Bischof-Wechsel: „Wir verlieren viel“

Der Bischof von Gurk-Klagenfurt, Alois Schwarz, kehrt in sein Heimatbundesland Niederösterreich zurück. Der 65-jährige wird seinen Kollegen Klaus Küng in St. Pölten ablösen. In der Kärntner Diözese wird der Wechsel bedauert.

Am Mittwoch wurde die Versetzung von Schwarz offiziell bekannt gegeben - mehr dazu in Schwarz zu neuem Bischof ernannt (noe.ORF.at). Schwarz gilt als unprätentiöser, diplomatischer Geistlicher, der um Vermittlung zwischen Konservativen und Reformern bemüht war. Er war einer der Favoriten für die Diözese St. Pölten. Schwarz stammt aus einer bäuerlichen Familie im südlichen Niederösterreich, wo er am 14. Juni 1952 in der Gemeinde Hollenthon geboren wurde. Nach der Matura am Gymnasium der Erzdiözese Wien in Sachsenbrunn trat Schwarz in das Wiener Priesterseminar ein und wurde am 29. Juni 1976 von Kardinal Franz König im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht.

Es folgte Lehr- und Forschungstätigkeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Kardinal Hans Hermann Groer holte den damaligen Pfarrer von Krumbach 1987 als Leiter des Pastoralamtes nach Wien. 1996 wurde Schwarz vom Papst zum Weihbischof der Erzdiözese Wien bestellt. 2001 wurde Schwarz der 65. Bischof der Diözese Gurk.

Bischof Schwarz zum Ostersamstag

ORF

Bischof Alois Schwarz

Erste Reaktionen aus der Kärntner Kirche

Bischof Alois Schwarz wollte am Mittwoch nicht zu dem möglichen Wechsel nach Niederösterreich Stellung nehmen. Am Donnerstag ist in der Diözese in St. Pölten eine Pressekonferenz geplant. Der Klagenfurter Dompfarrer Peter Allmaier beglückwünscht die Diözese St. Pölten, „dass sie einen sehr, sehr guten Bischof bekommt“. Aus Kärntner Sicht sei es „sehr, sehr schade, denn wir verlieren einen guten Bischof, der in den letzten 17 Jahren das Gesicht der Kirche sehr positiv geprägt hat.“ Bischof Schwarz sei ein ausgezeichneter Prediger, der es verstehe, sehr sympatisch bei den Leuten anzukommen. „Wir verlieren sehr viel.“

Einsatz für „breite Volkskirche“

In Zeiten einer massiven Kirchenkrise, ausgelöst durch das Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchs- und Gewalttaten von Priestern und Ordensleuten, in deren Folge sich viele Katholiken von der Kirche abwandten, setzte sich Schwarz - auch im Sinne des neuen Leitbildes - für eine „breite Volkskirche“ ein. Er verordnete seiner Diözese ein Erneuerungsprogramm: „So kann die Kirche wieder ein starker Hoffnungs- und Sympathieträger sein“, hieß es in einem bischöflichen Brief.

Mit der kirchenkritischen Pfarrerinitiative suchte Schwarz das Gespräch. Disziplinarmaßnahmen schloss er sofort aus. „Sie sind sehr kirchentreue Priester, die in großer Verbundenheit mit mir als Bischof überlegen, was die katholische Kirche in Kärnten braucht. Wir werden sehen, welche Forderungen es gibt, was zutrifft, wo wir uns annähern sollten und wo wir im Interesse der gesamten Kirche nicht mitgehen können“, meinte er.

Für zeitgemäße Seelsorge

In seiner Diözese Gurk hat sich Schwarz vor allem für eine zeitgemäße und lebensnahe Seelsorge eingesetzt. Er gilt als Förderer einer pfarrübergreifenden Zusammenarbeit, aber als Gegner von Pfarrauflösungen. Große Anliegen sind Schwarz die seit 2004 bestehende Diözesanpartnerschaft von Gurk-Klagenfurt mit der Erzdiözese Sarajewo, die Ökumene sowie der Dialog mit dem Islam. Auch „Ethik und Wirtschaft“ ist sein Schwerpunktthema.

In der Österreichischen Bischofskonferenz ist Bischof Schwarz für Fragen von Pastoral und Evangelisierung, sowie für Sozial-, Wirtschafts- und Umweltfragen verantwortlich. Außerdem fungiert er als „Sportbischof“ und gehört der Finanzkommission der Bischofskonferenz an.

Prozedere einer Neubestellung

Zwei Monate hat Schwarz nun Zeit, sein neues Amt anzutreten. Mit Schwarz’ offizieller Ernennung zum Bischof von St. Pölten muss der Vatikan für Kärnten einen neuen Bischof suchen. Am Zug ist zuerst der päpstliche Nuntius, der Stellvertreter des Papstes in Österreich. Er übermittelt dem Vatikan nach komplizierten Befragungen einen Dreier-Vorschlag möglicher Kandidaten, beigefügt sind ausführliche Dossiers zu jedem der Kandidaten. Ein Kandidat wird dann dem Papst vorgeschlagen, das letzte Wort hat dann Papst Franziskus. Bis zu dieser Entscheidung, die auch einige Jahre dauern kann, übernimmt ein Diözesan-Administrator die Geschäfte des Bischofs, aller Voraussicht nach wird das Generalvikar Engelbert Guggenberger sein.

Spekulation um Nachfolge

Natürlich gibt es kichenintern auch Spekulationen, wer Schwarz als Bischof in Kärnten nachfolgen könnte. In Frage kämen hochrangige Geistliche wie Engelbert Guggenberger, Ordinariatskanzler Jakob Ibounig, Caritas-Direktor Josef Marketz aber auch der Klagenfurter Dompfarrer Peter Allmaier. Der Vatikan könnte auch einen Priester oder Ordensmann aus einem anderen Bundesland als Bischof nach Kärnten schicken - so wie vor 17 Jahren Alois Schwarz.