Grabsteine als Zeitzeugen der Geschichte

Grabsteine kommen zunehmend außer Mode. Viele bevorzugen eine Bestattung in einem Friedensforst oder Urnengrab. Vor allem für Historiker sind Grabsteine aber Zeugen der Geschichte eines Ortes. Sie bedauern, dass die Steine vernichtet werden.

Wenn ein Grab aufgelassen wird, werden die Grabsteine und Platten meistens auf eine Deponie gebracht und zermahlen. Manchmal werden Grabsteine auch im Straßenbau verwertet. Sie gelten als zweite Wahl und sind deshalb billiger. Wenn das publik wird, weil Inschriften noch zu sehen sind, sorgt das für Irritation, wie zuletzt am Hans Gasser Platz in Villach - mehr dazu in Bürgermeister will Grabsteinpflaster behalten.

Grabsteine Geschichten aufgelassene Gräber

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Endstation für nicht mehr benötigte Grabsteine

Verwandtschaften und Aufstiege erkennbar

Jeder Grabstein erzählt die Geschichte eines Kulturkreises, da sind sich Historiker einig. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich auch der Geschichtsforscher Joachim Eichert mit Bestattungstraditionen, er arbeitete früher im Landesarchiv.

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Für Joachim Eichert erzählen Grabsteine Geschichten

Grabsteine sind für ihn Geschichtsbücher eines Ortes: „Es lassen sich Verwandtschaften herauslesen, es lassen sich Werdegänge herauslesen. Es gibt einen bürgerlichen Rauchfangkehrermeister in einem Grab liegt und im gleichen Grab liegt der Sohn, der es zum Oberleutnant oder Major gebracht hat.“ All das habe auch mit der Sozialgeschichte eines Ortes oder einer Stadt zu tun.

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Einst teuer gekauft, nun billiges Straßenbaumaterial

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Ältester Friedhof Klagenfurts

„In der Geschichte ein Stück zurückgehen“

Einer der ältesten noch erhaltenen Friedhöfe in der Landeshauptstadt Klagenfurt befindet sich in St. Ruprecht, er wurde gegründet im 18. Jahrhundert. Ob Fabrikant oder reicher Mäzen, ob Kaufmann oder „innig geliebte“ Ehefrau. Hier sind sie in Stein gemeißelt und unvergessen, so Eichert: „Wer dort ansässig ist, kennt die Namen und kann ein Stück zurückgehen. Das kann man mit den heute üblichen Grabsteinen oder Urnengräbern heute leider nicht mehr.“

Steinmetz sammelt alte Grabsteine

Der Ferlacher Steinmetz und Innungsmeister Helmut Cekoni begann in den 1980er-Jahren, alte Grabsteine von aufgelassenen Gräbern zu sammeln: „Ich verwende sie nicht wieder, ich habe sie da, weil sie mir ans Herz gewachsen sind. Wir haben sie ein bisschen renoviert. Es hat aber schon Fälle gegeben, dass Kunden so einen alten Grabstein wollten, den haben wir in Kärntner Material nachproduziert. Die alten Steine gebe ich aber nicht her.“

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Helmut Cekoni sammelt alte Grabsteine, teils aus wertvollem Material

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Steinbrüche, die es heute nicht mehr gibt

Die alten Grabsteine stammen teilweise aus Steinbrüchen, die es heute nicht mehr gibt, wie den Pörtschacher Marmor, so Cekoni: „Klagenfurt hat einmal die weiße Stadt geheißen, weil viel aus dem Pörtschacher Marmor gemacht wurde. Den Hirter Serpentin, ein grünlicher Stein, den gibt es auch nicht mehr.“ Deshalb tue es ihm leid, solche Steine wegzuwerfen, die alten Materialien gebe es nicht mehr.

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Pörtschacher Marmor