Amthof Feldkirchen zeigt Kunst aus Müll

Die gebürtige Völkermarkterin Catrin Bolt macht Kunst aus Loden, Bananenkisten und Plastikmüll. Ihre Werke können den Blick auf das verändern, was einen umgibt. Im Amthof Feldkirchen läuft zur Zeit eine Ausstellung.

Auf dem Weg zum Amthof in Feldkirchen stehen mehrere Supermärkte und Großmärkte. Man fährt vorbei und sieht sie nicht wirklich. Genau hier setzt die neue Arbeit von Catrin Bolt an, und stellt die Frage, wie diese großen Gebäude die Welt in der wir leben verändern. Für ihre Fotoarbeiten hat Bolt Bananenkisten vor einem Supermarkt aufgestellt, die sie wie die Steine beim Computerspiel-Klassiker Tetris anordnet.

Müllkünstlerin Bolt

Helmi Bacher

Den Blick auf den Supermarkt gelenkt

Kunstwerke verändern den Blick

Da steht plötzlich etwas im Weg, verlangt Aufmerksamkeit, lenkt den Blick und verändert ihn. Die Bananenkisten bilden keine Wand, immer wieder ist ein Durchblick, entstehen wie bei Tetris Lücken. Bolt: „Man ist sich aber dessen nie richtig bewusst, wie das aussieht und wie das den Ort prägt. Wie bei Statuen, an denen man täglich vorbei geht und nicht mehr drüber nachdenkt, was das eigentlich ist. Kriegerdenkmäler zum Beispiel prägen Orte und gleich ist es mit Mega-Supermärkten. Indem man da etwas macht, was das verdreht, kann man das für die Leute schon noch einmal sichtbar machen.“

Auszeichnung

2015 wurde Catrin Bolt mit dem renommierten Otto Bauer Preis ausgezeichnet. Der Preis wurde für das gesamte Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers unter 40 Jahren vergeben.

Hügelketten aus Lodenkleidung

Bekanntes verwandelt die Künstlerin aber auch sehr gerne zu etwas ganz Neuem und Überraschendem: Ein Landschaftsteppich aus Loden. „Ich habe die Lodenkleidung aufgelöst und anhand der Schnittmuster Hügelketten daraus gemacht. So ist auf einem fünf mal einen Meter großen Teppich eine leicht abstrakte, reduzierte Landschaft entstanden.“ Die Künstlerin bietet Tradition und Heimatbewusstsein aus einer ganz anderen Sicht. Humor blitzt bei den Arbeiten der Künstlerin immer wieder auf.

Müllkünstlerin Bolt

Helmi Bacher

Keine Arbeit mit dem erhobenem Zeigefinger

Immer wieder stachelt Bolt auch die Neugier an: Fotos von geheimnisvollen Landschaften, Bergen, zeigt Catrin Bolt im Amthof. Berge allerdings, die es in der Wirklichkeit nicht gibt, entstanden aus Plastik, aus dem Abfall, den wir täglich produzieren: „Ich möchte keine Arbeiten mit dem erhobenen Zeigefinger machen. Ich finde, es ist nicht die Rolle der Kunst, zu sagen was richtig und was falsch ist. Ich will lieber Phantasieräume aufmachen, damit man sich auch selbst etwas dazu überlegen kann, aber einen Ansatz hat, der von einer ganz anderen Richtung schaut.“

In ihrer Arbeit probiert sie immer etwas Neues aus. Sie ist keine Bildhauerin und macht trotzdem mit Bananenkisten Skulpturen, sie ist keine Textilkünstlerin und macht trotzdem einen Wandteppich. „Wenn ich ein neues Material angehe, das ich noch nicht kenne, dann ist das im Kopf freier. Das mache ich oft, dass ich etwas versuche und nicht weiß, ob es funktioniert.“

Bozen: Projekt mit Mussolini-Bunker

An einem Projekt für Bozen arbeitet Bolt zur Zeit. Auch hier geht es darum, Unsichtbares sichtbar und damit Geschichte wieder bewusst zu machen. Unter einem mit Gras überwachsenen Hügel ist ein Bunker aus der Zeit des italienischen Faschismus perfekt getarnt. Er war Teil des Alpenwalls, den Benito Mussolini in Südtirol gegen das Deutsche Reich errichtet hatte. Catrin Bolt wird den Hügel drei Mal künstlerisch umgestalten.

Bolt ist 1979 geboren. In der Stadtgalerie im Amthof in Feldkirchen sind Catrin Bolts Arbeiten noch bis 13. April zu sehen.