Italienischer Komödiensommer auf Schloss Porcia

Das Ensemble Porcia versprüht mit seinem diesjährigen Programm italienisches Flair. Den Auftakt der 58. Sommersaison bildete die Komödie „Krawall in Chioggia“ von Carlo Goldoni.

Carlo Goldoni gilt als bedeutender Reformator der italienischen Komödie. Er wurde 1707 als Sohn eines angehenden Arztes in Venedig geboren. Aufgrund des Berufes seines Vaters zog er schon in seiner Kindheit viel umher und dort muss es auch passiert sein, dass der kleine Goldoni erste Berührungen mit dem Theater – mit umherziehenden Theaterensembles – machte. Diese Leidenschaft prägte fortan sein Leben und Schaffen.

Schloss Porcia Spittal an der Drau Eingang Komödienspiele

ORF/Petra Haas

Italienische Komödien stehen im Mittelpunkt der heurigen Ausgabe der „Komödienspiele Porcia“

Die zwei Seiten des Carlo Goldoni

Obwohl er zunächst an der Universität in Padua studierte und 1731 seinen Doktor der Jus erhielt, schrieb Goldoni nebenbei bereits für das Theater und als er nach seinem Abschluss als Advokat nach Venedig zurückkehrte, schien er genau am richtigen Ort zu sein: Venedig – eine Stadt, die nur so übersprudelte vor Leben und Kultur, mit unzähligen Theatern und Verlagen, Musik und Maskenbällen, die aber auch das Spiel und die Korruption kannte. Er pendelte zwischen seiner Arbeit als seriöser Advokat und Autor, der mit Theatergruppen durchs Land zog, bis er sich schließlich ganz dem Theater verschrieb. 1745-1746 entstand sein erster großer Erfolg „Diener zweier Herren“ und es sollten viele große folgen.

Goldoni entwickelte die Comedia dell’arte weiter und begründete die Charakterkomödie. Der große Ruhm blieb ihm trotz Stellung am französischen Hof als Sprachlehrer zu Lebzeiten trotzdem verwehrt. Er starb 1792 an dem Tag, an dem die Nationalversammlung seine zu Revolutionszeiten entzogene Rente wieder bewilligte.

Komödienspiele Porcia

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Premiere „Krawall in Chioggia“

Einblick in Leben zur Entstehungszeit der Stücke

Wie das „Ensemble Porcia“ auf seiner Homepage unterstreicht würden Goldonis Stücke auch die Umstände ihrer Entstehungszeit wiederspiegeln. So zeigen sie oft den Niedergang des Adels und das aufstrebende Bürgertum. Das kritische Stück „Krawall in Chioggia“, unter der Regie von Angelica Ladurner, erzählt die Geschichte eines italienischen Dorfes, in dem kleine Gerüchte und haltlose Vorurteile zu einem handfesten Skandal mitsamt schuldigen Sündenböcken hochgeschaukelt werden.

In den Hauptrollen sind Susanne Altschul, Maria Astl, Florian Eisner, Emese Fay, Günter Gräfenberg, Dominik Kaschke, sowie Ferdinand Kopeinig, Günter Lieder, Mirko Roggenbock, Sascia Ronzoni, Isabella Szendzielorz, Markus Tavakoli und Niklas Winter zu sehen.

Komödienspiele Porcia

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Begeistertes Premierenpublikum

Schräges 70er-Jahre-Revival von Dario Fo

Das breitgefächerte Programm der Komödienspiele umfasst in diesem Jahr die Kinderkomödie „Grisu, der kleine Drache“ von Angelica Ladurner, basierend auf der gleichnamigen Serie über den kleinen Drachen, der Feuerwehrmann werden will, von Nino und Tony Pagot. „Bezahlt wird nicht“ wurde am 15. Juli erstaufgeführt. Darin wird mit einem Augenzwinkern auf die Selbstregulierung des sozialen Ungleichgewichtes eingegangen. Der linke italienische Theaterautor Dario Fo ruft im Salamanca-Keller des Schlosses zum zivilen Ungehorsam auf. Auch wenn dabei weitgehend auf Aktualisierungen verzichtet wurde, hatten Regisseur Alexander Kratzer und sein Team Sonntagabend bei der Premiere von „Bezahlt wird nicht!“ die Lacher auf ihrer Seite. Minutenlanger Applaus belohnte den sozialkritischen Slapstick.

Als der kommunistische Komödiant Dario Fo Anfang der 1970er-Jahre diese turbulente Farce schrieb, war er noch kein Nobelpreisträger. Der Literaturnobelpreis wurde dem 1926 geborenen Italiener erst 1997 verliehen, was damals für heftige, teils ablehnende Reaktionen sorgte. Er gilt als Erneuerer der Commedia dell’arte und Leitfigur eines politischen Volkstheaters, als Stimme der kleinen Leute und provokanter Clown. 2016 starb der 90-jährige Satiriker, der einer der meistgespielten italienischen Dramatiker unserer Zeit ist.

