Einsparungen bei volljährigen ÜBA-Lehrlingen

Volljährige Lehrlinge in Überbetrieblichen Ausbildungsstätten (ÜBA) sollen laut Kürzungsplänen der Bundesregierung künftig nur mehr knapp die Hälfte verdienen. Laut Arbeitsmarktservice sind davon in Kärnten rund 150 Lehrlinge betroffen.

Insgesamt gibt es 600 solcher ÜBA-Lehrlinge in Kärnten, davon 150 junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren. Bisher verdienten sie 731,70 Euro, künftig 316,50 Euro. Das ist ein monatliches Minus von 415,20 oder 56,7 Prozent in den ersten beiden Lehrjahren. Das AMS fürchtet, dass viele Betroffene die Ausbildung wegen Geldmangels aufgeben. Die Rechnung für die geplante Förderungskürzung für die überbetriebliche Lehre gehe nicht auf, so AMS-Landesgeschäftsführer Franz Zewell. Die jährliche Einsparung liege in Kärnten bei rund 747.000 Euro.

Weniger Motivation zur Lehre

Treffen werde die Maßnahme jene Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die es schon jetzt besonders schwer hätten, noch einen Abschluss zu bekommen. Die also entweder bereits die Schule oder eine andere Lehre abgebrochen haben, so Zewell. Die Kürzung sei bedauerlich, denn jetzt werde es noch schwieriger, Jugendliche zu einer Ausbildung zu motivieren. Die Arbeitsplätze für Personen mit Pflichtschule werden ausgehen, so Zewell.

Hohe Arbeitslosenquote mit Pflichtschule

Die Arbeitslosenquote von denen, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen, habe sich in den letzten Jahren verdreifacht, so Zewell. Deshalb brauche es einen chancengleichen Zugang zu Bildung und Ausbildung für alle jungen Erwachsenen. Für Betroffene in Kärnten sei die Einsparung besonders schmerzhaft. Anders als etwa in Wien gebe es nicht die Möglichkeit einer Aufzahlung aus der Mindestsicherung. Das sei in Kärnten ausgeschlossen.

Eingeführt worden sei die überbetriebliche Ausbildung, weil es über viele Jahre weniger Lehrstellen als Lehrstellensuchende gegeben habe. Derzeit fehlen bis zu 300 Lehrstellen pro Jahr in Kärnten. Die Bundesregierung will mit der Sparmaßnahme die Ausbildung in den Betrieben forcieren.

Sieben Prozent in Lehrwerkstätten

Angeboten werden Ausbildungen in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten in allen Branchen, diese werden vom AMS bei Erwachsenenbildungseinrichtungen zugekauft. Fast 93 Prozent der Lehrlinge Kärntens arbeiten in Unternehmen. Der Rest in überbetrieblichen Lehrwerkstätten. Für Ausbildungspflicht und Ausbildungsgarantie setzte das Land Kärnten rund 10,5 Millionen Euro pro Jahr ein. AMS verwendet 40 Prozent seiner Mittel für Jugendliche/Förderung. Der Rückgang bei der Jugendarbeitslosigkeit betrug zuletzt bei 19 Prozent. Derzeit kommt etwa auf jeden Lehrling eine Lehrstelle.

Kritik an Bundesregierung

Das Land Kärnten forderte am Dienstag den Bund auf, die Einsparungspläne fallen zu lassen. Man nehme jungen Menschen ihre Perspektive und verstärke den Fachkräftemangel, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Mit der höheren Lehrlingsentschädigung wollte man volljährigen Schulabbrechern eine Chance bieten und einen Anreiz, doch noch eine Ausbildung zu machen.

Strikt abgelehnt wird die geplante Kürzung auch vom Jugendreferentin Sara Schaar (SPÖ): „Bei jungen Erwachsenen, die sich in Ausbildung befinden und unsere Fachkräfte von morgen sind, einzusparen, ist ein völlig verkehrter Ansatz.“

Kritik an der Bundesregierung kommt auch vom Team Kärnten. Die Kürzungspläne brüskiere junge Kärntner, es sei zu befürchten, dass Betroffene die Ausbildung abbrechen, so Obmann Gerhard Köfer. Die Kärntner Parteien müssten nun Geschlossenheit zeigen, so Köfer. Die FPÖ Kärnten spricht hingegen von einer „bewussten Fehlinformation“. Die betriebliche Lehrlingsausbildung sei Plan A und die überbetriebliche (verstaatlichte) Lehrlingsausbildung nur Plan B.