„Vaia“: Eine Million Festmeter Schadholz

Es wird wohl noch Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis der gewaltige Schaden, den das Sturmtief „Vaia“ in den Wäldern angerichtet hat, aufgearbeitet ist. Die Landesforstdirektion spricht von einer geschätzten Schadholzmenge von einer Million Festmetern.

Neben den Schäden an Häusern und Infrastruktur sind es vor allem die heimischen Waldbauern, die von der Umweltkatastrophe schwer getroffen wurden. Quer durch Kärnten wurden ganze Waldstriche vernichtet. Die Landesforstdirektion spricht von einer geschätzten Schadholzmenge von einer Million Festmetern - nahezu die gleiche Menge, die das Sturmtief „Paula“ im Jahr 2008 verursacht hat.

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„Paula“ verursachte damals in den Wäldern ein Schadensausmaß von 1,8 Millionen Festmeter, rund 5.000 Hektar waren betroffen.

Erschreckende Luftaufnahmen ohne Bäume

Alleine im oberen Drau- und Mölltal liegen 450.000 Festmeter Schadholz am Boden. Die Luftbilder aus den Schadensgebieten seien erschreckend, sagt der Spittaler Bezirkshauptmann Klaus Brandner: „Wenn man sich vorstellt, dass auf einer Strecke von 600 bis 700 Meter Länge und 300 Meter Breite kein einziger Baum mehr steht, kann man sich schon vorstellen, was das bedeutet. Allein in der Gemeinde Greifenburg mit einer Schadholzmenge von 30.000 Festmetern würde das eine Eigenjagd mit 120 Hektar bedeuten.“

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Für den Abtransport des Schadholzes braucht es Frost

Noch wird es dauern, bis das Schadholz aus den Wäldern gebracht ist. Brandner: "Derzeit sind die Eigentümer mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Der Abtransport wird noch etwas dauern, aufgrund der Witterung sind die Wege viel zu weich, wir müssen auf den Frostpunkt warten, damit ein geordneter Abtransport erfolgen kann.“

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Am kommenden Freitag und Sonntag finden in Greifenburg und Mörtschach Veranstaltungen für alle betroffenen Waldbesitzer statt. Die Bezirksforstinspektionen werden über eine geordneten Schadholzaufarbeitung und Fördermöglichkeiten informieren.

Alternativroute ins Lesachtal weiterhin in Bau

Im Lesachtel wird unterdessen fieberhaft daran gearbeitet, eine alternative Verkehrsroute ins Tal zu bauen. Bezirkshauptmann Heinz Pansi: „Die Alternativstrecke muss winterfest gemacht werden, weil wir damit rechnen, dass die Wiederherstellung der B111 mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Die Alternativtrasse sollte in bis zu zwei Wochen fertig sein.“

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Zweite Umfahrungsmöglichkeit gefunden

Aber auch an einer weiteren Umfahrungsmöglichkeit wird parallel gearbeitet. Pansi: "Für absolute Notfälle haben wir eine Variante gefunden, die über eine alpine Hochstraße führt. Diese wird derzeit freigemacht und dann für Notlagen herangezogen werden. Aber auch hier gehen die Aufräumarbeiten noch voran und wir werden erst dann sehen, ob es geologische Besonderheiten gibt, die wir beachten müssen.“ Ende der Woche könnte diese alternative Route zumindest für Notfälle bereits geöffnet werden, so Pansi.

Damm in Waidegg provisorisch geschlossen

Am Sonntag gelang es den Soldaten, den gebrochenen Damm in Waidegg provisorisch abzudichten. Die Arbeiten waren gefährlich. Um Schaulustige abzuhalten, musste die Bezirkshauptmannschaft Hermagor eine Sperrzone rund um die Waidegger Brücke einrichten.

Mit Hubschraubern wurden die Panzerigel zur Befestigung des gebrochenen Damms platziert. In die Panzerigel wurden Säcke mit Schotter verkeilt.

Gail wieder in ihrem Flussbett

Zwei S70 Black Hawk Hubschrauber flogen zur provisorischen Schließung des Dammes 80 Panzerigel und 220 mit Schotter gefüllte „Big Bags“ an die Schadstelle ein. Seit Sonntagfrüh fließt die Gail wieder in ihrem ursprünglichem Flussbett. Nun wird noch ein Erdwall angeschüttet.

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Der Damm bei Waidegg wurde provisorisch geschlossen

Die Wartung der Hubschrauber kann in der Einsatzstelle am Flughafen Klagenfurt vorgenommen werden. Ein großer Vorteil, sagte Einsatzleiter Florian Urf, andernfalls wäre sonst ein Flug über die Berge nach Salzburg nötig - mehr dazu in Hubschrauberstützpunkt „verwaist“ wohl wieder (kaernten.ORF.at; 5.11.2018).

