Fliegen: Nervige Brummer mit wichtiger Aufgabe

Fliegen, die durch die Wohnung summen, werden mit Fliegenklatsche oder Klebestreifen bekämpft, man ist genervt und muss offene Speisen fliegensicher verpacken, sonst droht Eierablage. Doch Fliegen haben auch wichtige Aufgaben, nicht zuletzt die Aasvertilgung.

Über 100.000 Fliegenarten gibt es weltweit. Darunter sind aber nur wenige, die sich in der Nähe des Menschen aufhalten und lästig werden können. „Die sogenannten Lästlinge unter den Fliegen sind wenige Arten. Das ist vor allem die Stubenfliege oder, wenn man vor allem mit Fleisch zu tun hat, können es Schmeißfliegen sein“, sagt Christian Wieser, Leiter der Zoologischen Abteilung des Landesmuseums Kärnten.

Fliege Erlebnis Natur

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Obwohl es sehr viele Fliegenarten gibt, sind dem Menschen nur ein paar lästig

Fliegen „nicht sehr appetitlich“...

Die Stubenfliege legt ihre Eier meist in Kot, Müll oder verrottende Lebensmittel. Besonders beliebt sind auch offen stehendes Katzen- oder Hundefutter. Wobei die Tiere aber die Fliegeneier ohne Probleme mitfressen können. Für Erwachsene sind sie zwar ekelig, aber kaum gefährlich. Kinder können auf versehentlich verschluckte Fliegeneier mit Verdauungsproblemen reagieren, doch die Magensäure macht meist kurzen Prozess damit.

Die Larven fressen sich voll und entwickeln sich zur Fliege. „Deshalb ist es auch nicht sehr appetitlich für den Menschen, wenn die dann bei uns herein schwirren", sagt Wieser. Stubenfliegen ernähren sich von allen verwertbaren Stoffen – darunter herkömmliche Lebensmittel wie Brot und Fleisch und eben Kot. Über die Füße der Fliegen können dann Parasiten oder Krankheitserreger etwa vom Kot aufs Fleisch gebracht werden. Krankheiten wie Salmonellen, Malaria und Tuberkulose können so übertragen werden.

...aber dennoch nützlich

Schmeißfliegen sind im Gegensatz zu den Stubenfliegen – die sich von fast allem ernähren - auf tote Tiere spezialisiert. Sobald irgendwo ein Kadaver liegt, riechen das die Fliegen und legen ihre Eier darauf. Es gibt auch Schmeißfliegen, die lebendgebärend sind: „Es gilt, wer zuerst kommt mahlt zuerst. Bei einer kleinen, toten Maus ist der Platz schnell verbraucht und die Larven, die dort schon gelegt wurden, die können sich gleich ernähren. Sie fressen den Kadaver und sind eigentlich die Abfallbeseitiger des Tierreichs“, sagt Wieser. Schmeißfliegen können auf diese Weise nützlich sein. „Jedes Lebewesen hat in der Natur seinen Platz und einen Sinn und ist Teil der Nahrungskette und auch die Verwerter muss es geben."

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Fliegen legen ihre Eier meist in Kot oder Tierkadaver

Fliegen auf Flüssigkeits-Diät

Genau wie Schmetterlinge können Stubenfliegen Essen mit ihren Füßen schmecken. Geschmacksrezeptoren auf den Unterschenkeln und den Füßen der Fliegen sind der Grund dafür, dass Fliegen oft zuerst auf ihrer Nahrung umherlaufen, bevor sie zu fressen beginnen. Ihre Nahrung nimmt die Fliege über einen stempelförmigen Saugrüssel auf. Sie kann nicht beißen, hat jedoch eine andere Methode um feste Nahrung aufzunehmen: Mithilfe ihres Speichels, den die Fliege auf die Nahrung speit, zersetzt sie die Nahrung, die flüssig und für die Fliege aufsaugbar wird.

