Borreliose - die verkannte Gefahr

Borreliose ist die am häufigsten von Zecken übertragenene Erkrankung. Noch immer wird der bakteriellen Infektion zu wenig Augenmerk geschenkt. Fehldiagnosen stehen auf der Tagesordnung. Auch über Co-Infektionen ist wenig bekannt.

Zehntausende Menschen werden jedes Jahr in Österreich von Zecken und Insekten mit Borreliose infiziert. Nicht immer ist die Rötung um die Einstichstelle da. Dann beginnt der Leidensweg: Gelenksentzündungen, extreme Müdigkeit, Nervenerkrankungen und Lähmungen bis hin zur Epilepsie können die Folge sein. Auch sogenannte Co-Infektionen, die von Zecken und anderen Insekten gleich „mitübertragen“ werden, sind vielen Ärzten unbekannt.

Borrelien

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Borrelien unter dem Mikroskop

Unbekannte Erreger reisen mit im Gepäck

Solche Erreger sind etwa die Babesien, die Bartonellen und die Rickettsien. Diese Mischinfektionen verstärken die Beschwerden der an Borreliose Erkrankten noch einmal, so der renommierte und weltweit gefragte Labormediziner Armin Schwarzbach aus Deutschland: „Die Borreliose ist in Österreich recht gut bekannt, aber die Co-Erreger sind nicht gut bekannt“.

Testungen seien schwierig, definitive Diagnosen eine Seltenheit. Schwarzbach: „Die Borreliose wird leider unterschätzt, die Co-Erreger sind nicht bekannt und deshalb wird in der Wissenschaft auch wenig geforscht“.

Mit Fehldiagnose beginnt oft langer Leidensweg

Das Problem sei laut Schwarzbach die Unwissenheit vieler Ärzte. Symptome würden nicht erkannt, eine zweiwöchige Antibiotikatherapie sei zu wenig: „Jede Fehldiagnose führt zu einer Verzögerung der Behandlung was wiederum zur Schädigung der Erkrankten führen kann. Gerade Borrelien sind dafür bekannt, Autoimmunerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis auszulösen.“

Schweinespulwurm tritt bei Erkrankten gehäuft auf

Auch Parasiten wie der sogenannte Schweinespulwurm sind bei Borreliosekranken oft zu beobachten. Er kann die inneren Organe schädigen. Hier spielt vermutlich das durch die Borrelien geschwächte Immunsystem eine Rolle. 5.000 Patienten wurden von Herbert Auer von der Medizinische Universität Wien bisher getestet. "Es führt kein Weg daran vorbei an diese Probleme zu denken, worin genau der Schlüssel liegt, können wir leider noch nicht sagen.“ Effiziente Medikamente zur Bekämpfung der Parasiten würden von den Krankenkassen oft nicht bezahlt, kritisiert Auer.

Wanderröte

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„Wanderröte“

Dreitägiger Borreliose-Kongress in Villach

In Villach geht es bei einem dreitägigen Borreliosekongress um diese Erkrankung, aber auch um die Rolle anderer Infektionserkrankungen, die gleichzeitig von Insekten und Spinnentieren übertragen werden. Universitätsprofessoren, Wissenschaftler und Ärzte aus Amerika und Europa sind zu Gast. Das Interesse heimischer Medizinern an dem vom Klagenfurter Borreliosespezialisten Albin Obiltschnig organisierten Kongress könnte aufgrund der zahlreichen neuen Erkenntnisse aber noch größer sein.