Per „Ente“ vom Lavanttal zum Jakobsweg

Der Citroën 2CV, die berühmte „Ente“, wird heuer 70 Jahre alt. Siegfried Wacker aus St. Stefan im Lavanttal ist ein Kärntner Entenfan und Gründer des Kärntner Citroën 2CV-Clubs. Eine seiner Enten führte ihn sogar bis zum Jakobsweg.

1948 war sie noch mausgrau und wurde auf dem Pariser Salon von Journalisten verspottet. Als der letzte 2CV 1990 vom Band rollte war er schon rot, blau grün oder gelb und war der Inbegriff eines neuen Lebensgefühls.

Die „Ente“

Im Oktober 1948 präsentierte Citroën in Paris den eigenwillig geformten 2CV. Sie wurde Der Anfang einer Autolegende. Auch heute, 70 Jahre nach dem Ende der Produktion, gehen Kärntner mit dem kleinen bunten schaukelnden Auto weiter auf große Fahrt.

Noch Jahrzehnte nach dem Ende der Produktion schwärmen Fans vom „Enten-Gefühl“. Einer davon ist Siegfried Wacker. Die Leidenschaft für das Gefährt entdeckte er durch seine Frau Gertraud: „Ihr erstes Auto war eine Ente. Dann fanden wir in der Steiermark eine alte Ente, die wir restaurierten. So entstand die Liebe dazu.“ Als sich das Ehepaar intensiver dafür zu interessieren begann stellte es fest, dass es in Kärnten keinen 2CV-Club gab. So gründeten sie kurzerhand selbst einen: „Wir haben das erste Treffen veranstaltet, das nächstes Jahr - rund um den Wörthersee - zum zehnten Mal durchgeführt wird.“

Jedes Clubmitglied hat besondere Verbindung

Als die Ente vor 70 Jahren „das Licht der Welt" erblickte, habe die Vorgabe gelautet, ein leichtes Fahrzeug zu bauen, das Bauern, die auf den Markt fahren, den Platz für einen Sack Kartoffeln, ein Fass Wein und einen Korb Eier bietet“, weiß der Lavanttaler zu berichten. Es sollte außerdem ein Auto sein, das jeder reparieren kann, das billig ist und wenig Benzin verbrauche. Es war möglich, die Sitze aus dem Auto zu entfernen, um sich in der Natur hinzusetzen.

Im Kärntner 2CV-Club seien auch einige Mechaniker Mitglieder: „Wir haben es uns zur Vorgabe gemacht, dass wir alles selber richten. So entwickelt man eine Beziehung und Liebe zum Fahrzeug. Ich muss sagen, dass jedes Mitglied eine besondere Verbindung zu seiner Ente hat.“ Heute sei das oft durch die in modernen Fahrzeugen verbauten Autos Elektronik keine Selbstverständlichkeit mehr. „Aber wir versetzen uns wirklich zurück in diese Zeit. Die Ente hat alles, was man zum Fahren braucht. Du brauchst keine Klimaanlage - das ist nicht notwendig, denn man kann alles öffnen. Im Sommer ist die Ente ein Cabrio.“

2CV

Siegfried Wacker

Clubmitglieder teilen Tüftel-Leidenschaft

Das einzige „Makel“ der Ente sei, dass im Winter empfindlich auf das Salz auf den Straßen reagiere und keine Heizung habe, sagt Wacker: „Das war auch der Grund, warum sie 1989 die Produktion der Ente einstellten.“

Das Wohnzimmer des Liebhabers schmücken zwei Enten-Fotos aus Puzzle-Teilen. Es sei das Hobby seiner Frau gewesen und sie hätten die Bilder selbst zusammengesetzt. Prunkstück seiner Sammlung sei ein Scheunenfund aus dem Jahr 1939: „Das ist keine Ente, sondern eine Traction, der Vorgänger der Ente.“ Er sehe etwas anders aus als die Ente; sei aber etwas zu teuer für die Allgemeinheit gewesen und habe sich letztendlich deshalb nicht durchgesetzt.

Zahlreiche weitere Modelle gebe es in einem eigenen Schaukasten zu bewundern. „Man sieht, dass keine Ente gleich ist. Auch wenn man zum Welttreffen fährt - es wird keine Ente gleich ausschauen“, sagt der Kärntner. Das sei darauf zurückzuführen, dass jeder Autobesitzer daran herumbastle: „Somit ist jede Ente ein Einzelstück.“ Viele Enten seien in Filmen von Luis de Funès „verewigt“ worden, sie hatten aber auch an der Seite von James Bond einen Auftritt.

2CV

Siegfried Wacker

Das „Gerippe“ einer Ente in der Garage von Siegfried Wacker

In der Garage erwachen „Enten“ zu neuem Leben

In der Garage beherbergt Siegfried Wacker einen besonderen Schatz: eine Donald-Duck-Ente, die - anstatt der Hupe - ein Quak-Geräusch von sich gibt: „Es sind die kleinen Details, die den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wir können das per Fernbedienung steuern.“

Zahlreiche Enten restaurierte er selbst. Stolz ist er auf ein rot-weißes Modell Baujahr 1981. Es habe ein Jahr lang gedauert, bis sie fertig gewesen sei: „Ich mache das ja nicht hauptberuflich, sondern nur in meiner Freizeit.“ Sie habe es nach dem „Restyling“ sogar bis zum Jakobsweg geschafft - und das nur mit Joker und ohne Elektronik, mit Seitenscheiben zum Öffnen, nicht zum Kurbeln. Einzig über einen neu eingebauten CD-Player verfüge das knallrote Auto: „Wir sind über die Schweiz nach Frankreich bis nach Lourdes gefahren. Irgendwo dort beginnt der Jakobsweg - in die Pyrenäen hinein. Wir sind dann bis hinunter nach Santiago de Compostela gefahren.“

2CV Fan Kärnten

Siegrid Wacker

Die Ente von Wacker in Santiago de Compostela

Von den zahlreichen Ausfahrten mit ihrem Lieblingsgefährt zeugen zahlreiche Fotos im Haus von Familie Wacker. Eines davon zeigt das Ehepaar unter dem Eiffelturm - allerdings jenen im Klagenfurter Minimundus. Bis nach Paris schafften es die beiden mit dieser Ente leider nicht, wie sie sagen.

2CV

Siegfried Wacker

Siegfried und Gertraud Wacker im Minimundus

„Ente steht für Entschleunigung“

Generell würden Viele, die die beiden mit ihrer Ente durch die Gegend fahren sehen, positiv und nostalgisch reagieren: „Heute wird die Ente nicht mehr wie früher belächelt, sondern die Leute winken einem alle. Jeder hat irgendwo eine Verbindung zu diesem Auto und kann sich erinnern, ‚das hat auch mein Lehrer gehabt‘, ‚das habe ich selber gehabt‘.“

Für ihn persönlich mache das besondere Lebensgefühl der Ente die „Entschleunigung“ aus, die sie zwangsläufig mit sich bringe: „Man fährt ganz anders, man genießt die Natur, es ist wirklich nur das Notwendigste hier drinnen. Man darf nicht vergessen: Das Auto hat nur 500 Kilo.“ Die nächste Ausfahrt des Clubs sei für den 1. Mai 2019 geplant. Danach stehe auch das Jubiläumstreffen des 2CV-Clubs Kärnten am Faaker See auf dem Programm. Das Welttreffen finde dann in Kroatien statt.

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