Bahnkunden trotz Streiks gelassen

Bis zur letzten Minute ist am Montag über die Gehälter der ÖBB-Bediensteten verhandelt worden. Da es zu keiner Einigung kam, wurde gestreikt. Die ÖBB-Kunden nahmen dies mit Gelassenheit hin.

Bis sich der Verkehr auf dem Streckennnetz beruhigte dauerte es Stunden. Sicherheistabstände waren wieder einzuhalten, sagte ÖBB-Pressesprecher Herbert Hofer: „Der Zugverkehr ist so dicht vertaktet, dass es kaum ‚Slots‘ gibt, die frei sind. Aus dem Grund mussten gewisse Züge ausfallen, damit andere Züge wieder in Verkehr gesetzt werden konnten.“ Insgesamt fielen 50 Züge aus. Es waren zwischen 3.000 und 5.000 Personen von den Ausfällen betroffen. Hätte der Streik in der Früh, zur Spitzenzeit, stattgefunden, hätte es laut Hofer deutlich mehr Verzögerungen gegeben.

Grund für den Streik war, dass im Ringen um einen neuen Kollektivvertrag für die 40.000 Eisenbahner eine weitere Verhandlungsrunde einberufen wurde, die allerdings nicht das von der Gewerkschaft erhoffte Ergebnis gebracht hatte – mehr dazu in ÖBB-Streik: Verhandlungen bis zur letzten Minute. Kurz vor Mittag wurde das Scheitern der Verhandlungen bekannt gegeben, die Warnstreiks wurden danach wie angekündigt umgesetzt.

ÖBB Zugverkehr Streiks Kärnten

ORF/Natmessnig

Hauptbahnhof Klagenfurt zu Mittag

Die ÖBB bereiteten sich darauf vor, den Zugsverkehr in ganz Österreich ab 12.00 Uhr einzustellen. Diese Maßnahme diene der Sicherheit der Fahrgäste, teilten die ÖBB kurz vor Mittag mit. Zwischen 12.00 und 14.00 Uhr wurde der Zugverkehr eingestellt, auch der grenzüberschreitende Zugverkehr stand bis 14.00 Uhr still - mehr dazu in Kompletter Bahnverkehr gestoppt (news.ORF.at).

ÖBB Zugverkehr Streiks Kärnten

ORF/Natmessnig

Letzter Zug stoppte um 12.11 Uhr

In Kärnten kam der letzte Zug um 12.11 Uhr zum Stehen. Der aus Wien kommende Zug wurde bis zum Bahnhof St. Veit geführt, dann musste er eine Zwangspause einlegen. Der Stadtverkehr in Villach und Klagenfurt konnte während dieser Zeit auch mit ÖBB-Tickets benützt werden. In allen Nahverkehrszügen wurde laut ÖBB zusätzlich Zugbegleitpersonal für Informationen der Reisenden eingesetzt. Auch in den Bahnhöfen Klagenfurt und Villach seien ÖBB-Mitarbeiter bemüht, Fragen zu beantworten, hieß es.

ÖBB Zugverkehr Streiks Kärnten

ORF/Natmessnig

Die Zuggarnituren wurden bis zum Ende des Streiks teils in den Bahnhöfen geparkt

Vor allem Schüler betroffen

„Die Streiks waren nicht in unserem Sinne“, sagte ÖBB-Pressesprecher Herbert Hofer in einer ersten Reaktion zum ORF Kärnten. „Unseren Reisenden kann man derzeit nur raten, zwei Stunden abzuwarten, bis die Züge wieder fahren.“ Bis 14.00 Uhr war verstärkt Personal im Einsatz, um die Reisenden zu informieren. Die Kärntner ÖBB-Kunden nahmen den Streik offenbar mit Gelassenheit hin. Am Klagenfurter Hauptbahnhof herrschte zu Mittag eine ruhige Atmosphäre, das Bahnpersonal wurde von den Reisenden nicht gerade gestürmt.

