben einige Kinder, die sich kaum noch trauen, zu sprechen. Sie ziehen sich zurück, weil sie in der Schule gehänselt werden.“ Oberstes Ziel sei, diesen Kindern wieder Freude am Sprechen und dem Erlernen der Sprache zu geben, zum Beispiel durch positive Erlebnisse in der Gruppe.

Mögliche Warnsignale

Meist machen Pädagogen in Schulen und Kindergärten die Eltern auf eine mögliche Sprechstörung aufmerksam. „Zum Beispiel, wenn Kinder weit über das erste Lebensjahr hinaus kaum sprechen. Oder Silben verschlucken und so kaum verstanden werden“, sagt Psychologin Tanja Bleis.

Auch wenn Kinder keine korrekten Sätze bilden und Probleme mit der Grammatik haben, könne mitunter eine Sprechstörung vorliegen. Ein sehr geringer Wortschatz kann ein weiteres Indiz für eine Sprechstörung sein. „Als Richtlinie gilt hier, dass ein Kind mit rund zwei Jahren etwa 50 Wörter kennen sollte“, sagt Bleis.

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Die Kinder sollen wieder Spaß am Sprechen finden

Therapie möglichst früh beginnen

Bleis rät beim Verdacht auf eine Sprechstörung zur möglichst raschen Untersuchung durch einen Facharzt. Denn eine spät begonnene Therapie sei schwieriger für die Kinder. Und wird eine Sprechstörung gar nicht therapiert, könne das weitreichende Folgen haben: „Sprache ist Teil unseres Lebens und auch wichtig für die emotionale Entwicklung. Und natürlich für die Schule. Kinder mit Sprachstörungen können auch Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben entwickeln.“

Wie Eltern helfen können

Den Eltern raten die Psychologinnen, die Sprachentwicklung schon früh zu fördern – also viel mit ihren Kindern zu sprechen und ihnen vorzulesen. Bleis: „Kinder brauchen ein Sprachvorbild, Sprache entwickelt sich durch soziale Interaktion, durch Kommunikation.“ Schon für Säuglinge könne man „die Welt erklären“, indem man Gegenstände, Alltägliches oder Emotionen ernennt.“ Auch durch das Vorlesen lernen Kinder viel über Satzaufbau und Grammatik.

Bei „Plappergei“ werden die Eltern mit eingebunden, sie bekommen Tipps und Tricks, wie sie ihren Kindern zuhause helfen können. Auch ein maßvoller Umgang mit Medien wie Smartphone und Fernseher sei wichtig. Bleis: „Wenn die Eltern zum Beispiel beim gemeinsamen Spaziergang nur auf das Handy schauen, fehlt die soziale Interaktion mit dem Kind.“