Waldsterben durch eingeschleppte Schädlinge

Eine Studie beschäftigt sich mit dem Waldsterben durch eingeschleppte Schädlinge. Forscher untersuchten fünf besonders aggressive Arten und ihre Auswirkungen auf Europas Wälder. Mit einer Bekämpfung muss man früh beginnen.

Für das Überleben für Mensch und Tier sind Wälder unerlässlich. Doch immer wieder hört man, dass die Wälder bedroht sind und absterben. Mit diesem Thema setzt sich das Projekt von Botaniker Franz Essl von der Universität Wien auseinander. In den letzten Jahren seien in die die europäischen Wälder Schaderreger wie Pilze oder Insekten eingeschleppt worden, die heimische Baumarten befallen und auch zum Absterben bringen können, so Essl im Interview mit dem ORF Kärnten.

Was bedeutet eine großflächige Ausbreitung

Ein Beispiel dafür ist das Eschensterben, das man immer wieder beobachten kann. "In den letzten Jahren sind viele Eschen abgestorben oder sie haben eine eingeschränkte Vitalität. Ursache ist eine Pilzerkrankung, die eingeschleppt worden ist. Die Pilze wachsen in die Leitungsbahnen im Holz und unterbrechen die Wasserversorgung. Weltweit gesehen nehmen Einschleppungen verschiedener Tier-, Pflanzen und Pilzarten zu. Ihre Ausbreitung steht aber erst am Anfang: „Die Frage ist, was würde passieren, wenn sich diese Arten großflächig ausbreiten. Was bedeutet das für die Wälder und die in den Pflanzen gespeicherten Kohlenstoffvorräte.“ Die Pflanzen nehmen bei der Photosynthese Kohlenstoff auf und geben Sauerstoff ab. Wenn die Bäume sterben, wird der Kohlenstoff wieder frei.

Eschensterben Dornbirner Ach

Stadt Dornbirn

Eschen können durch einen Pilz absterben, der den Wasserdurchfluss im Baum stoppt

Pilze und Käfer für Studie ausgewählt

Für die Studie wurden fünf Arten ausgewählt von denen man wisse, dass die bei einer starken Ausbreitung große Schadpotenziale mit sich bringen und Bäume zum Absterben bringen können, so der Botaniker. „Es handelt sich dabei um zwei Käferarten wie den asiatischen Laubholzbockkäfer, der mehrfach eingeschleppt wurde und kleine Vorkommen aufbauen konnte. Im Wissen um seine Gefährlichkeit wurden sie aber rasch bekämpft.“ Weiters wurden zwei Pilzarten aus der Gattung Phytophtora betrachtet, die Bäume zum Absterben bringen können. Der Name Phytophtora kommt aus dem Griechischen und heißt Vernichtung oder Zerstörung. Auch Fusarium, ein Mikroorganismus werde beobachtet. Auch er dringe in die Leitungsbahnen der Bäume ein.

Ein Computer errechnete dann Auswirkungen auf einer großen räumlichen Ebene in Europa. Man habe Daten genommen, die es schon gebe. Aus Befallsgebieten wisse man, wie viele Bäume absterben oder wie die Kapazität der Ausbreitung sei. Diese Daten wurden mit Daten der Verbreitung der Wirtsbaumarten verknüpft, um zu errechnen, wie viele Bäume befallen werden könnten. „Wir haben auch eine Analyse gemacht, wie weit sich die Arten ausbreiten können, bis sie an ihre klimatischen Grenzen geraten.“

Kiefern Pinus cembra Rosental

Landesmuseum/Botanikzentrum

Kiefern wachsen vor allem in Nordeuropa und sind durch den Kiefernholznematoden gefährdet

Frühzeitige Bekämpfung wichtig

All diese Informationen wurden zusammengeführt und man sah sich verschiedene Szenarien an: „Beispielsweise mit oder ohne frühzeitiger Bekämpfung. Wir haben dann eine Bilanz gezogen, wie hoch das Risiko für europäische Baumarten wäre, von diesen Erregern befallen und zum Absterben gebracht zu werden.“ In der Gesamtbilanz sei der Kiefernholznematode die Art mit den größten potenziellen Auswirkungen gewesen, so Essl. Auch deswegen, weil er sich über große Teile Europas klimatisch ausbreiten könne und die Kiefer in Nordeuropa die dominante Baumart ist und so große Flächen befallen werden können.

Der asiatische Laubholzbockkäfer befällt vor allem Ahornarten, aber auch andere Laubbäume. Seine Auswirkungen wären, europaweit betrachtet, geringer. Die beiden Pilze und der Mikroorganismus, die in der Studie auch untersucht wurden, sind nicht so gefährlich, wie die beide Käferarten. Denn sie besiedeln nur geringere Gebiete und gehen auf Baumarten, die nicht so große Bestände aufbauen, wie Eichen, so Essl. Dennoch sollte man sie nicht vernachlässigen, denn manche Baumarten seien ökologisch wertvoll.

Hunde wurden auf Laubbockkäfer abgerichtet

Ziel der Sudie ist es, längerfristige Maßnahmen zu finden, um die Risiken einer gravierenden Schädigung der Wälder zu vermeiden: „Man muss bei der Einschleppung frühzeitig reagieren. Wenn die Vorkommen noch klein sind, gibt es diese Möglichkeit. Es gibt Fälle, wo es gelungen ist, sich etablierende Vorkommen zu bekämpfen.“ Beispielsweise wurde der asiatische Laubbockkäfer Anfang der 2000er Jahre erstmals in Oberösterreich eingeschleppt. „Einige Jahre später hat man ihn entdeckt, Gartenbesitzer im Umfeld ist aufgefallen, dass die Ahornbäume absterben und Bohrlöcher aufweisen.“

Man begann dann sehr rasch damit, dieses Vorkommen zu bekämpfen. Die Bäume wurden umgeschnitten und das Holz verbrannt. Man informierte die Grundbesitzer darüber, wie dieser Käfer aussieht, um neue Befallsherde schnell ausfindig machen zu können. „Was auch ein guter Schritt war, man hat Spürhunde abgerichtet, die auf diese Käfer angesprochen haben. Sie können Käferlarven im Holz erschnüffeln, damit kann man zielgerichtet Vorkommen bekämpfen. Vier dieser Hunde gibt es beim Zoll.“

Vernichtung der Wälder möglich

Wenn sich die Arten bereits ausgebreitet haben, ist ihre Bekämpfung weitaus aufwändiger. Die Studie zeigt, um dies zu verhindern, sei es wichtig, das Risiko von eingeschleppten Schadorganismen ernst zu nehmen. Durch den Klimawandel werde das noch gefördert, weil es wärmer werde. Bis zu zehn Prozent der Wälder Europas könnten in 20 bis 40 Jahren allein von den fünf Arten vernichtet werden, besagt die Studie. Wie schnell es geht, hängt von den Maßnahmen ab, die jetzt ergriffen werden.

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