Trinkwasser in Villach wieder frei gegeben

Das nach Lack riechende, verseuchte Trinkwasser von 150 Haushalten in Villach ist erneut untersucht worden. Demnach besteht „kein relevantes Gesundheitsrisiko“. Am Mittwoch wurde das Wasser wieder frei gegeben.

Ein lackartiger Geruch im Trinkwasser, Hautjucken und Ausschläge: Dass mit ihrem Trinkwasser etwas nicht in Ordnung ist, haben die Bewohner in den Stadtteilen Tschinowitsch und Turdanitsch schon länger vermutet. Eine Untersuchung ergab, dass es mit Ethylbenzol verunreinigt ist, ein Lösungsmittel für Farben – mehr dazu in Wasser für 150 Haushalte weiter ungenießbar. Seit fast einer Woche darf das Wasser auf behördliche Anordnung vorsorglich nicht als Trinkwasser und bei Kleinkindern und kranken Personen auch nicht zum Baden oder Duschen verwendet werden.

AGES: Problematisch nur Benzol

Nun liegen die Ergebnisse einer Untersuchung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) vor, das Ergebnis der Proben betrifft den Zeitraum zwischen dem 31. Jänner und dem 2. Februar. Demnach wurden im Wasser zwar Toluol, Ethylbenzol, m-, o- und p-Xylol gefunden, die Werte liegen aber laut AGES unter den Grenzwerten für Trinkwasser, gesundheitliche Schäden seien daher nicht zu erwarten.

Allerdings räumte die AGES ein, dass wegen des wahrgenommenen Geruchs nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Konzentrationen der Stoffe im Wasser vor der Untersuchung höher waren. Aber auch wenn die Konzentration der Stoffe um das Hundertfache höher gewesen wäre, sei mit keinem Gesundheitsrisiko zu rechnen.

Anders sei es bei Benzol, das bei einer Probe am 2. Februar nachgewiesen wurde. Es könnte sein, dass zumindest der niedrigste WHO-Trinkwasserwert vor dem Untersuchungszeitpunkt überschritten wurde, das könnte bei einer längerfristigen Aufnahme zu erhöhtem Krebsrisiko führen. Aufgrund der nur kurzfristigen Verunreinigungen sei aber mit „keinem relevanten Risiko“ zu rechnen.

Von der Stadt Villach hieß es, man warte nun nur noch auf eine ärztliche Bestätigung. Spätestens am Mittwoch soll das Trinkwasser freigegeben werden. Die Leitungen seien bereits über eine Woche lang intensiv gespült worden.

Urinproben werden in Speziallabor untersucht

Eine Gesundheitsgefährdung schließen auch die Villacher Behörden derzeit aus. Weil die Verunsicherung bei der Bevölkerung groß ist, ließ die Stadt Villach aber eine Infoseite im Internet einrichten. Zusätzlich können Betroffene ihren Urin untersuchen lassen. Etwa 30 Proben sind seit Montag in einem medizinischen Labor in Villach abgegeben worden. Die Untersuchung selbst erfolgt in einem Speziallabor in Graz, Ergebnisse sind frühestens Anfang nächster Woche zu erwarten.

Warum das Wasser mit Ethylbenzol verunreinigt wurde, steht noch nicht endgültig fest. Da in einem Nebenraum des betroffenen Hochbehälters vor kurzem Rostschutzmaßnahmen mit einem Lack durchgeführt wurden, wird ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Mittlerweile ist auch ein Politstreit über die „Lackwasseraffäre“ entbrannt. Bürgermeister Günther Albl (SPÖ) verlangte in einer Aussendung eine lückenlose Aufklärung. Die Stadt habe zu spät reagiert und trage eindeutig Mitverantwortung, sagte auch Gemeinderat Richard Pfeiler, seit seinem Ausschluss aus der SPÖ wilder Abgeordneter. Sechs Tage lang sei die Bevölkerung nicht gewarnt worden.

Der Obmann des zuständigen Wasserversorgungsverbandes Faakersee, FPÖ-Gemeinderat Wilhelm Fritz wollte am Dienstag zur Verunreinigung des Trinkwassers nicht Stellung nehmen und verwies auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Links:

Stellungnahme der AGES als .pdf:

PDF (8.5 MB)