Nun ist Klagenfurt kein Verkehrsknotenpunkt, die Zahl der ausgefallenen Züge war aber trotzdem beträchtlich. Am stärksten betroffen waren Schüler, die ansonsten mit der S-Bahn nach Hause fahren. „Macht nichts, komm ich halt eineinhalb Stunden später heim“, meinte ein HTL-Schüler angesichts der angezeigten Verspätungen. Der Zug nach Lienz, der um 12.02 Uhr losfahren hätte sollen, stand eine Stunde später noch immer am Bahnsteig, die Fahrgäste vertrieben sich die Zeit mit Lesen, am Smartphone oder Laptop.

Streik Hauptbahnhof Klagenfurt

ORF/Peter Matha

Vor allem Schüler hielten sich während des Streiks am Klagenfurter Hauptbahnhof auf.

Richtig verärgert zeigte sich hingegen eine ältere Dame, die im gleichen Atemzug die Legitimität des Streiks und ihren Zorn über den gewählten Zeitpunkt äußerte: „Hätten die nicht morgen streiken können, da wär es mir egal gewesen.“ Laut Auskunft der ÖBB plante man, den Betrieb nach Ende des Warnstreiks behutsam wieder hochzufahren. „Es wird aber noch bis zum Abend zu Abweichungen vom Fahrplan kommen“, erklärte ÖBB-Sprecher Christoph Posch.

Streik Hauptbahnhof Klagenfurt

ORF

ÖBB-Personal schenkte für die Wartenden Gratis-Kaffee aus.

Gewerkschaft: Streik war nicht mehr abwendbar

„Der Streik war leider nicht mehr abwendbar“, sagte Hermann Lipitsch, Landesvorsitzender der Gewerkschaft vida, zum ORF Kärnten. Das Angebot der ÖBB seien für die Mitarbeiter nicht annehmbar gewesen. Das zuletzt nachgebesserte Angebot der ÖBB sei nur auf dem ersten Blick besser gewesen: „Auf das Jahr aufgerechnet betrug die Lohnerhöhung nur 2,5 Prozent, das können wir nicht akzeptieren.“

Obwohl sich die Gewerkschaft nicht auf einen Prozentsatz festgelegt habe, „es geht auch um Rahmenvereinbarungen, wie der gleiche Kollektivvertrag für alle Schienenmitarbeiter und Sicherstellungen.“ Seit Juni gebe es dahingehend keine Bewegung in den Verhandlungen, „deswegen haben wir uns für den Warnstreik entschieden.“ Die Gewerkschaft sei bereit, manche Punkte längerfristig zu verhandeln, bei einigen Punkten scheine es aber keine Gesprächsbereitschaft zu geben.

Bahnhof St. Veit Streik Züge

ORF/Horst Sattlegger

Ein Railjet nach Wien und ein IC von Wien nach Lienz und zwei S-Bahnen wartete den Streik am Bahnhof St. Veit an der Glan ab. Fahrgäste hier sagen, sie hätten das eingeplant.

Weitere Streiks nicht ausgeschlossen

Die Gewerkschaft ist jedenfalls entschlossen, weiter zu kämpfen. Wenn auch der Warnstreik keine Ergebnisse bringe, seien weitere Streiks nicht ausgeschlossen, sagte Lipitsch. Dann seien auch Streiks in den Hauptverkehrszeiten nicht ausgeschlossen.

Die Befürchtung, dass die Gewerkschaft durch die Streiks in der öffentlichen Meinung an Ansehen verliert, habe man nicht. Lipitsch: „Bei einer Umfrage unter Bahnkunden gab es 85 Prozent Unterstützung für die Streiks.“ Zusatz: „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Aber die Beschäftigten können sich nur so wehren.“ Kein Verständnis für den Warnstreik zeigte Gerhard Köfer vom Team Kärnten. Das Gehaltsangebot der Bahn sei „zumindest eine gute Basis für weitere Gespräche.“

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