Warum Fliegen auf den Menschen fliegen

Fliegen halten sich grundsätzlich dort auf, wo Nahrung zu finden ist. Deswegen sind sie oft beim Grillen oder beim Essen im Freien in der Nähe. Dennoch schwirren Fliegen oft um Menschen herum, obwohl nichts Essbares in der Nähe ist. Wieser: „Auch der Mensch scheidet Schweiß, also Flüssigkeiten über die Haut aus und auch das ist Nahrung für die Fliegen. Salze können so aufgenommen werden, die sind notwendig für jedes Tier."

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Fliegen sehen durch ihre Facettenaugen tausende Einzelbilder

Bis zu 330 Flügelschläge pro Sekunde

Fliegen reagieren um ein Vielfaches schneller als Menschen. „Wenn wir versuchen sie zu fangen, dann lacht die Fliege schon 10 Meter weiter“, sagt Wieser. Die Augen spielen dabei eine große Rolle. Wie alle Insekten haben Fliegen Facettenaugen, die aus vielen Einzelbildern zusammengesetzt sind. Wieser: „Fliegen haben einen ziemlichen Rundumblick, also wenn man von hinten kommt dann sehen die die Bewegung und können rasch reagieren. Sie können sehr schnell ausweichen, man rechnet damit dass eine Fliege 180 bis 330 Mal in der Sekunde mit den Flügeln schlägt.“

Vom Ei über die Puppe zur Fliege

150 bis 400 Eier oder Larven kann eine Fliege legen. Bei allen Fliegen gibt es einen einheitlichen Entwicklungszyklus. Die Fliege legt ein Ei oder gebärt eine Made, die Made frisst sich voll, durchlebt einige Häutungen, wird immer größer und verpuppt sich dann. „Aus der Puppe schlüpft dann das fertige Insekt. Vorerst noch mit nicht entwickelten Flügeln, die müssen sie erst aufpumpen und trocknen und dann können sie ins Leben starten“, sagt Wieser. Die Dauer der Entwicklungsstadien kann je nach Art verschieden sein. Auch die Temperatur spielt eine Rolle. Wieser: „Wenn es kühl oder feucht ist, dann kann das länger dauern, sogar wochenlang, aber wenn es heiß und schwül ist können die Zyklen sehr rasch gehen.“

Fliegen bzw. die Maden der Goldfliege werden manchmal auch in der Medizin eingesetzt. Sie werden unter sterilen Bedingungen gezüchtet und können abgestorbenes, nekrotisches Gewebe (z.B. diabetischer Fuß) von Bakterien befreien. Sie ernähren sich von diesem Gewebe und fressen die Bakterien weg und gesundes Gewebe zu schädigen. Das ist für die Patienten schmerzlos. Laut Experten fehle aber noch der Beweis, dass eine solche Wunde durch die Madentherapie schneller heilt als mit anderen Verfahren zur Abtragung toter Zellen.

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In der Natur haben Fliegen ihren festen Platz

Wie man Fliegen loswerden kann

  • Fliegen werden von Spülmittel angezogen. Durch eine Schüssel mit Spülmittel und Wasser darin, werden die Fliegen angelockt und ertrinken dann im Wasser. Spülmittel mit Fruchtaroma, wie Apfel- oder Zitronenspülmittel funktionieren am besten.
  • Eine Mischung aus Wasser und Cayenne-Pfeffer kann Fliegen fernhalten. Die Insekten mögen den Geruch des Pfeffers nicht. Mit einer Sprühflasche können Türen, Fenster und Eingangsbereiche besprüht werden.
  • Auch den Geruch von Lavendel, Minze, Basilikum und Ringelblumen mögen Fliegen nicht. Es könnte also helfen, wenn die Kräuter und Blumen etwa bei den Fensterbänken angepflanzt werden.
  • Generell gilt: Obst- und Gemüseschalen immer gleich wegwerfen, damit die Fliegen von dem verfaulenden Obst nicht angelockt werden.