Vom Hubschrauber aus zeigt sich das gewaltige Ausmaß der Überschwemmung. Seit Sonntagfrüh fließt die Gail bei Waidegg wieder in ihrem ursprünglichem Flussbett.

Zivilschutzwarnung im Mölltal aufgehoben

Auch im Mölltal beruhigte sich die Lage. Die Zivilschutzwarnung in Mörtschach wurde am Sonntag aufgehoben. Damit können die Wege wieder benutzt werden, sagte Bezirkshauptmann Klaus Brandner. Am Montag gibt es in Mörtschach wieder regulären Schulbetrieb. Viele Täler und Gräben - vor allem im Möll- und Lesachtal - sind aber immer noch unzugänglich, viele Forststraßen wurden verschüttet und zerstört, sagte Landesforstdirektor Christian Matitz.

Spittal darf auf Hilfe des Bundesheere hoffen

Allerdings wurde bei einer Begehung mit dem Landesgeologen klar, dass es wohl auch in Mörtschach noch die Unterstützung des Bundesheeres brauchen wird, sagte Bezirkshauptmann Brandner. „Bei verschiedenen Straßen gibt es schwere Schäden. Felsblöcke müssen wahrscheinlich noch technisch verankert werden. Bei der Witterung ist es nicht sicher und das wird wahrscheinlich noch den ganzen Winter ein sehr gefährliches Problem darstellen.“

Krisenstäbe in den Bezirken

Am Montag tagten in den Bezirkshauptmannschaften Hermagor und Spittal an der Drau wieder die Krisenstäbe. Die Ergebnisse der Geologen und Statiker wurden besprochen um über die nächsten Schritte zu entscheiden.

Lage in Mörtschach angespannt

Vor allem in der Gemeinde Mörtschach ist die Lage nach wie vor äußerst angespannt, sagt Bürgermeister Richard Unterreiner. „Die Gefahr besteht immer noch. Wir sprechen von umgestürzten Bäumen, Steinen und Wurzelwerk, das zu Tal kollern kann.“ Es sei den Menschen nicht möglich, das alleine zu schaffen und gleichzeitig die Sicherheit bei Aufräumarbeiten zu gewährleisten. „Es überschreitet einfach alle Grenzen.“

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Er sei deshalb sehr dankbar, dass das Bundesheer Hilfe in die Wege geleitet habe. Alleine beim Holz betrage der Schaden 20 bis 30 Millionen Euro. Darüber hinaus gebe es wohl auch Schäden in zweistelliger Millionenhöhe. "Wir müssen alles Schritt für Schritt abarbeiten.“

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Große Schäden in Bad Eisenkappel

Die ersten Begehungen, Fotos und Drohnenflüge quer durch Kärnten lassen aber nichts Gutes erahnen, sagte Landesforstdirektor Matitz: „Von Osten nach Westen haben wir schon auf der Koralpe 10.000 bis 15.000 Meter Schadholz. Nach Westen hat sich das fortgesetzt im Bezirk Völkermarkt im Bereich Bleiburg und leider auch in Eisenkappel, wo wir im Vorjahr den Sturm ‚Ives‘ gehabt haben. Allein dort liegt die erste Schätzung bei mindestens 100.000 Festmetern.“

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Am Sonntag wurden im Bezirk Hermagor Hubschrauberflüge durchgeführt, um die Schäden zu dokumentieren. Es war der erste sonnige Tag seit der Sturm durchgezogen ist.

Schäden auch in Osttirol und Südtirol

Auch in Osttirol und vor allem Südtirol haben die Stürme große Schäden angerichtet, sagte Matitz. Aus Südtirol seien zwei Millionen Festmeter Schadholz gemeldet worden, in Osttirol seien es 200.000 Festmeter - mehr dazu in Weitere Unwetter-Todesopfer in Südtirol (tirol.ORF.at; 2.11.2018). „Aus Norditalien und Slowenien gibt es noch keine Zahlen, aber da dürfte auch einiges los sein. Den Alpe-Adria-Raum hat es diesmal ziemlich arg erwischt.“

In Italien stieg die Zahl der Toten landesweit auf mehr als 30 - mehr dazu in ORF.at. Auf der süditalienischen Insel Sizilien starben allein in der Nacht zum Sonntag mindestens zwölf Menschen durch Überschwemmungen.

Zwei Drittel der Forststraßen zerstört

Dazu komme noch der große Schaden am heimischen Forstwegenetz. Etwa zwei Drittel der Forststraßen und Güterwege werden zerstört sein, schätzte Matitz. Die Instandsetzung werde bis zum nächsten Jahr dauern. Insgesamt wird die Aufarbeitung des Windbruchs zwei Jahre in Anspruch nehmen, sagte Matitz. Die Landwirtschaftskammer appellierte bereits an die Sägeindustrie, zu den heimischen Bauern zu stehen und angesichts der guten Konjunkturlage faire Preise zu zahlen.

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