Tausende Fische nach Hochwasser verendet

Zehntausende Fische sind durch das Absenken der Stauräume während des Hochwassers verendet, schätzt Gewässerökonom Thomas Friedl vom Land Kärnten. Abdämmungen und vertiefte Rinnen könnten künftig ein Fischsterben mindern.

Die Unwetter der letzten Wochen hinterlassen nicht nur in der Welt der Menschen, sondern auch in jener der Tiere und Pflanzen Spuren. Stark betroffen sind zum Beispiel die Fische. Tausende seien während des Hochwassers verendet, sagt Thomas Friedl. „Wenn man die kleinen Fische dazu zählt, sind es sicher Zehntausende.“

Um ein Hochwasser zu verhindern, wurden Stauräume abgesenkt. Und das werde den Fischen zum Verhängnis. Friedl: „Die Fische sind grundsätzlich an Hochwasser gewöhnt, sie haben sich im Verlauf der Evolution angepasst. Bei den Stauräumen der Drau sinkt aber der Wasserpegel durch das Absenken.“ Und das kann tödlich für die Fische sein, sie verenden am Trockenen. Ausfälle habe es etwa bei Neunaugen, Gründlingen, Schleien, Hechten und Barschen gegeben. Aber auch Signalkrebse und Muscheln haben das Absenken der Stauräume teils nicht überlebt.

Flachwasser wird zur tödlichen Falle

Zudem passiert das Absenken relativ rasch – als würde man bei einer Badewanne den Stöpsel herausziehen, das Wasser ablassen und die Wanne dann nach einiger Zeit wieder befüllen. „Dieses rasche Absinken sind die Fische nicht gewohnt, sie werden davon überrascht. Vor allem Jung- und Kleinfische bleiben lieber in den seichten Wasserbereichen. Wenn diese dann austrocknen, verenden die Tiere“, so Friedl. Deshalb hätten vor allem die Jung- und Kleinfische das Absenken des Wassers nicht überlebt: „Größere Fische befinden sich überwiegend in tieferen Gewässern, sie schwimmen mit der Wasserwelle aus den Becken und zurück.“

Ein Hochwasser spüren die Fische sofort. Sie weichen dann gerne auf die Seite Richtung Ufer aus, auch weil hier die Strömung geringer ist. Auch das kann zur Falle werden, geht das Wasser weiter zurück, „dann kann es sein, dass der Fisch auf dem Trockenen liegt“, so Friedl.

Vertiefte Rinnen könnten Fische retten

Um mehr Fische retten zu können, müsste man mehr Abdämmungen bauen, die dann ein Becken bilden, rät Friedl. Eine Möglichkeit seien auch vertiefte Rinnen in den Flachwasserbereichen.

Vor dem Hochwasser wurden die Stauräume Feistritz, Rosegg, Ferlach und Edling gesenkt. Schäden gab es laut Friedl vor allem beim Stauraum Edling: „Beim Stauraum Edling gibt es die größten Flachwasserbereiche. Es gibt dort mehrere abgedämmte Flachwasserbereiche, wie in Brenndorf und Neudenstein, die nicht so stark austrocknen. Die Becken in Seidendorf und um Brenndorf und Neudenstein trocknen aber großteils aus.“

Hohe Schäden bei Fischzuchten

Schäden hatten nach dem Hochwasser auch die Fischzuchten. So verschwanden bei der Fischzucht Zerza in Waidegg bei Rattendorf sechs Tonnen Fisch. „Ich vermute, dass die Fische durch den Schlamm verendeten, sie verkleben die Kiemen“, sagt Fischzüchterin Sonja Trojer. Jetzt nach dem Hochwasser seien die Fischteiche jedenfalls leer, „ich hoffe, dass sich zumindest ein Teil der Fische in den Gailfluss retten konnte."

Kiemen werden mit Schleim gereinigt

Große Mengen an Schlamm kann für Fische tatsächlich sehr gefährlich werden, bestätigt Gewässerökologe Thomas Friedl. Bei erhöhtem Sedimentanteil im Wasser oder Schlammwasser versucht der Fisch zunächst seine Kiemen, die der Sauerstoffaufnahme dienen, zu reinigen: „Er sondert Schleim ab, so kann er Sedimente aus den Kiemen spülen.“ Ist das Schleimreservoir des Fisches verbraucht, dann verlegen sich die Kiemen, der Fisch erstickt.

Auch für den Fischnachwuchs könnte das Hochwasser noch Spätfolgen haben. Zur Zeit des Hochwassers gab es keine Laichzeit, doch die Laichzeit der Bachforellen und Aalruten beginnt Anfang Dezember. Und das könnte nach dem Hochwasser zum Problem werden, meint Friedl. Denn wenn der derzeit noch höhere Wasserstand zurückgeht, könnten die Eier im Trockenen liegen und damit absterben.

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