Bilanz vier Jahre nach HCB-Umweltskandal

Vier Jahre nach dem HCB-Skandal im Görtschitztal haben die Fachabteilungen des Landes am Freitag Bilanz gezogen. Das Tal sei wieder unterwegs in Richtung Normalität. Hexachlorbenzol (HCB) war durch die unvollständige Verbrennung von verseuchtem Blaukalk in die Umwelt gelangt.

Seitens der Unterabteilung Sanitätswesen/Landessanitätsdirektion in der Abteilung 5 (Gesundheit und Pflege) habe es für die betroffene Bevölkerung des Tales seit 2014 sieben Serien von Blutuntersuchungen gegeben. Die letzte Untersuchung fand im Juni 2018 statt. Laut Landessanitätsdirektorin Elisabeth Oberleitner waren ursprünglich 24 Prozent der untersuchten Personen von einer HCB-Belastung betroffen, die über den österreichischen Vergleichswerten lag. Mittlerweile sank dieser Anteil auf 14 Prozent. Nachuntersuchungen seien künftig in Dreijahresintervallen geplant.

Limitierung bei Lebensmitteln nur bei Deponie

In Bezug auf die Ernährungsempfehlung gibt es eine regionale Limitierung nur noch für den ausgewiesenen Bereich um die Altlast K20 der Deponie Brückl. Hier wird aus Vorsorgegründen sowohl vom Anbau pflanzlicher Lebensmittel als auch von einer Nutztierhaltung abgeraten, hieß es in der Aussendung des Landes Kärnten. Die Entscheidung über eine allfällige Aufhebung dieser Vorsorgeempfehlung soll nach Vorliegen weiterer Daten im Frühjahr 2019 erfolgen.

Von der Lebensmittelaufsicht wurden im Görtschitztal seit Beginn der Probenziehungen im Jahr 2014 insgesamt 1.227 amtliche Proben gezogen und vom Institut für Lebensmittelsicherheit, Veterinärmedizin und Umwelt (ILV) auf HCB untersucht. Die Situation im Jahr 2018 hat sich von den Probenergebnissen her weiter gebessert. Seien 2017 noch drei Überschreitungen der Richtwerte für HCB der Medizinischen Universität Wien festgestellt worden, sei es 2018 lediglich eine gewesen, hieß es weiter.

Beprobung rund um Deponie K20

Auch im Umfeld der Deponie K20 in Brückl wurden Proben gezogen. Seitens der Lebensmittelaufsicht wurden alle Privatpersonen im Umkreis der Deponie, bei denen bis dato amtliche Proben gezogen wurden, aufgesucht und nachgefragt, ob ein Interesse an einer Beprobung von Lebensmitteln aus dem Hausgarten bestehe. Insgesamt wurden 21 Proben gezogen, die vom ILV Kärnten begutachtet wurden. Dabei wurden drei Rückstandshöchstwertüberschreitungen von Blei in Kräutern und in zwei Fällen eine Überschreitung der Richtwerte für HCB der Medizinischen Universität Wien festgestellt.

HCB Heu Abtransport Start Verbrennung

ORF/Kimeswenger

Das schwer verseuchte Heu wurde zunächst gelagert. 3.000 Tonnen wurden nach Deutschland gebracht und dort verbrannt.

Auch für das Jahr 2019 ist die Durchführung von drei Landesschwerpunktaktionen im Görtschitztal geplant. Dabei sollen die selbst hergestellten Fleisch- und Wurstwaren der Ab-Hof-Verkäufer, Direktvermarkter und Buschenschenken sowie die Produkte der Rohmilchbetriebe, die nicht an Molkereien geliefert werden, untersucht werden. Zudem werden Relegationsproben im Lebensmittelhandel und Proben aus Hausgärten im Umfeld der Deponie K20 untersucht werden.

Luft, Boden und Gewässer untersucht

Die Umweltabteilung (Abteilung 8, Umwelt, Energie, Naturschutz) führte seit 2014 Untersuchungen und Monitorings in den Bereichen Luft, Grundwasser, Oberflächenwasser und Boden durch. Die Schwerpunkte der Luftuntersuchungen lagen (abgesehen von der kontinuierlichen Luftgütemessstation auf dem Pemberg) in den letzten Monaten im Umfeld der Altlast K20 in Brückl, nachdem die Werte im Bereich Wietersdorf zunehmend unauffälliger waren. Zuletzt wurden an neun Schwerpunktstandorten im Umfeld der Altlast K20 sowie an einem Standort im oberen Görtschitztal HCB-Immissionsmessungen durchgeführt, sagte Abteilungsleiter Harald Tschabuschnig.

Deponie K20

ORF

Der verseuchte Blaukalk wurde in der Deponie abgedichtet, es wurde niemand gefunden, der die Entsorgung übernehmen wollte

Deponie wurde abgedichtet

Die Bauphase der Einhausung der Altlast K20 ist abgeschlossen - mehr dazu in Blaukalk-Deponie in Brückl fertig eingehaust. Derzeit werden nur noch Restarbeiten, wie Rekultivierung, Einfriedung, Wiederherstellung der asphaltierten Zufahrt und die Baustellenräumung umgesetzt.

Die Auswertungen der Luftqualitätsmessungen (HCB-Passivsammlermessungen) bis September 2018 zeigen, dass sowohl im Bereich der Firma Wietersdorfer als auch im Umfeld der Altlast K20 in Brückl der durch das Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien speziell für das Görtschitztal empfohlene Langzeitimmissionsgrenzwert (Jahresmittelwert) von zwei Mikrogramm pro Kubikmeter eingehalten und zum Teil deutlich unterschritten wurde, so die Aussendung.

Futtermittel wieder sauber

Von der Landwirtschaftsabteilung (Abteilung 10, Land- und Forstwirtschaft, Ländlicher Raum) wurden seit 2014 rund 2.500 Futtermittelproben im Görtschitztal gezogen und untersucht, teilte Abteilungsvorstand Gerhard Hoffer mit. Die Proben wurden auf HCB und Schwermetalle (Arsen, Blei, Cadmium, Quecksilber) untersucht. 2018 wurden vom Amtlichen Pflanzenschutzdienst der Abteilung insgesamt 50 Futtermittelbeprobungen durchgeführt. In den Vorernteuntersuchungen im August 2018 wurden Mais und Sojabohnen geprobt, es wurde kein untersuchter Stoff in grenzwertüberschreitender Menge festgestellt, und alle zehn Proben waren unauffällig. Das Futtermittel dürfe in Verkehr gebracht und an Nutztiere verfüttert werden.

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