Vermutlich letzte Bartgeierfreilassung

Die Wiederansiedlung von Bartgeiern ist eines der erfolgreichsten Artenschutzprojekte im Nationalpark Hohe Tauern. Am Freitag wurden zwei Jungtiere ausgewildert, vermutlich zum letzten Mal, denn die Tiere in freier Wildbahn bekommen genügend Nachwuchs.

Für Nationalparkdirektor Peter Rupitsch ist die Auswilderung ein großer Tag für den Artenschutz. Beim Besucherzentrum Mallnitz wurden die Jungvögel verabschiedet und dann im Seebachtal freigelassen. Man wollte möglichst viele Gäste bei den Auswilderungen dabeihaben, um die Bevölkerung einzubeziehen, so Rupitsch. Die Flügelspannweite eines Bartgeiers beträgt 2,8 Meter. „Es ist ein ganz spektakulärer Vogel, es gibt eigentlich nur die Kondore in Südamerika, die eine noch größere Spannweite haben“, so Rupitsch.

Intensive Betreuung für Jungvögel

Das Besondere sei auch, dass der Bartgeier sehr neugierig sei. Im Gegensatz zum Adler sei er weniger scheu, man sehe ihn in freier Wildbahn auch recht nahe, das mache diesen Vogel interessant. Die Bartgeier haben ihre Brutzeit im Winter. Die Jungvögel seien jetzt reif genug, um sie in die freie Wildbahn zu entlassen, sagte Rupitsch. In den ersten Wochen und Monaten brauchten sie aber noch eine recht intensive Betreuung. „Das machen die Nationalparkranger und ein eigener Bartgeierbetreuer, die darauf achten, dass nichts passiert. Im Juli oder August sind sie flügge.“

Bartgeier Hohe Tauern

Michael Knollseisen

Bartgeier haben eine Flügelspannweite von fast drei Metern

Der Bartgeier galt schon als ausgestorben, und er hatte einen schlechten Ruf: „Gämsengeier oder Lämmergeier wurde er genannt, er soll Kinder auf den Almen weggezerrt haben. Das ist natürlich alles eine Mär, richtig ist, dass der Bartgeier überwiegend Aas und Knochen frisst. Er ist ein Kulturfolger, den man nur dort findet, wo es eine intakte Kulturlandschaft gibt.“ Heute gehören die Bartgeier zum Nationalpark wie die Murmeltiere oder Steinböcke.

Programm Freilassung

  • 10.30 Uhr: Freilassungsfeier beim Besucherzentrum Mallnitz
  • 13.00 Uhr: Shuttle zur Ankogelbahn
  • 13.15 Uhr: Wanderung ins Seebachtal
  • 14.30 Uhr: Freilassung
  • 16.30 Uhr: Shuttle zum Besucherzentrum

Eigene Bartgeier-Community

Mittlerweile ist er bei uns wieder heimisch. Es gebe rund 16 Tiere in Österreich, auch wenn einige abgeschossen worden seien, sagte Ruptisch. Für die Jungvögel gibt es ein Monitoring im gesamten Alpenraum. Die Vögel tragen Markierungen und Sender, die drei bis vier Jahre lang Daten liefern. Auf der Website kann man anhand von Karten sehen, welche Tiere sich wo aufhalten und welche Flüge sie unternehmen.

Man tausche sich länderübergreifend aus und wisse genau, welcher Vogel wann und wo ausgewildert worden sei. Seit der ersten Freilassung im Nationalpark im Jahr 1986 wurden 61 Vögel in Österreich entlassen, alpenweit waren es 216 Jungtiere. Die Schutzgebiete reichen von den französischen Seealpen über Schweizer und italienische Nationalparks, sagte Rupitsch. Dadurch hätten sich viele Experten und Vogelfreunde über die Jahre gefunden, die ein Beobachtungsnetz bilden, wie eine rege Community.

Der Bartgeier sei auch ein Imageträger für den Nationalpark, so Rupitsch, er passe perfekt in die Naturlandschaft. Nach 30 Jahren könne man sagen, das Projekt Bartgeier sei erfolgreich abgeschlossen. Daher war die Freilassung am 8. Juni vermutlich die letzte. „Wir haben heuer in den Hohen Tauern drei Freilandgeburten. Wenn es so ist, dass sich die Tiere wieder fortpflanzen, gilt das Projekt als geglückt.“

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