Flauschige Alpakas als Models gefragt

War 2017 noch der Flamingo sehr „in“, heuer sind es Lamas und Alpakas. Die flauschigen Paarhufer mit ihren witzigen Frisuren zieren Becher, Bettwäsche und T-Shirts und treten als Models bei Fotoshootings, Videoclipdrehs und Hochzeiten auf.

In ihrer angestammten Heimat, den südamerikanischen Anden, wird die Wolle der Tiere auch „Vlies der Götter“ genannt. Als Lieferanten dieses kostbaren und wärmenden Natur-Rohstoffs wurden sie über Jahrhunderte zur Wollerzeugung herangezogen.

Das Gebiss dieser Tiere entspricht nicht dem Schönheitsideal Hollywoods - aber die Zähne der Alpakas sind ja auch in erster Linie dazu da, das Gras auf steilen Hängen „abzumähen“. Wer jedoch in die großen Augen schaut, um den ist es wohl geschehen. Ihr natürlicher Charme zieht Menschen in ihren Bann. So werden die Andentiere von vielen Fotografen geschätzt.

Von Rinder- zu Alpakazucht in Techelsberg

Auch Philipp Wohlgemuth aus Techelsberg ist diesen Tieren verfallen. 2014 übernahm er gemeinsam mit seiner Freundin Monika die Landwirtschaft ihrer Großeltern. Die beiden merkten schnell, dass die Rinderhaltung, wie sie hier ursprünglich betrieben wurde, für sie bzw. ihre Lebensumstände nicht geeignet sei: „Wir haben sehr viele steile und große Flächen. Viele davon sind auch schwierig zu bewirtschaften. Außerdem wollten wir nicht komplett auf Urlaubsaufenthalte verzichten müssen.“ Trotz dieser Ausgangslage waren sich die beiden einig, dass es schade wäre, alles zu verpachten.

Also entschieden sie sich dazu, es mit den relativ pflegeleichten Alpakas zu probieren.

Die ersten vier Tiere wurden angeschafft und es zeigte sich, dass die Entscheidung die Richtige war: „Nach drei, vier Monaten schafften wir weitere Tiere für unseren Hof an. Dann kamen die ersten Jungtiere dazu und so gingen wir dazu über, Alpakas tatsächlich auch zu züchten.“ Mittlerweile zählen die beiden Nebenerwerbslandwirte, die vor etwas mehr als einem Jahr auch Eltern eines Sohnes wurden, 30 Tiere zu ihrer Herde. Es gebe ständig Zu- und Abgänge: „Wir verkaufen ja auch Tiere und es kommen regelmäßig Fohlen auf die Welt.“

Gutmütige Art aber starker Charakter

Stimmlich überzeugen die Alpakas mit einem Summlaut, der auf Menschen beruhigend wirkt. Auch bei den Alpakas gibt es starke Charaktere, die den anderen Herdenmitgliedern zeigen, wo der Weg langgeht bzw. welches Verhalten gerade unerwünscht ist. Alpakas haben ihrem Herdentrieb entsprechend die Angewohnheit, meist die Nähe ihrer Artgenossen zu suchen und eng beieinander zu stehen - überhaupt in ungewohnten Situationen.

Kommt ein Tier dem anderen zu nahe oder schnuppert es zu aufdringlich, kann es durchaus vorkommen, dass der Störenfried angespuckt wird. Philipp Wohlgemuth weiß auch aus Erfahrung, dass besonders wilde Alpakas schon mal mit den Hinterläufen „ausschlagen“, wenn er zum Beispiel beim Füttern zu nahe an ihnen vorbeigehe. Was die Tiere auch nicht unbedingt schätzen: wenn man versucht, mit der Hand über den Kopf zu streicheln, auch wenn ihr wuscheliges Haupthaar sehr dazu einlädt.

Einige Tiere schmeißen sich gerne in Pose

Abgesehen von diesen Eigenheiten seien die Alpakas äußerst friedvolle, anpassungsfähige Zeitgenossen, weshalb sie sich auch für Wanderungen mit immer wechselnden Personengruppen eignen, sagt Wohlgemut: „Alpakas wurden ja zum Trendtier 2018 gewählt, deshalb sind sie auch sehr populär“, sagt der Züchter. Entsprechend oft wurden seine Tiere in letzter Zeit für Fotoshootings als Statisten gebucht: „Gerade vor ein paar Tagen hatten wir ein Mode-Shooting. Wir haben ein paar spezielle Tiere, die von ihrer Art und Weise her sehr ruhig sind, auch wenn man sie an die Leine nimmt. Sie posen dann auch richtig und wenn man genau hinsieht, haben sie immer ein Lächeln im Gesicht.“

Auch Halsschmuck wird geduldig er- und getragen

Sie würden es auch zulassen, wenn man sie „beschmücke“, erzählt der Züchter: „Man kann ihnen zum Beispiel gut einen Halsschmuck verpassen, je nachdem, was gerade der Mode entspricht." Bei dem letzten Mode-Shooting wurden die Tiere rechts und links neben einem Menschen-Model positioniert und von ihr umarmt.“ Sie ließen alles problemlos über sich ergehen und blieben ruhig stehen, bis die Bilder im Kasten waren.

Natürlich werde darauf geachtet, dass die Tiere genug Pausen bekommen, verpflegt sind und dass alles stressfrei ablaufe. Über die Gage für solche Einsätze wird - wie im Showbusiness üblich - geschwiegen. Aber die Tiere begnügen sich auch mit einer Extraportion Gras und Heu und fühlen sich wie ein VIP, wenn sie zur Belohnung zum Beispiel an einer Karotte oder Haselnussstaude knabbern dürfen. Mit diesen Leckerlis verwöhnt Philipp Wohlgemuth seine Vierbeiner ab und zu.

Verstärkung für Matakustix bei Videodreh

Auch in einem noch nicht veröffentlichten Musikvideo der Kärntner Band Matakustix wirken die Tiere von Philip Wohlgemuth mit: „Der Dreh fand am Klagenfurter Flughafen statt. Eigentlich war nur ein kurzer Einsatz von maximal 20 Minuten geplant, um eine Szene aufzupeppen. Matthias von Matakustix wusste aber nicht, dass die Alpakas so wunderbare Tiere sind, weil sie auch so geduldig sind. Also wurde ihr Einsatz auf dreieinhalb Stunden verlängert.“

Im Clip zu sehen sein werden Stewardessen, die gemeinsam mit den Tieren die Gangway hinunter gehen, bevor Matakustix aus dem Flugzeug steigen. Es wurde auch eine Szene gedreht, in der die Tiere hinter den Musikern grasen. Mehr werde nicht verraten, da die Band plane, mit diesem Video und dem dazugehörigen Song richtig durchzustarten.

Hochzeitsgäste mit dem gewissen Etwas

Die Tiere werden immer wieder auch zu Hochzeiten eingeladen, erzählt Wohlgemuth: „Sie sind dann für den Empfang der Gäste zuständig und dienen als Blickfang oder zum ‘Zeitvertreib‘, während das Brautpaar fotografiert wird. Viele Brautleute lassen sich und ihre Gäste dann auch gemeinsam mit den Tieren fotografieren. Sie lockern die Stimmung auf.“ Auch bei Babybauchshootings sorgen sie für ausgefallene Erinnerungsfotos.

Link:

• Wörthersee Alpakas