Soldaten entgingen nur knapp einer Katastrophe

Wie gefährlich die Aufräumarbeiten nach den Unwettern sind, hat ein Felssturz im Lesachtal gezeigt. 40 Soldaten des Bundesheeres entkamen nur knapp einer Katastrophe. Während der Regen anhält, wird das Schadensausmaß langsam sichtbar.

Die riesigen Felsblöcke lösten sich oberhalb der Gailtal Straße nahe der Ortschaft Promeggen. Als die Blöcke ins Tal stürzten, waren gerade mehrere Fahrzeuges des Bundesheeres auf einer Erkundungsfahrt auf der darunterliegenden Straße unterwegs. Ein Wagen in dem vier Soldaten saßen, wurde getroffen.

Felssturz Lesachtal Soldaten

Bundesheer/Christian Debelak

Die Soldaten hatten großes Glück

Soldaten retteten sich im letzten Moment

Um ein Haar wäre es hier zu einer Tragödie gekommen. „Hier haben wir riesiges Glück gehabt. Die Soldaten konnten im letzten Moment flüchten, sonst hätte es Tote geben können. Die Fahrzeuge haben die Soldaten nicht mehr mitnehmen können. Eines wurde von einem Felsen stark in Mitleidenschaft gezogen. Wir sind also nur sehr knapp an einer größeren menschlichen Katastrophe vorbeigeschrammt“, sagte Bürgermeister Johann Windbichler.

Einsatzkräfte mussten sich zurückziehen

Als Folge dieses Felssturzes mussten sich die Einsatzkräfte zurückziehen, um ihr Leben nicht zu gefährden. Das gilt auch für andere gefährdeten Gebiete im Lesachtal. Bis es so weit ist, dass die Straße zwischen Sankt Lorenzen und Maria Luggau wieder errichtet ist, könne es Monate dauern, sagte Windbichler. Der Schutz der Einsatzkräfte habe oberste Priorität sagt Christian Gamsler vom Katastrophenschutz: „Wenn es zu gefährlich wird, müssen sich sämtliche Einsatzkräfte zurückziehen. Selbstverständlich haben wir aber im Sinn, dass wir die Hotspots weiter aufarbeiten. Das sind eben das Lesachtal, das Gailtal und vor allem der Bereich Rangersdorf. “

Felssturz Lesachtal Soldaten

Bundesheer/Christian Debelak

Ein Fahrzeug des Erkundungstrupps wurde beschädigt

Landesgeologe untersuchte Straße

Nach dem massiven Felssturz sah sich ein Landesgeologe das betreffende Straßenstück der Gailtal Straße an. Es gibt erste Vermutungen, offenbar hat sich die Gail in den Berg hineingraben was dazu geführt hat, dass sich die Straße stark abgesetzt hat, sagt der Bezirkshauptmann von Hermagor, Heinz Pansi. Jetzt wird nach Alternativrouten gesucht.

„Unsere Leute waren heute schon unterwegs, um Alternativen zu prüfen und möglichst rasch in Angriff zu nehmen. Die B111 wird wahrscheinlich für eine längere Zeit einen anderen Verlauf nehmen müssen, um den Verkehr sicherstellen zu können“, so Pansi. Das endgültige Ergebnis der geologischen Untersuchung soll frühestens am Wochenende vorliegen. Sobald es eine Wetterberuhigung gibt, werde mit der Erschließung von Alternativrouten begonnen.

Der Regen geht weiter

Währenddessen regnet es seit Stunden weiter, der Regen soll noch bis in die Nacht hinein anhalten. Das ist nicht nur eine Belastung für die Hunderten Helfer, sondern auch für die Böden. Dementsprechend steigt die Murengefahr wieder. 50 Liter pro Quadratmeter können bis morgen Mittag entlang der Karawanken wieder zusammenkommen, sagten Meterologen.

Nur der Wind bleibt aus. Er hat bisher einen Millionenschaden angerichtet. Die Schäden sind sogar größer als nach dem Sturm „Paula“, sagten diejenigen, die einen Vergleich ziehen können, so wie Bernhard Knotz, der ein Holzschlägerungsunternehmen in Birnbaum hat. Er selbst habe keine Wälder mehr, so wie viele andere Landwirte im Tal auch nicht.

