Schon 50 anonyme Anzeigen gegen Schule

Seit Monaten wird die HTL Ferlach mit anonymen Anzeigen eingedeckt, mittlerweile sind es mehr als 50. Gegen 28 Lehrer wird derzeit ermittelt. Beim Land vermutet man eine „interne Racheaktion“.

Die Anschuldigungen reichen von Amtsmissbrauch bis zur Körperverletzung. Lehrer mit unzureichender Qualifikation würden unterrichten, Mädchen gezwungen, mit Burschen zu turnen, Schüler würden unbeaufsichtigt in den Werkstätten agieren, lauten einige der Vorwürfe. Gezeichnet wurden die Anzeigen oftmals mit „Eine besorgte Mutter“ oder „Ein Hinweisgeber“ - mehr dazu in HTL Ferlach im Visier eines Mobbers?.

Kein Ende der Anzeigenflut

Seit März 2017 langen die Anzeigen anonym bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt ein. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt ermittelt zusammen mit dem Bundesamt für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und gleichen dem Kampf mit der mythologischen Hydra, der für jeden abgeschlagenen Kopf laut Sage zwei weitere nachwachsen. Immer wenn man eine Anzeige erledigt habe, kämen zwei neue hinzu, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

Neuer Vorwurf: Scheinrechnungen

Und das „Phantom“ ist weiter fleißig. Erst vor kurzem ging eine Anzeige ein, wonach die HTL-Ferlach in den letzten zehn Jahren 500.000 Euro an Steuergeldern durch Scheinrechnungen veruntreut habe. „Ein vollkommener Blödsinn“, meinte dazu der Kärntner Bildungsdirektor Rudolf Altersberger: „Da müsste die Schule ja eine sehr teure Maschine verkauft oder einen schwunghaften Handel mit Materialien aufgezogen haben. Die HTL ist aber eine Schule, kein Industrieunternehmen.“

Das „Phantom“ hat Insiderwissen

Derzeit wird laut Staatsanwaltschaft gegen 28 Lehrer ermittelt, darunter befinden sich auch die Direktorin der Schule, Silke Bergmoser, und Bildungsdirektor Altersberger. Diese würden die Zustände in der Schule decken, heißt es in den Anzeigen.

Für Altersberger sind die Anschuldigungen komplett aus der Luft gegriffen. Er glaubt, dass sie aus der Schule selbst kommen, denn die darin verwendeten Informationen „können nur Lehrer kennen.“ Altersberger vermutet als Motiv eine Racheaktion für eine subjektiv wahrgenommene „Kränkung oder Zurückstellung.“

Anzeiger droht selbst Anzeige

Wegen der Anschuldigungen wurde von der Bildungsdirektion des Landes eine „Taskforce“ eingerichtet. Diese arbeitet derzeit an einem Bericht zu den Vorwürfen. Für Bildungsdirektor Altersberger ist es auch nicht ausgeschlossen, das Anzeigen-Phantom selbst anzuzeigen, angedacht ist eine Anzeige wegen Verleumdung gegen Unbekannt. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits in diese Richtung.

Altersberger bedauert den Imageschaden, der durch die Anzeigen entstehe. Die 140 Jahre alte Schule habe viel vorzuweisen. So gewann die Schule erst kürzlich zwei von sieben Preisen beim bundesweiten Forschungswettbewerb „Jugend innovativ.“

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