Verletzter Wiener übersteht Nacht im Gebirge

Ein 69 Jahre alter Wiener hat sich am Montag bei einer Wanderung in den Hohen Tauern verletzt. Er verbrachte die Nacht in einem Notbiwak. Hilfe von Wanderern lehnte der Wiener ab. Er wurde schließlich vom Notarzthubschrauber geborgen.

Der 69 Jahre alte Mann aus Wien wollte am Montag alleine eine Tagestour von Mallnitz über das Arthur-von-Schmid-Haus zur Gießener Hütte im Maltatal machen. Etwa auf der Hälfte der Strecke, unterhalb der Mallnitzer Scharte, in der Nähe das Arthur-von-Schmid-Hauses, stürzte der Bergsteiger und zog sich blutende Wunden an den Schienbeinen zu. Er verarztete sich selbst, errichtete ein Notbiwak und verbrachte die Nacht auf Dienstag im Freien.

Notbiwak Malta

ARA Flugrettung

Die Mallnitzer Scharte in den Hohen Tauern

Bergsteiger wollte sich nicht helfen lassen

Am Dienstag versuchte der geschwächte Mann seine Wanderung in Richtung Gießener Hütte fort zu setzen. Eine Wandergruppe traf den Mann und wollte ihm helfen und die Bergrettung alarmieren. Der Wiener lehnte Hilfe jedoch rigoros ab. Die Wanderer versorgten ihn noch mit Trinkwasser und gingen dann weiter zur Gießener Hütte. Dort erzählten sie dem Hüttenwirt von dem geschwächten Wanderer.

Weil der Bergsteiger am Dienstagnachmittag bis 16.00 Uhr noch immer nicht bei der Gießener Hütte eingetroffen war, alarmierte der Hüttenwirt die Einsatzkräfte. Horst Wohlgemuth von der Alpinpolizei Spittal/Drau sagte, man habe sich entschlossen, Hilfe zu schicken, auch wenn der Wiener sie ablehnen sollte: „Er wäre nicht mehr selbst in der Lage gewesen, in diesem Zustand zur Hütte zu kommen. Wenn da ein Wettersturz kommt oder ein schlechtes Wetter oder es schneit oben, dann wird das sicher einmal zur Überlebensfrage.“

Notbiwak Malta

ARA Flugrettung

Der Notarzthubschrauber RK 1

Geschwächter Wiener hätte Hütte nicht mehr erreicht

Die Flugretter brauchten mehrere Anläufe, bis sie den Verletzten im hochalpinen Gelände fanden, sagte Einsatzpilot Werner Schaffer vom Notarzthubschrauber RK 1: „Wir haben ihn dann suchen müssen - sind in den Talkessel zwei Mal reingeflogen und wieder raus und beim dritten Mal haben wir ihn dann wahrnehmen können. Dann haben wir unseren Flugretter per Seilwinde runtergelassen zu dem Wanderer - der hat mit ihm Kontakt aufgenommen und hat ihn dann schlussendlich überzeugen können, dass er von uns geborgen und ins Spital geflogen wird.“ Der Mann habe die Hilfe dringend benötigt, „er hätte die Hütte zu Fuß wohl nicht mehr erreicht“, sagte Alpinpolizist Wohlgemut.

Der Wiener wurde im Krankenhaus Spittal an der Drau ambulant behandelt. Er konnte das Krankenhaus noch am Dienstagabend verlassen. Eine stationäre Behandlung sei nach der Versorgung der Wunden nicht nötig, hieß es.

Immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen

Der Fall erinnert an jene deutschen Urlauber, die in den Hohen Tauern drei Nächte im Freien verbringen mussten. Ein damals 73-Jähriger erfror in der Mallnitzer Scharte, in der Nähe des Arthur-von-Schmid-Hauses. Sein Kamerad wurde stark unterkühlt geborgen. Die beiden waren von einer Kaltfront überrascht worden - mehr dazu in Wanderer erfror kurz vor Hütte (Kärnten.ORF.at;15.9.2012).