Hab und Gut in kürzester Zeit zerstört

Nach und Nach wird im Lesachtal jetzt das gesamte Schadensausmaß ersichtlich. Viele Häuser und Wirtschaftsgebäude wurden vom Sturm komplett zerstört. „Das was wir 40 Jahre lang aufgebaut haben, ist in drei Stunden zerstört worden. Ich bin 68 Jahre alt, ich habe einige leichtere Katastrophen erlebt, aber das was hier passiert ist, ist unglaublich“, so der Betroffene Silvester Kristler. Einige Häuser sind weiterhin unbewohnbar, die Menschen müssen derzeit woanders unterkommen.

Felssturz Lesachtal Soldaten

ORF

Im Lesachtal wurden zahlreiche Häuser Opfer des Sturms

Die Einsatzkräfte versuchen unterdessen die Zufahrtswege und Straßen wieder befahrbar zu machen. Die Hilfsmannschaften sind im Dauereinsatz. Wir sind seit Sonntag in der Früh im Einsatz. Der Wetterbericht sagt nichts gutes voraus, es soll nächste Woche wieder regnen und dann kommt die Kälte. Da werden wir also noch zu knabbern haben", sagt Eugen Feistritzer von der Straßenmeisterei Kötschach-Mauthen.

Felssturz Lesachtal Soldaten

ORF

Straßen und Zufahrtswege werden schrittweise wieder befahrbar gemacht

2.000 Hektar Wald vernichtet

Auch im Mölltal sind große Schäden durch Murenabgänge entstanden und Steine so groß wie Autos rollten den Berg herunter. Bei einer Erkundung am Freitag stellte man fest, dass alleine in der Gemeinde Mörtschach 2.000 Hektar Waldfläche vernichtet wurden. Die Zivilschutzwarnung für Mörtschach bleibt nach wie vor aufrecht. „Wir können derweil keine Schutzmaßnahmen tätigen, die Wetterlage lässt es nicht zu. Viel Holz, dass in der Mitte abgebrochen ist, muss entfernt werden. Im westlichen Bereich von Mörtschach ist der Wald wirklich zur Gänze vernichtet“, so der Bürgermeister von Mörtschach Richard Unterreiner. Alleine hier wird eine Aufarbeitung ein bis zwei Jahre dauern.

Felssturz Lesachtal Soldaten

ORF

In Mörtschach wurden 2.000 Hektar Wald vernichtet

Black-Hawk Hubschrauber im Einsatz

Die Einsatzkräfte hoffen die Möll schon am Montag wieder in ihr eigenes Flussbett umleiten zu können. Das Bundesheer versucht unterdessen den gebrochenen Damm der Gail bei Waidegg provisorisch zu schließen. Am Freitag wurden dafür von zwei Black-Hawk Hubschraubern aus Panzerigel und große Sandsäcke abgeworfen.

Felssturz Lesachtal Soldaten

Bundesheer/Christian Debelak

Black-Hawk Hubschrauber helfen bei der Schließung des Damms bei Waidegg

„Derzeit fliegen wir nach wie vor noch und das wird wahrscheinlich auch morgen noch. Wir müssen schauen, wie viele Panzerigel wir dafür brauchen, es muss vermutlich neues Material organisiert werden und wir müssen auch erst schauen wie diese Maßnahmen greifen. Wir haben Erfahrungswerte von Hochwassereinsätzen an der Donau, aber nicht was einen Dammbrauch auf einer Länge von 150 Metern betrifft“, so Oberstleutnant Ralf Gigacher.

Maßnahmenpaket soll beschlossen werden

Das Ausmaß der Schäden wird auch in Bad Eisenkappel langsam ersichtlich. Hier hat der Sturm, nicht einmal ein Jahr nach dem Sturmtief Yves, wieder große Schäden angerichtet. „Wir sind mit den Windwurfarbeiten von 2017 gerade fertig geworden und jetzt haben uns die nächsten Windböen wieder fast den kompletten Wald umgehauen. Jetzt steht wahrscheinlich nur mehr zehn Prozent des Waldes“, sagt Michael Osina. Die Landespolitik hat sich am Freitag einen Überblick vorort gemacht, in der kommenden Regierungssitzung soll ein Maßnahmenpaket für alle Unwetterschäden beschlossen werden.

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