Suchtmittel: Zahl der Anzeigen stark gestiegen

Die Zahl der Anzeigen wegen Suchtmittelmißbrauchs ist in Kärnten stärker angestiegen als in anderen Bundesländern. Das zeigt der neueste Suchtmittelbericht des Innenministeriums. Heuer gab es in Kärnten bereits elf Drogentote.

In Kärnten beträgt der Anstieg 33,2 Prozent, österreichweit sind es 17,6 Prozent. Mit den bisher elf Drogentoten hat es in Kärnten heuer bereits fast so viele Drogentote wie im gesamten letzten Jahr (zwölf) gegeben - mehr dazu in Bereits elfter Drogentoter in Kärnten (kaernten.ORF.at; 26.7.2018). Kärnten (+33,2 Prozent), Niederösterreich (31,7 Prozent) und Oberösterreich (26,9 Prozent) sind die drei Spitzenreiter, was die Zunahme der Anzeigen wegen Suchtmittelmißbrauchs betrifft. Weniger Anzeigen gab es nur in Tirol (-0,8 Prozent). In Kärnten gab es 2017 insgesamt 2.210 Anzeigen, das sind im Vergleich zum Jahr 2016 um 551 Anzeigen mehr.

Polizei: Drogensituation „durchschnittlich“

Der Chef des Kärntner Landeskriminalamts (LKA), Gottlieb Türk, bewertete die Drogensituation im Bundesland als „durchschnittlich“. Es stimme zwar, dass im bevölkerungsmäßig ähnlich großen Salzburg die Anzahl der Toten pro Jahr im niedrigen einstelligen Bereich liege, aber in Tirol zum Beispiel gebe es deutlich mehr Drogentote.

Den Anstieg bei der Zahl der Toten in Kärnten führte Türk auf Mischintoxikationen zurück. „Die Menschen nehmen zunehmend verschiedene Substanzen ein, deren Inhaltsstoffe und Wirkungen sie nicht kennen und einschätzen können.“ Oft seien auch legale Drogen, suchtgifthaltige Medikamente und Substitutionsmittel für den Tod verantwortlich. Die meisten Drogenopfer seien zwar amtsbekannt, aber: „Todesfälle aufgrund von Suchtmitteleinwirkung kann die Polizei nicht verhindern.“

Bis zu 1.750 Kärntner drogensüchtig

Nach Einschätzung des Landes sind zwischen 1.500 und 1.750 Kärntner drogensüchtig. Etwa 1.000 von ihnen sind im Substitutionsprogramm und bekommen Drogenersatzstoffe verschrieben. Als drogensüchtig gelten Menschen, die an einer schweren Abhängigkeit von zum Beispiel Opiaten (Morphin), Opioiden (Heroin), Kokain, Amphetaminen und Benzodiazepinen leiden.

2017 beantragten 20 Personen beim Land Kärnten eine stationäre Langzeittherapie, 15 von ihnen traten sie letztlich an. Der Fokus des Landes liegt auf der ambulanten Therapie. Hier gibt es 1.500 Plätze. Etwa ein Drittel der Patienten schafft es, mit der Drogensucht zu leben - etwa im Substitutionsprogramm. Bei einem Drittel werden stabile Phasen von Rückfällen unterbrochen. Ein Drittel der Drogensüchtigen gilt als „schwer krank“. Das Land Kärnten gibt jährlich drei Millionen Euro für Therapien und 270.000 Euro für Präventionsprogramme aus.

Österreichweit erstmals mehr als 40.000 Anzeigen

Insgesamt gab es in Österreich 2017 erstmals mehr als 40.000 Anzeigen. Mit 42.610 Anzeigen gab es ein Plus von 17,6 Prozent gegenüber 2016. Als Gründe für den Anstieg der Anzeigen nennt das Ministerium unter anderem verstärkte Kontrollen der Polizei. Besonders in den Bundes- und in den Landeshauptstädten seien Schwerpunktkontrollen gesetzt und so der Druck gegen die Dealer verschärft worden, heißt es im Vorwort des Lagebericht zur Suchtmittelkriminalität 2017.

Verstärkt würden außerdem Drogen im Internet, im Darknet, bestellt. Auch die Migrationslage in den letzten Jahren habe „einen Einfluss auf die Anfallszahlen“. Knapp 37 Prozent der Anzeigen betreffen Ausländer. Hier hat sich die Zahl von Verdächtigen aus Afghanistan fast verdoppelt.

Beliebteste Droge bleibt Cannabis

Beliebteste Droge bleibt Cannabis. Insgesamt stellte die Polizei 2017 österreichweit unter anderem rund 70 Kilogramm Heroin, 71 Kilogramm Kokain sowie 1.700 Kilogramm Cannabisprodukte sicher.

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) verwies nach Bekanntgabe der Zahlen auf „die im Regierungsprogramm vereinbarte Verschärfung des Suchtmittelgesetzes“. Es solle ein noch besseren Schutz Minderjähriger vor Drogen erreicht werden.