Schönheits-OP unterm Weihnachtsbaum

Immer öfter wünschen sich junge Menschen zu Weihnachten eine Schönheitsoperation. Laut Statistik werden vier Prozent der Schönheitsoperationen an Jugendlichen durchgeführt. Die Nachfrage steigt deutlich an, Experten warnen.

Ärzte warnen davor, zu früh mit Schönheitsoperationen zu beginnen, weil die körperliche Entwicklung bei Jugendlichen noch nicht abgeschlossen sei. Eine Operation bleibe eine Operation und sei damit ein Eingriff in den Körper, der nicht ungefährlich ist, sagt Barbara Zink. Sie ist plastische Chirurgin in Klagenfurt und im Vorstand der österreichischen Gesellschaft für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie. Bei Korrekturen an der Nase zum Beispiel sei zu beachten, dass diese zeitlebens wachse: „Auch postoperativ kann es immer irgendwann zu Verschiebungen kommen. Je später man mit diesen Dingen beginnt, desto besser.“

Schönheitsoperation

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Plastische Chirurgin Barbara Zink bei einem Beratungsgespräch

„Jugendliche rechnen oft nicht mit Schmerzen“

Österreich hat das strengste Gesetz Europas in Hinblick auf ästhetische Behandlungen und Operationen, das sogenannte Schönheitsoperationengesetz. Eine Schönheitsoperation ist im Regelfall unter 16 Jahren verboten, ab dem 16. bis zum 18. Lebensjahr ist sie nur mit Einwilligung der Eltern erlaubt.

Sehr oft würden junge Frauen, die sich verschönen lassen möchten, mit ihren Müttern kommen, sagt Zink. Viele jugendliche Patientinnen seien dann aber mit der Erfahrung überfordert, denn „mit 16 ist man Schmerz noch nicht gewohnt“. Es sei ein Unterschied, ob sich jemand mit 40 etwas richten lasse, der wisse, dass das Schmerzen verursache. „Ich kann die Operation nicht ungeschehen machen - nicht wie ein Kleidungsstück, wo ich sage: Das gefällt mir jetzt doch nicht. Das ist oftmals mit dem Alter noch nicht erfassbar“, gibt Zink zu bedenken.

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Anna Maria Daniel im Profil vor ihrer Nasenoperation

Trotz Schmerzen und Narben lassen sich viele junge Menschen nicht von einer Operation abschrecken. Die Maturantin Anna Maria Daniel aus Althofen ist 19 Jahre alt und hat schon einiges machen lassen. Die kleinen Verschönerungen ab 16, die großen Eingriffe mit 18.

Mit 19 schon lange Liste an Eingriffen

„Mit 16 hatte ich Besenreiser an den Nasenflügeln. Das störte mich dermaßen, dass ich zum Hautarzt ging und sie mir regelmäßig entfernen lasse. Dann bekam ich eine Zahnspange und musste mir den Kiefer brechen lassen. Nach der Kiefer-OP wurde mein Gesicht viel harmonischer. Im Dezember des vorigen Jahres wurden mir die Schweißdrüsen abgesaugt und die Lippen aufgespritzt. Heuer habe ich mir die Nase richten und die Ohrtunnel zunähen lassen“, listet die Schülerin auf.

Anna Maria Daniel steht zu ihren Operationen und postete sie auch in den Sozialen Netzwerken. Auch ihre Eltern hätten sich mit ihrem OP-Wunsch arrangiert. „Sie haben gesagt, dass ich mit 18 machen kann, was ich will. Sie unterstützen mich und gehen immer mit zu den Arztterminen. Sie schauen auch, dass es natürlich bleibt“, erzählt die 19-Jährige.

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Anna Maria Daniel und Redakteurin Barbara Liebminger

Psychologe: Kompensatorische OPs bedenklich

Gibt es einen Schönheitswahn bei Jugendlichen, wird immer öfter mit dem Skalpell das noch nicht so recht vorhandene Selbstwertgefühl gestärkt. Der Psychologe Kurt Kurnig sagt, Menschen, die das Geld hätten, würden solche Operationen einfach machen. Andere wiederum würden versuchen, unbewusst damit etwas zu ersetzen. Dann entstehe eine Spirale, so der Experte: „Man wird zunehmend zum Verlierer, weil man den Zugang zu seinem Leben verliert.“ Für diese Gruppe seien Eingriffe laut Kurnig bedenklich.

Anna Maria Daniel hat vorerst keine Pläne für weitere Schönheitsoperationen - zumindest nicht an ihrem eigenen Körper: Nach der Matura will sie Medizin studieren und später plastische Chirurgin werden.