Drogen im Gefängnis trotz Kontrollen

Ein U-Häftling ist in Klagenfurt an einem Drogenmix gestorben. Es wird ermittelt, wie er im Gefängnis an die tödliche Dosis kommen konnte. Es gibt nach jedem Ausgang Kontrollen, doch jedesmal ein Röntgen zu machen, sei nicht zumutbar, hieß es.

Der Leiter der Justizanstalt, Peter Bevc, sagte, ihm sei klar, dass in der Öffentlichkeit die Tatsache auf Unverständnis stoße, dass es verbotene Gegenstände in der Anstalt gebe: „Wir sind keine komplett abgeschlossene Anstalt, sondern bei uns passiert Vieles. Wir haben über 50 Prozent der Insassen in Werkstätten beschäftigt, wo es auch Verkehr mit anliefernden Firmen gibt. Wir haben eine Müllabfuhr und Ausgänge, die von Gefangenen verwendet werden.“ Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass verbotene Gegenstände den Weg in die Anstalt finden können.

Gefängnis Peter Bevc

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Peter Bevc sagt, die Klagenfurter Anstalt sei nicht komplett abgeschlossen - dass verbotene Gegenstände eingeschleust werden, sei nicht ausgeschlossen.

Drogenkuriere oft schwer zu identifizieren

Wenn jemand Ausgang habe, werde zuerst kontrolliert, dass keine Waffen in die Anstalt kommen. Es werde mit einem Metalldetektor kontrolliert und es gebe Visitierungen, „die mit Entblößung zu tun haben.“ Es komme häufig vor, dass Gegenstände, die in Körperöffnungen versteckt sind, in die Anstalt geschmuggelt werden. In solchen Fällen werden im Klinikum Klagenfurt Röntgenaufnahmen gemacht. Es werde zwar jetzt schon großzügig damit umgegangen, aber es sei nicht zumutbar, jemanden, der zehn Mal einen Ausgang konsumiere, zehn Mal zu röntgen. Das wäre laut Bevc gesundheitsschädlich.

Bei Kontrollen seien schon alle mögliche fein säuberlich verpacktes Suchtgift aufgetaucht, damit es nicht von der Magensäure aufgelöst wird. Die Päckchen würden geschluckt und in der Anstalt wieder ausgespuckt und das in immenser Menge. „Sie werden auch oft von Personen transportiert, von denen wir keinen Verdacht gehegt hätten.“ Das mache die Arbeit sehr schwierig, meint Bevc.

Symbolbild Justizanstalt Klagenfurt Gefängnis Gang

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Verstärkte Harnkontrollen geplant

Auf die Frage, was die Justizanstalt veranlassen könne, um zum Beispiel engmaschigere Kontrollen durchzuführen, damit es in Zukunft nicht mehr zu solchen Vorfällen komme, meinte Bevc, dass ohnehin schon sehr viele Visitationen durchgeführt würden. Vielfach sei man auf Hinweise von anderen Insassen oder aus der Öffentlichkeit angewiesen. „Viel mehr werden wir sicher nicht tun können“, so der Leiter der Justizanstalt Klagenfurt. Geplant sei aber, zum Beispiel verstärkte Harnkontrollen durchzuführen, um festzustellen, wer Drogen konsumiere. Gut ein Drittel der Inhaftierten hatte vorher mit Drogen zu tun.

Bei dem 21 Jahre alten Inhaftierten, der am Samstag leblos in seiner Zelle gefunden wurde und der später im Klinikum Klagenfurt starb ergab die Obduktion als Todesursache eine Gehirnschwellung und ein Lungenödem - mehr dazu in U-Häftling starb an Drogenmix (kaernten.ORF.at; 23.9.18). Bevc sagte, er wolle den Angehörigen des Verstorbenen sein Mitgefühl ausdrücken und werde noch am Montag persönlich mit ihnen Kontakt aufnehmen.

Gefängnis Justizanstalt Klagenfurt

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verschlossene Zellentüren

Ermittlungen wegen grob fahrlässiger Tötung

Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen grob fahrlässiger Tötung gegen unbekannte Täter ein. Das sei in so einem Fall üblich, sagte Behördensprecherin Tina Frimmel-Hesse zur Austria Presse Agentur. Zuerst müsse man nun aber das Gutachten abwarten, das Aufschluss über die Zusammensetzung der tödlichen Dosis des 21-Jährigen geben kann. Laut Frimmel-Hesse könnte das Verfahren wegen möglicher Befangenheit von der Grazer Staatsanwaltschaft übernommen werden. Entscheiden muss darüber das Oberlandesgericht Graz.