Hakenkreuze als ungewollte Relikte

Noch vor 1938 haben illegale Kärntner Nazis an schwer zugänglichen Stellen Hakenkreuze angebracht. Neben der Burgruine Hochkraig prangt auch oberhalb von Ferlach ein Hakenkreuz. Entfernt werden diese Relikte wohl nie.

Über der Büchsenmacherstadt Ferlach prangt im Sattnitzmassiv seit den 1930er Jahren ein Hakenkreuz. Auch auf der Burgruine Hochkraig ist weithin ein Hakenkreuz zu sehen - mehr dazu in Weiterhin Streit um Hakenkreuz auf Turm (kaernten.ORF.at; 26.4.18).

Hakenkreuz Ferlach Sattnitz

ORF

Die Erosion hat im Sattnitzmassiv bei Ferlach bereits ganze Arbeit geleistet. Das Hakenkreuz - immerhin vier Quadratmeter groß - ist kaum noch zu sehen.

Etliche solcher Hakenkreuze existieren in Kärnten auch 73 Jahre nach dem Sturz des Nazi-Regimes. Die Entstehungsgeschichte des Ferlacher Hakenkreuzes hat Hans M. Tuschar genau dokumentiert. Er beschreibt in seinem Buch, wie sein Vater mit Freunden loszog, um bei Glainach über die Drau zu setzen. Dann ließen sie sich mit einem Korb an einem Hanfseil die Wand hinab. An einer besonders schwer zugänglichen Stelle entstand unter Lebensgefahr das vier Quadratmeter große Hakenkreuz.

„Man spricht nicht gern darüber“

Auch der Ferlacher Chronist Rainer Adamik beschäftigte sich mit diesem Kapitel „Heimatgeschichte“: „Meine persönliche Meinung lautet, dass die damalige Gendarmerie es auch nur als Lausbubenstreich hingestellt hat. Man hat mit den Verursachern auch gesprochen, dass sie es wieder entfernen sollen. Sie haben sich aber geweigert, es sei zu gefährlich, hieß es. Nur mit Glück hätten sie es überlebt.“ Im Rosental sei das Hakenkreuz allen bekannt, „es kennt auch jeder die Geschichte dazu, aber man spricht nicht gern darüber“.

Gemeinde spricht von bis zu 15.000 Euro Kosten

Im Sandstein ist das Symbol auch noch nach 85 Jahren von Waidisch aus zu sehen, verblasst zwar, aber als Hakenkreuz erkennbar, wenn die Lichtverhältnisse passen. Das Hakenkreuz hoch über Ferlach jenseits der Drau gehört ins Gemeindegebiet von Maria Rain.

Das Relikt verschwinden zu lassen sei bisher kein Thema gewesen, sagte Bürgermeister Franz Ragger: „Ich habe mich erkundigt, es wäre ein Einsatz mit Seilen notwendig. Das Steuergeld liegt uns nicht sehr locker in der Tasche, man muss jeden Euro umdrehen. 10.000 bis 15.000 Euro in die Hand zu nehmen, um das zu beseitigen – ich glaube, das ist nicht notwendig.“ Der Bürgermeister hofft darauf, dass die Erosion das Hakenkreuz irgendwann von allein zum Verschwinden bringt.

Urheber meist schon verstorben

Die Hakenkreuz-Maler von damals sind mittlerweile alle verstorben. Der Respekt vor den Millionen Opfern des Regimes, das hinter diesem in Österreich heute verbotenen Symbol stand, müsse gewahrt bleiben, sagte der Leiter des Landesarchives, Wilhelm Wadl, zu dem Fall.

Das Hakenkreuz verschwinden zu lassen sei aber auch keine Lösung. Wadl: „Die Vergangenheit hinterlässt eben Spuren. Sie gewalttätig tilgen zu wollen ist ja auch nicht hilfreich in der ehrlichen Auseinandersetzung. Man muss zu diesen unsäglichen Zeichen stehen, aber kann sie nicht unkommentiert stehen lassen.“ In diesem Sinne werden die im Land mehr oder weniger sichtbaren Hakenkreuze die Menschen wohl noch längere Zeit an die „braune Vergangenheit“ Kärntens erinnern.