Waldhonig-Ernte so schlecht wie nie

Das Honigjahr gibt wenig Anlass zur Freude. In Kärnten, wo der Waldhonig 80 Prozent der Gesamternte ausmacht, gibt es heuer Einbußen von 50 Prozent und mehr. Die Imker vermuten die feuchte Witterung als Hauptursache.

Waldläuse spielen bei der Gewinnung von Waldhonig eine zentrale Rolle. Ihre zuckerhaltigen Ausscheidungen – auch Honigtau genannt - werden nicht nur von Waldameisen sehr geschätzt. Der Honigtau bildet auch eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Bienen. Doch diese scheint heuer zu fehlen, zumindest legen das die bisherigen Erntemenge an Waldhonig nahe.

Fünf statt 50 Honigproben pro Woche im Labor

Im Labor des Landesverbandes für Bienenzucht, wo Kärntner Imker ihre Honigproben analysieren lassen, gibt es so wenige Einsendungen wie selten zuvor. Lebensmitteltechnikerin Anna Lenk sagte: „Dieses Jahr ist es erstmals in meiner Laufbahn vorgekommen, dass für eine Woche eigentlich 50 Honige geplant sind, aber bis jetzt haben wir nur fünf Proben hereinbekommen.“

Seit 30 Jahren Imkerin: So etwas noch nie erlebt

Auch in den Bienenstöcken von Anita Lautemann ist kaum Waldhonig zu finden. Die studierte Biologin ist seit 30 Jahren Imkerin, ein Jahr wie dieses hat sie noch nie erlebt. Ihre Beobachtungen: „Als der Waldhonig angefangen hätte, hat es mit den Regenfällen begonnen. Auf der einen Seite gab es starke Regenfälle, wo die Läuse, die ungeschützt auf den Ästen sitzen, hinuntergespült worden sind. Auch durch Stürme fallen diese Honigtauerzeuger zu Boden. Andererseits ist es das langanhaltende feucht-warme Wetter, wo die Tiere durch Pilze Infektionen bekommen, und so geschwächt werden, dass sich die die Kolonien nicht so entwickeln wie in den vergangenen Jahren.“

Städte und höhere Lagen bilden die Ausnahme

Auch aus den eigenen Bienenstöcken des Landesverbandes lassen sich derzeit nur geringe Waldhonigmengen ernten. Eine Entwicklung, die im ganzen Land spürbar ist.

Landesweite Ernteausfälle von mehr als 50 Prozent

Arno Kronhofer: „Ich gehe davon aus, dass wir von Ernteausfällen von weit über 50 Prozent sprechen müssen. Regional haben wir wahrscheinlich eine totale Missernte, weil die Imker den Honig dann tendenziell in den Völkern lassen, weil es sich bei kleineren Imkereien gar nicht auszahlt. Ausnahmen bilden Städte und höhere Lagen. Blütenhonig gibt es, jeder der über 1.200 Meter Seehöhe steht, wird Honig haben. Aber den klassische Kärntner Waldhonig gibt es heuer fast gar nicht.“

Auch Parasiten und Pilze als Verursacher möglich

Nächstes Jahr sollte die Ernte wieder besser ausfallen. glaubt Kronhofer: „Es ist wie beim Obst, wenn ein Apfelbaum viel trägt, wird er im nächsten Jahr tendenziell weniger tragen. Die Honigtauerzeuger dürften parasitiert worden sein und haben deshalb komplett ausgelassen. Wegen des zu feuchten Wetters könnte auch ein Pilzbefall in Frage kommen.“

Honigpreise dürften steigen

Mit Versorgungsengpässen muss der Konsument nicht rechnen. Mit höheren Honigpreisen allerdings schon. Kronhofer: „Ein guter Imker sollte eine Honigernte auf Lager haben. Denjenigen, denen das gelungen ist, dürfen sich freuen, diese Lager werden heuer sicher leer.“