Mit anarchischem Witz probt Fo in „Bezahlt wird nicht!“ den Aufstand des Proletariats und lässt ihn von den Frauen ausgehen: Die resolute Antonia (hinreißend verkörpert von Katharina Solzbacher) zieht die sanfte Margherita (Sonja Kreibich als passiver, blonder Lockenkopf) mit, als sie voll Empörung über die gestiegenen Preise im Supermarkt zu Ladendiebinnen werden. Doch die Frauen haben zusammengerafft, was sie finden konnten, und so landen schließlich Hundefutter, Kaninchenköpfe und Kanarienvogel-Hirse in der buchstäblich aus den Angeln gehobenen Wohnung von Antonia und ihrem Mann Giovanni (Walter Ludwig als gestenreicher italienischer Macho mit Sonnenbrille). Der ist ein braver Kommunist, der Revolten eigentlich ausschließt und auf „subproletarische Hunde“ schimpft. Aber nicht nur vor ihm müssen die Ladendiebinnen ihre Beute geheim halten. Angesichts einer drohenden Polizeikontrolle werden die Lebensmittel unter die Kleidung gestopft, die Frauen wechselweise zu „Schwangeren“, und die Verwicklungen nehmen ihren Lauf.

Tür-auf-Tür-zu-Verwirrspiel

Als die Gefahr von Kurzarbeit und Entlassung aus der Fabrik im Raum stehen, werden schließlich auch Giovanni und Margheritas Mann Luigi (Markus Achatz als couragierter Fließbandarbeiter) zu Dieben. Wütend wollen sie sich „nehmen, was uns gehört“. Das Tür-auf-Tür-zu-Verwirrspiel nimmt bald groteske Züge an, Carabiniere (Christopher Ammann) und Wachtmeister (Michael Köhler, der auch den Bestatter und den verwirrten Vater verkörpert) vervollständigen das Chaos, das immer mehr ins Absurde kippt und die Lachmuskeln des Publikums strapaziert.

„Bezahlt wird nicht!“:
Regie: Alexander Kratzer. Ausstattung: Natascha Maraval, Mareile von Stritzky. Mit Markus Achatz, Christopher Ammann, Sonja Kreibich, Michael Köhler, Walter Ludwig, Katharina Solzbacher. Weitere Aufführungen bis 26. August.

Um die turbulenten Flucht- und Verfolgungsaktionen räumlich (wenn auch mit wie schneller gedrehten Trippelschritten) in Szene setzen zu können, wird das Gewölbe der Kellergalerie im Schloss Porcia diesmal der Länge nach bespielt. Regisseur Alexander Kratzer setzt in das windschiefe Wohnungs-Szenario Zitate aus Lachnummern wie dem alljährlichen Silvester-Sketch „Dinner for one“ und lakonisch-pantomimische Szenen, die an Ionesco und absurdes Theater denken lassen. Aktuelle Zeitbezüge fehlen allerdings fast gänzlich, es ist das soziale Ungleichgewicht der Entstehungszeit vor rund 40 Jahren, das hier lustvoll und unterhaltsam thematisiert wird.

Umso passender ist diesmal die Ausstellung des Strabag-Kunstforums, das bereits zum vierten Mal als zusätzliches „Bühnenbild“ den Galerien-Keller bespielt: Denn Alfred Hrdlicka, der heuer 90 Jahre alt geworden wäre, hat ebenfalls als glühender Kommunist jene Zeit erlebt. Die 25 teils großformatigen Arbeiten auf Papier und in Bronzeguss ergeben eine hochkarätige Schau - Dario Fo und Alfred Hrdlicka im Doppelpack sollte man sich nicht entgehen lassen!

Komödienspiele Porcia Angelica Ladurner

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Angelica Ladurner

Von Mrs. Campbell zu Don Camillo und Peppone

Die Premiere der Schlosskomödie „Buona Sera, Mrs. Campbell" von Viktoria Schubert steht am 19. Juli auf dem Programm. Im Mittelpunkt steht darin eine angesehene, begehrte Kriegswitwe in einer italienischen Kleinstadt, die - unverhofft - in Berührung mit ihrer Vergangenheit gerät.

Der Klassiker „Don Camillo und Peppone“ von Gerold Theobalt, nach einem Roman von Giovannino Guareschi, feiert am 24. Juli Premiere. Zentrale rollen nehmen der Pfarrer und Seelsorger Don Camillo und der glühende Komunist Peppone ein - zwei Machos und unverbesserliche Kampfhähne, deren Ansichten für ordentlich „Zündstoff“ sorgen.

Der mobile Theaterwagen des Ensembles ist auch heuer wieder den Sommer über mit dem Stück „Diener zweier Herren“ quer durch Kärnten unterwegs.

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