Herrin über 100.000 Kostüme

Im Fundus des Klagenfurter Stadttheaters lagern auf 9.000 Quadratmetern rund 100.000 Kostüme, die alle schon einmal auf der Bühne getragen wurden. Viele kann man für besondere Gelegenheiten oder Faschingspartys ausborgen. Margit Zitter ist die Herrin der Kostüme.

Margit Zitter und ihre Kollegin sind zuständig dafür, die Kostüme, die benötigt werden, ins Theater zu bringen, sie zu verwalten und auch für den Verleih: „Die haben alle mindestens schon einmal mitgespielt, teilweise werden sie noch als Probekostüme oder für neue Produktionen verwendet. Auch für Chor oder Solisten.“

Kostüme Verleih Stadttheater Fundus

ORF

Empfindlicher Kopfschmuck mit Federn wird nicht verliehen

Kostümbildner haben bestimmte Vorstellungen

Wenn Kostüme für Aufführungen benötigt werden, komme zunächst der Kostümbildner, sagt Margit Zitter, der habe gewisse Vorstellungen. Nach denen werde das Kostüm hergestellt. Nach Ende des Stücks kommen die Kostüme in den Fundus und werden weiterverwendet oder auch umgeändert, wenn nötig. In den Verleih kommen ältere Stücke, bei denen es nicht so tragisch sei, wenn ein Schaden passiere, so Zither. „Ich frage immer vorher, wofür die Kunden die Kostüme brauchen. Jetzt hatte ich eine Dame, die ein Charlestonkostüm für eine Hochzeit gebraucht hat, da suche ich dann schon etwas Schöneres. Es gibt immer mehr Hochzeiten mit Motto.“

Kostümfundus Stadttheater Verleih Kostüme Fasching

ORF

Glitzer und Glamour lagert hier ebenso wie Prachtkleider verschiedener Epochen

Ältere Kostüme für Faschingsverleih

Ältere Teile kommen in den Faschingsverleih, denn bei Partys werde oft nicht aufgepasst. Viele Kostüme hätten tolle Materialien, da wäre es schade, wenn sie kaputt gingen. „Bei den Kleidern werden gute Stoffe verwendet, denn durch das viele Aus- und Anziehen oder schnelle Kostümwechsel muss die Qualität gut sein.“ Die Verarbeitung sei auch toll, oft praktisch mit Klettverschlüssen, zum raschen Umziehen.

Kostüme Verleih Stadttheater Fundus

ORF

Die Stoffe sind hochwertig

Im Büro hat Margit Zitter eine Nähmaschine älteren Modells, das dickere Stoffe bewältigen kann. Sie mache oft kleinere Änderungen wie Hosen kürzen oder enger, das sei Kundenservice. Für viel mehr habe man aber keine Zeit.

Kostüme Verleih Stadttheater Fundus

ORF

Für Fasching gibt es auch lustige Kostüme

Nicht alles kann verliehen werden

Im ersten Stock lagern aufwendige Kostüme vom Stück La cage au folle (Käfig voller Narren). Sie sind mit Straußenfedern versehen, die in allen Farben gefärbt wurden. Diese könne man aber nicht verleihen, sonst werden die Federn sofort kaputt. Es gebe auch Kleider mit Krinolinen oder auch eine intern „Beate-Uhse-Abteilung“ genannte Sammlung mit Miedern und Strapsen. Das werde für Partys auch oft gesucht, zum Beispiel für den Life Ball. „Dafür ist ein Hauch von Nichts ja besser als ein Kostüm“, lacht Margit Zitter. Für die Bühne glitzern auch viele Kostüme, weil das bei den Scheinwerfern gut wirke.

Alle Kleider nur nach Maß

Es gebe im Fundus nur Maßstücke, keine einzelnen Größen, wie man sie aus Geschäften kennt. Sie schaue sich die Kunden an und wisse schon, welche Größe sie brauchen. Man benötige ein gutes Auge und viel Phantasie. Oft kommen auch Kundinnen, die Ballkleider benötigen, denn es habe ja keinen Sinn ein Kleid zu kaufen und nur einmal anzuziehen. Der Fundus verlange eine Kaution, wenn Kleider verliehen werden, so komme es nur selten vor, dass etwas nicht zurückgebracht werde, so Zitter. „Und wenn doch rufen wir so oft an und sind so lästig, dass sie doch zurück gebracht werden.“ Die Kostüme müssen von den Kunden auch gereinigt werden, dafür gebe es eine eigene Reinigung des Theaters, dort können die Kostüme auch gleich zurückgegeben werden. Denn herkömmliche Reinigungen trauen sich über die aufwendigeren Kostüme oft nicht drüber. Mit dem Reinigungszettel gibt es dann auch die Kaution zurück.

Kostüme Verleih Stadttheater Fundus

ORF

Margit Zitter hat ein Auge für die Wünsche ihrer Kunden

Kostüme werden nicht verkauft

Von Tüllkleidern bis zum Bauchtanzkostümen hat Margit Zitter alles, was man sich nur vorstellen kann. Empirestil, Rokoko, Sisi-Kleider mit Unterröcken und Rüschen wurden alle einst nach Maß für die jeweilige Schauspielerin gefertigt. „Dann schaue ich mir die Taille und Oberweite der Kundin an, kriegen wir sie hinein oder nicht.“ Es sei sogar schon vorgekommen, dass Schauspielerinnen ganz besondere Kleider kaufen und mitnehmen wollten, aber meistens werden sie nicht hergegeben. „Was weg ist, ist weg, das muss alles neu gemacht werden.“

„Ich verkleide gerne Menschen“

Grundsätzlich macht es Margit Zitter Spaß, Menschen zu verkleiden: „Mein ganzer Tagesablauf ist Kostüme.“ Wenn sie sich einen Film anschaue achte sie eher auf die Kostüme als auf den Film, da hole sie sich auch Ideen. Zu allen Kostümen werden natürlich auch Accessoires benötigt. Im Ergeschoß des riesigen Lagern stehen Schachteln mit Hüten aller Art, Stiefel und Schuhe, geordnet nach Themen. Die größten Schuhe, die hier lagern wurden von Erich Schleyer getragen, Größe 48,5. Im Theater werden gerade Schuhe der Größe 50 von einem Schauspieler getragen. Bei manchen Teilen hat Margit Zitter auch Mitleid mit den Schauspielern, vor allem wenn es um schwere und warme Kopfbedeckungen geht, die unter den Bühnenscheinwerfern ja noch wärmer sind.

Kostümfundus Stadttheater Verleih Kostüme Fasching

ORF

Größen wie man sie aus Geschäften kennt gibt es nicht, alle Stücke wurden für Schauspieler und Sänger nach Maß gefertigt

Selbst verkleiden „eher nicht“

Margit Zitter hat Listen, welches Kostüm von wem zu welchem Stück getragen wurde, denn es komme vor, dass lange später Stücke wieder benötigt und neu verwendet werden. Selbst auf der Bühne stehen wollte sie nie, sie verkleide sich auch selbst kaum außer einem Besuch beim Life Ball. „Wenn ich am Nachmittag aus der Tür gehe bin ich froh, wenn ich kein Kostüm mehr sehe.“

Link: