Hunderte Anzeigen wegen sexueller Übergriffe

Die Debatte über sexuellen Missbrauch und Belästigung von Frauen hat auch Kärnten erfasst. Laut Frauenreferat des Landes gab es im Vorjahr 234 angezeigte Fälle. Erstmals wurde daher das Thema Gewalt in den jährlichen Frauenbericht aufgenommen.

Der Skandal rund um den amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein, der dutzende Frauen sexuell belästigt und genötigt haben soll, löste weltweit eine Debatte um das Thema sexuelle Belästigung aus. Im Internet finden immer mehr Frauen den Mut, sexuelle Übergriffe anzusprechen.

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Unter dem Hashtag „metoo“ sprechen Frauen weltweit sexuelle Übergriffe an

Hohe Dunkelziffer bei sexueller Belästigung

Das Thema ist brisant, mit ein Grund, warum Gewalt gegen Frauen im diesjährigen Frauenbericht erstmals auch Eingang fand. Mit 1. Jänner 2016 verschärfte sich auch das Gesetz gegen sexuelle Belästigung. Diese Tatsache schlug sich auch in der Kriminalstatistik nieder. Im vergangenen Jahr gab es 234 Anzeigen wegen sexueller Übergriffe. Einen Großteil davon, knapp ein Drittel, betrafen sexuelle Belästigung, die Dunkelziffer wird aber noch um einiges höher geschätzt.

Mit ein Grund, warum der Bereich thematisiert gehört, ist das Land überzeugt. „Diese Debatte, die jetzt von Amerika aus losgetreten wurde, ist eine Thematik, die jetzt Bewusstsein schaffen muss. Vor allem muss von den betroffenen Frauen wahrgenommen werden, dass das eine Form der Grenzüberschreitung und letztendlich eine Form der Gewaltanwendung ist“, sagt Frauenreferentin Beate Prettner (SPÖ).

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Anstieg von Betretungsverboten

Weitaus größer als die Zahl der angezeigten Sexualdelikte ist jene der Anzeigen, wonach Frauen körperliche und seelische Gewalt angetan wird. Mehr als 5.500 Anzeigen gab es in Kärnten im Jahr 2016. Knapp 1.000 Personen wurden im Gewaltschutzzentrum betreut. „82,4 Prozent davon waren Frauen, die Beratung suchten. Was mich immer besonders bedrückt, ist die Anzahl der Betretungsverbote, die jährlich steigt“, sagt die Frauenbeauftragte des Landes Michaela Slamanig. Im Jahr 2016 gab es 462 Betretungsverbote, die überwiegend gegen Inländer ausgesprochen wurden.

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Im Gewaltschutzzentrum finden Betroffene Hilfe

Gehaltsschere wird kleiner

Es gibt aber auch positive Entwicklungen für die Frauen im Land. Immer weniger Frauen sind armutsgefährdet, immer mehr gut ausgebildet. Die Lohnschere zwischen Frauen und Männern ist zwar noch da, wurde aber kleiner. Aktuell verdienen Männer immer noch um bis zu 20 Prozent mehr als Frauen in den gleichen Positionen.

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