„Hausgemachtes“ Blei in Trinkwasser

Bei einer Wohnanlage in Pörtschach sind im Trinkwasser erhöhte Werte von Blei, Kupfer und Zink gemessen worden. Vor allem das Warm- und Stagnationswasser war betroffen. Schuld ist Messing in den Leitungen und Armaturen - bis 2013/14 durfte darin EU-weit mehr Blei enthalten sein.

Im September 2017 trauten die Bewohner der „vorstädtischen Kleinsiedlung“ in Pörtschach ihren Augen nicht, denn plötzlich kam grüner Sand aus der Wasserleitung. Der geschäftsführende Direktor, Günther Kostan, sagte dazu, die erste Vermutung eines Installateurs zu den Ablagerungen sei Kalk gewesen. Das stimmte zwar auch, so Kostan, aber in diesem Kalk seien laut einer chemischen Untersuchung Schwermetalle enthalten gewesen.

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Im Sieb des Wasserhahns sammelte sich mit Schwermetallen verseuchter Kalk

Schwermetalle reichern sich im Wasser an

Den Analysen zufolge wies vor allem das Warmwasser zu hohe Werte an Blei, Kupfer und Zink auf. Und das, obwohl die Wohnanlage erst 2014 errichtet worden war. Eine lange Suche nach den Ursachen begann, so wurden etwa die Wärmetauscher gewechselt. Der grüne Sand verschwand daraufhin, nicht aber die hohen Bleiwerte. Ein Sachverständigengutachten kommt nun zu folgendem Ergebnis: „Durch die Untersuchungen haben wir festgestellt, dass sich durch längeren Stillstand im Wassersystem die Schwermetalle ablagern. Wenn man das Wasser dann wieder entnimmt, hat man die höhere Konzentration“, so Kostan.

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Solche MS-Schrägsitzventile können bei älteren Häusern Blei in das System schwemmen

Normgerechte Anlage: Industrie sei gefordert

Kostan betont, dass es sich um eine normgerechte Anlage mit handelsüblichen Installationen handle. Das heißt um Umkehrschluss: Wer Stagnationswasser oder auch Warmwasser aus einer Wasserleitung trinkt, hat unter bestimmten Umständen keine Garantie dafür, dass er gänzlich Schwermetall-freies Trinkwasser zu sich nimmt, so Günther Maier, der Sachverständige in diesem Fall.

Günther Kostan sieht hier vor allem die Industrie gefordert.

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Die Pörtschacher Wohnanlage

Messing mit sechs Prozent Blei bis 2013 erlaubt

Denn in Wasserleitungen werden oft Verbindungsteile aus Messing verwendet. Vor dem Jahr 2013 sei ein höherer Bleianteil von sechs Prozent erlaubt gewesen, der Grenzwert im Trinkwasser betrug 25 Mikrogramm pro Liter Wasser. „Im Dezember 2013 sind dann die Grenzwerte (für Blei) auf zehn Mikrogramm pro Liter gesenkt worden. Die Hersteller haben darauf reagiert und den Bleigehalt im Messing auf maximal drei Prozent reduzieren müssen. Mit Installationen, die vorher errichtet wurden, ist es sehr schwierig, später gesenkte Grenzwerte einzuhalten.“

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Auch hochwertige Armaturen können Messing enthalten, Wasser soll immer abrinnen

Laut Maier sei Blei besonders gefährlich für Schwangere, Neugeborene und Kinder bis sechs Jahre. Mit Blei kontaminiertes Wasser beeinflusse die Entwicklung des Gehirns sehr stark. Hier müsse man besonders vorsichtig sein.

Auch Kaltwasser abrinnen lassen

Generell risikobehafteter seien zentrale Warmwasserbereitungsanlagen mit großen Leitungsnetzen. Auch Armaturen mit Messing, in denen Wasser über Nacht stehe, können den Bleiwert auf das über 20-Fache ansteigen lassen. Wer ohne Wasseranalyse auf Nummer sicher gehen will, sollte also nur frisches Kaltwasser verwenden, das nicht lange in der Leitung war. Außerdem sollte man Warmwasser niemals direkt aus dem Wasserhahn trinken.

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